Phobien: was kann man dagegen tun?

vom 10.05.2009, 11:50 Uhr

Ich habe für dieses Thema keine andere Kategorie gefunden und hoffe, dass ich hier dennoch richtig bin.

Also, ich selbst habe das Problem gleich mehrerer Phobien. Von Kind an geriet ich in Panik bei Spinnen und allen "Fliegviechern", wie ich sie nenne, Vögel ausgenommen. In den letzten Jahren hat die Spinnenangst, so es nicht solche Kracher wie Vogelspinnen sind, verringert, aber dafür schiebe ich total den Affen vor Libellen. Sie sind so groß und allein das Geräsuch, wenn sie irgendwo gegen fliegen, lasst mir das Blut erstarren und Schweiß ausbrechen, ich bin dann quasi bewegungsunfähig und es geht so weit, dass, würde sich eines dieser Tiere in eines meiner Zimmer verirren, ich diesen Raum nicht mehr betreten würde. Zum Glück habe ich eine sehr gute Freundin, die zudem auch nur ein paar Straßen von mir entfernt wohnt. Sie hat damit keine Probleme und ich kann sie jederzeit rufen, dann bringt sie diese Aliens wieder in die Freiheit.

Ich habe nur keine Ahnung, was ich gegen diese Angst tun kann. So lächerlich es klingen mag, aber ich gehe von klein auf an die größten Hunde, scheue sprichwörtlich Tod und Teufel nicht, jage einem vermutlichen Einbrecher in unserem Garten bewaffnet mit einem Schrubber hinterher und man könnte mich in ein Gehege mit Tigern oder in einen Zwinger mit zehn scharfen Kampfhunden stecken, das würde mich sogar noch freuen, ich würde sie knuddeln (ich weiß, dass diese Sympathie evtl. nicht auf Gegenseitigkeit beruhen könnte....), aber wehe, es käme eine Libelle, ein Falter oder ein Schmetterling des Weges dahergeflogen und würde sich dazu gesellen, dann würde mich die krasseste Panik ergreifen.

Normalerweise leide ich ja an chronischem Asthma, wohne in einem Wohngebiet am Stadtrand, ist ein riesengroßer, in den 1960er Jahren bebauter Berg und wir habe hier auch quasi um die Ecke von meinem Haus aus gesehen, ein riesengroßes Parkgelände. Wunderbar für Kinder und auch Hunde. Natürlich gehört auch ein Weiher dazu. Wenn ich einkaufen war, gehe ich oft heimwärts durch den Park, und da geht es relativ steil bergauf. Nun sind im Sommer ständig LIbellen, die über dem Weiher ihr Unwesen treiben, und irgendwie scheinen es diese Tiere zu riechen, dass ich eine Mega-Angst vor ihnen habe, denn grundsätzlich fliegt mir eine hinterher, und dann kann ich rennen, bergauf und trotz Asthma. Ich weiß ja nicht, welcher Stoff in diesen Momenten ausgeschüttet wird, aber da denke ich gar nicht mehr dran, dass ich doch eigentlich an Asthma leide, im Gegeteil, es gibt dann nur noch eines "nix wie weg". Mich haben auch schon Leute ausgelacht wegen meines Verhaltens, wegen meiner "Sätze", die ich mache. Ich kann's ehrlich gesagt auch verstehen, dass sie lachen müssen, denn im Prinzip ist es doch lächerlich, wenn ich vor den größten Tieren überhaupt kein Muffensausen habe, im Gegeneil, aber vor solch kleinen Lebewesen völlig am Rad drehe.

Ich weiß, dass sie alle nützlich sind. Ich habe auch keinen Hass auf diese Tiere und tue ihnen auch nichts.

Hinzu kommt meine Höhenangst, die sich schon bei einer steilen Treppe bemerkbar macht oder beim Einsteigen in einen Zug, wegen der schmalen, recht hohen Stufen eben. Mal ganz abgesehen, dass ich auch keinen Aufzug besteige, sondern lieber zu Fuß ein Treppenhaus rauf- und runtermarschiere. Allerdings sind dieses Dinge, mit denen ich leben kann, diese Situationen kann ich vérmeiden, selbst kontrollieren und komme damit sehr gut zurecht.

Nicht in den Griff kriege ich aber diese Flugtierpanik. Vor allem ist es so, dass im Sommer grundsätzlich, wenn ich die Schiebetür zum Garten geöffnet habe, sich eine Libelle in den Zwischenraum verirrt und nicht mehr rausfindet. Dann ist stundenlang Ruhe, kein Klappern mehr zu hören, und ich denke "Gott sei Dank, die hat den Ausweg gefunden", aber denkste. Anscheinend fallen die dann in eine Art Wachkoma, aus welchem sie dann irgendwann erwachen und dann geht plötzlich das Geklapper wieder los. Allein dieses Geräusch - da stellen sich mir die Haare ohne jegilchen Festiger oder Haarlack.

Dass sich das nun recht komisch liest, kann ich mir vorstellen. Und ich kann auch nachvollziehen, dass Menschen, die mit so etwas keine Probleme haben, so etwas nicht verstehen können. Aber wenn man von dieser oder anderen Phobien betroffen ist, dann ist man in vielem eingeschränkt und diese Panik, die einen überkommen kann, ist mit keiner "normalen" Angst zu vergleichen.

Mich würde interessieren, ob es hier Menschen gibt mit ähnlichen Problemen und was macht Ihr dagegen? Was haltet Ihr von so genannten "Konfrontationstherapien"? Gibt es das tatsächlich, dass man, wie und durch wen nun auch immer, solche Phobien in den Griff oder gar endgültig los bekommt?

Mir kam das alles jetzt gerade in den Sinn, ´weil es immer wärmer wird und unweigerlich in ein paar Wochen dieses Dilemma, wie jedes Jahr, von vorne beginnt und mir jetzt schon die Haare zu Berge stehen lässt.

» Supergau » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,16 »



Ich muss sagen, dass ich dich in gewissem Maße verstehen kann. Ich habe auch einen schrecklichen Ekel, Spinnen gegenüber. Ebenso mag ich große Libellen nicht besonders und ich bin wegen ihnen auch schon geflüchtet. Spinnen muss immer mein Freund weg machen, wenn ich in der Wohnung welche gefunden habe. Nur kleinere Spinne oder dünne, mache ich selbst weg. Dann sauge ich sie meistens mit dem Staubsauger weg.

Mir hat es geholfen, dass ich mich mehr mit diesen Insekten beschäftigt habe. Ich habe mir Bilder im Internet angesehen und mehr über diese Tiere gelesen. Dann gibt es ja auch kleine Spinne, da macht es mir dann auch gar nichts aus, sie über meine Hand krabbeln zu lassen. Ebenso gibt es kleine Libellen und diese finde ich auch nicht ekelig. Nun machen mir die großen Libellen auch nicht mehr so viel aus. Wenn das bei dir nicht klappt, da du diese Phobie ja schon lange zu haben scheinst. Kann du auch eine Therapie machen. Dort lernst du, mit den Ängsten und dem Ekel solchen Tieren gegenüber, umzugehen. Bei manchen Patienten ist es dann sogar so, dass sie eine Vogelspinne auf die Hand nehmen können, ohne dass sie dabei Angst haben. Du könntest dich ja mal erkundigen, ob es sowas nicht in deiner Nähe gibt.

Gegen die Höhenangst, kannst du sicherlich nicht viel tun. Außer selbst doch öfter die Höhe zu suchen oder trotzdem über Brücken zu gehen und auf Leitern zu steigen. Ich mag zum Beispiel keine Brücken oder Stege. Ich habe Angst darüber zu laufen und bekomme ein ganz komisches und mulmiges Gefühl. Aber ich versuche dann trotzdem, über die Brücke zu gehen. Ob es für Höhenangst auch eine Therapiemöglichkeit gibt, weiß ich leider nicht.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann so gut mitfühlen. Ich grusle mich so vor Spinnen und diversem Krabbelviehzeug. Schon der Gedanke daran verpasst mir eine Gänsehaut. Bei Spinnen ist es aber mehr Ekel als eine richtige Angst. Ich weiß, dass sie mir nichts tun aber ich finde es eklig wenn ich sehe wie sie mit ihren Beinchen rumgrabbeln.

Genauso geht’s mir mit anderen Krabbeltieren, vor allem dicken Käfern, die dann auf Grund ihres Chininpanzers auch noch so fies knacken wenn man aus Versehen drauf tritt. Ich kann das nicht haben, ich kann auch kein Tier tottreten, das kann noch so eklig sein.

Ich kann die dann auch nicht anfassen und vor die Tür tragen um sie auszusetzen oder so, weil die in der Hand ja so krabbeln. Ob man gegen so eine Art von Ekel was machen kann weiß ich nicht aber wenn es sich um eine richtige Phobie handelt soll es ja helfen, wenn man sich direkt mit dem Gegenstand der Phobie auseinandersetzt.

Eine Phobie ist ja meist nur eine Kopfsachen, die man überwinden kann wenn man sich seiner Angst stellt. Ich weiß nicht ob es was bringt aber man hört es ja oft. Mich ekelt es einfach nur und ich kann es mir nicht vorstellen, dass mir das helfen würde wenn mir jemand eine Vogelspinne oder so auf die Hand setzt.

Ich weiß, dass es eine Kopfsache ist und versuche mich in Gegenwart meiner Kinder sehr zusammen zu reißen wenn sie sich ein kleines Krabbeltierchen ansehen wollen, ich will ihnen nicht vorleben, dass ich sie eklig finde, weil ich sie in diesem Punkt nicht prägen will. Dann merke ich immer wieder wenn es sein muss, dann kann ich mit den Tieren und mit meiner Phobie umgehen aber ich werde sie nicht dauerhaft los.

Ich kann mit meinem Ekel für die Tierchen leben, es schränkt mich nicht ein aber wenn man wirklich darunter leidet, dann sollte man es vielleicht mal mit so einer Konfrontationstherapie versuchen.

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» stance » Beiträge: 1775 » Talkpoints: -0,31 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich selbst habe keine Angst vor Libellen. Aber ich kann dich trotzdem sehr gut verstehen. Ich weiß welche großen Ängste du durchleidest und wie schrecklich das für dich ist. Jemand der sich mit Phobien nicht auskennt, mag deine Ängste nicht verstehen. Ich kenne mich aber mit Phobien relativ gut aus und kann alles was du geschrieben hast nachvollziehen. Es ist sehr wichtig, dass dir geholfen wird. Und dir kann geholfen werden. Phobien kommen sehr häufig vor.

Zunächst eine gute Nachricht: Libellen sind für Menschen ungefährlich. Libellen stechen Menschen nicht und sie beißen auch nicht.

Du hattest vermutlich in deiner Kindheit ein unangenehmes Erlebnis mit Insekten, was dich sehr erschreckt hat. Das führt meistens zur einer Vermeidungshaltung. Man ist sehr bemüht bestimmte Situationen nicht nochmals erleben zu müssen. Oft kommen immer mehr Situationen auf, die man als sehr bedrohlich erlebt - die Angst steigert sich und eine Phopie wird ausgebildet. Vermutlich beschäftigst du dich auch sehr häufig in Gedanken mit deinen Ängsten. Das führt dazu, dass dir allerlei Horror-Szenen in den Sinn kommen, was die Angst noch größer macht. Das ist ein Teufelskreislauf. Du hast dir ohne es zu wollen deine Angst regelrecht antrainiert.

Phobien können sich auch auf den Körper auswirken. Man kann in Angstsituationen Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Beklemmunsgefühle im Brustkorb, Taubheitsgefühle in den Händen und noch andere Symptome bekommen. Diese Symptome fühlen sich sehr gefährlich an, sind aber medizinisch gesehen unbedenklich (wenn sie nur von der Psyche ausgehen). Sobald die Angstsituation vorbei ist, gehen alle Symptome zurück. Es entstehen keine Folgeschäden im Körper.

Um aus diesen Kreislauf wieder rauszukommen, solltest du dich erstmal gut informieren. Alle deine Gedanken sagen dir, dass Libellen gefährlich sind. Vielleicht befürchtest du sogar, dass Libellen deine Ängstlichkeit spüren und es deshalb voll auf dich abgesehen haben. Oder du hast irgendwelche anderen Gedanken, die dir sehr real vorkommen. Hier solltest du beginnen gezielt gegenzusteuern. Informiere dich über Libellen. Überzeuge dich davon, dass Libellen für Menschen harmlos sind und dir nichts böses wollen. Vermutlich wird es dir schwer fallen, das zu glauben. Vielleicht werden dir noch viele Bedenken einfallen. Rede mit einem Menschen, der dich ernst nimmt, offen über diese Bedenken. Deine Angst wurde über einen langen Zeitraum gefestigt. Es wird sicher auch seine Zeit brauchen, um die Angst langsam abzubauen.

Später solltest du dich aber auch deiner Angst stellen. Am besten mit einer Person, der du vertraust. Es ist wichtig, dass man aufhört die Situationen, welche Angst hervorrufen, zu vermeiden. Am Anfang ist das extrem schwer, weil alles in dir sich dagegen sträubt. Wenn du dich aber mehrmals hintereinander in eine scheinbar gefährliche Situation begeben hast, baut sich die Angst langsam ab. Du merkst, dass sich deine Befürchtungen nicht erfüllen und dass dir die Libellen keinen Schaden anrichten. So kannst du ganz langsam deine Phobie überwinden. Aber eine Konfrontation mit Angstsituationen muss sorgfältig geplant und besprochen werden.

Wenn die Angst zu groß ist, wäre es eventuell auch angebracht, einen Therapeuten aufzusuchen (eventuell zahlt das auch die Krankenkasse). Ich persönlich bin der Meinung, dass es möglich ist, Phobien auch ohne einen Therapeuten zu überwinden, wenn man Personen kennt, die sich auf diesen Gebiet auskennen. Aber du solltest auf jeden Fall Unterstützung von anderen Personen erhalten. Alleine wirst du wahrscheinlich da nicht rauskommen.

Treffen meine Beschreibungen auf dich zu? Wenn meine Vermutungen nicht zutreffen kannst du das gerne korrigieren. Und stelle Fragen, wenn du noch mehr wissen möchtest. es ist sehr wichtig, dass du aus dir heraus gehst und dass deine Ängste widerlegt werden.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Zunächst einmal vielen Dank für eure lieben Antworten. Mit so viel Verständnis häte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, sodnern eher damit, dass man nicht nun eventuell für absolut irre halten könnte und es eben nicht versteht. Ich war deshalb auch angenehm überrascht. Auch davon, dass auch andere vor diesen Flug-/Krabbel- und anderen Viechern den Horror schieben.

@Kengi: Zu 99% treffen all deine Beschreibungen zu. Dass ich mir, weil ich mir so viele Gedanken mache und mir jetzt schon im voraus die Angst hochkriecht, diese Ängste regelrecht antrainiert habe, stimmt, und das war mir bis jetzt, als ich deinen Post mehrmals reflektierte, so gar nicht bewusst.

Dass sie ungefährlich sind, das weiß ich. Es geht bei meiner Angst auch nicht darum, dass die mir was tun könnten. Ich empfinde einfach nur Abscheu, sie sind groß, und sie haben SEHR große Augen. Dass sie nicht stechen, ist mir bekannt und dass sie mir auch sonst nicht tun können, nur das ist ja nicht mein Problem. Ich glaube, ich würde, wenn so ein Vieh sich mir auf den Kopf setzt, einen Herzschlag bekommen und tot umfallen. Also wenn so ein Teil oder ein ähnliches bei mir irgendwo am Körper pappt, drehe ich durch und führe einen Feitztanz der ersten Generation auf.

Mit der Kindheit liegst du richtig, bzw. ging es schon vorher los, jedenfalls bezogen es hier alle auf folgendes Ereignis: ich wurde im März geboren, meine Mutter war hochschwanger mit mir und übernachtete mit meinem Vater bei meinem Großvater. Meine Mutter trug ein Nachthemd. Sie schlief ein, das Fenster war geöffnet, wir sind alle Frischluftfanatiker. Plötzlich wurde sie wach, wei sie irgendwas Richtung Dekolletee kitzelte, und da sie wissen wollte, was es ist, machte sie das Licht an und konnte gerade noch sehen, wie dieser Falter sich weiter nach unten unterm Nachthemd begibt und auf ihrem dicken Bauch einfach pappen blieb. Sie wurde total hysterisch, obwohl sie davor nie Angst hatte. Also sprang sie auf, rannte regelreht auf dem Bett hin und her und schrie, das Nachthemd konstant wedelnd, in der Hoffnung, er ginge weg, "das Vieh, das Vieh".

Die gesamte Mannschaft wurde wach, jeder suchte in Schränken und unter den Betten nach einem Elefanten (nicht wirklich, aber sie suchten eben ein größeres Tier), bis meine Mutter signalisieren konnte, wo da was saß. Sie halten ihr, wie weiß ich nicht, ist auch jetzt egal. Aber ich denke, dass Babys, bevor sie geboren werden, durchaus Dinge von außen mitbekommen, sei es Stress, Freude oder Angst. Vielleicht liegt meine Phobie diesbezüglich auch in diesem Erlebnis begründet.

Ich war noch ganz klein und kenne gar kein Leben ohne diese Ängste. Nicht förderlich war natürlich, dass meine Mutter und mein Bruder mich immer aufzogen. Einer sagte immer wieder, du hast ne Spinne auf der Schulter sitzen und sie trieben das "Spiel" immer so weit, bis ich völlig panisch reagierte. Und dann hieß es immer zum Schluss "wenn du dich jetzt nicht gibst, gehen wir morgen zum Arzt." Das war so nicht in Ordnung und hat meine Ängste natürlich noch enorm verstärkt, aber ich bin meiner Mutter deshalb auch posthum nicht böse, weil ich weiß, dass sie mir damit nicht ernsthaft schaden wollte. Sie und mein Bruder fanden es eben lustig, wenn ich nach einer Zeit des Aufziehens ausgeflippt und durchs Wohnzimmer gesprungen bin.

Die von dir beschriebenen Symptome kenne ich. Auch das Hyperventilieren, was natürlich "optimal" ist, wenn man zusätzlich noch an chronischem Asthma leidet, dann hat man bezüglich der Atemschwierigkeiten die doppelte böse Karte. Ich kenne allerdings den Trick mit der Tüte, und der funktioniert sogar.

Du hast völlig Recht, was meine Gedanken betrifft, denn ich schiebe tatsächlich Paranoia und habe das Gefühl, dass sie meine Angst förmlich riechen und mir gerade deshalb immer hinterher sind. Das ist ja auch im Park immer so. Da sitzen zig Leute auf den Bänken, die um den Weiher herum aufgetellt sind. Über dem Wasser schweben die Libellen und fliegen zu keiem anderen. Aber tauche ich auf, gehe nur vorbei, rucki zucki ist mir eine hinteher... Ich kriege jetzt schon wieder Zuckungen, wenn ich nur daran denke.

Deinen Ratschlag werde ich befolgen, denn ich weiß auch schon jemanden, an den ich mich diesbezüglich wenden werde. Er hat sehr viel Verständnis, zumal er selbst psychisch erkrankt war (ich habe nicht nur diese Phobien, sondern leide an BPS, was sehr komplex ist und eben auch Phobien mit einschließt), und kann aufgrund dessen auf andere viel sensibler und verständnisvoller eingehen. Er kommt jeden Mittwoch. Also werde ich übermorgen das Thema mit ihm angehen, denn ihm kann ich vertrauen.

Therapie seitens der Krankenkasse bekomme ich aufgrund meiner Diagnose ja anstandslos gezahlt, sogar Langzeittherapien. Nur war es so, dass mein Therapeut im letzten Jahr im Dezember meinte, das nächste Mal sei die letzte Stunde und er wolle die Therapie nicht weiter fortsetzen. Warum, weiß nicht nicht. Ich kann es auch ncht auf mein Verhalten zurückführen, denn ich war nicht einmal unhöflich zu ihm und habe ihn auch sonst nicht kompromittiert. Ich denke, er war zum einen überfordert, denn er ist eben als Therapeut nicht auf BPS spezialisiert, wusste ich aber nicht, aber ich wusste ja vor über drei Jahren auch meine Diagnose selbst noch nicht.

Also habe ich ihm auf die Stunde, die mir noch zugestanden hätte, was gepustet und ihn sofort, wenngleich er mir auch anbot, weiterhin zur Medikation und als Arzt, wenn irgend etwas vofiele, zur Verfügung zu stehen, direkt abgehakt. Ich habe mich nun aufgrund dessen auf eine Warteliste setzen lasse, das ist eine Art "Sprungbrett", bis hiefür ein adäquater Therapeut gefunden wurde. Aufgrund dessen sowie der langen Wartezeiten steht mir derzeit, obwohl die tK sofort wieder genehmigen würde, leider kein Therapeut zur Verfügung und so muss ich zusehen, wie ich zwischenzeitlich selbst klar komme.

Ich wäre nur unbeschreiblich froh, wenn ich diese Angst endlich los hätte, und auch die Angst vor großen, freilaufenden Hunden. Nein, ich habe da nicht um mich Angst, wir hatten immer Hunde, u.a. auch Schäferhunde. Es geht mir um meine Kleinen, es sind Westies, und die hätten gegen einen großen keine Chance. Das wäre das nächste, was ich angehen will. Ich weiß nicht, warum, aber ich stecke voller Ängste und vieles wird mir erst jetzt bewusst. Es ist aber gut so, denn so kann und werde ich das jetzt alles angehen und auch, sobald ich einen neuen Therapieplatz habe, zusätzlich zur Sprache bringen. Ich denke aber auch, dass derjenige, von dem ich eben schrieb, mr auch schon helfen kann.

Darf ich dich fragen, warum du dich mit Phobien und dem Verhalten so gut auskennst?

Jedenfalls danke ich dir, du hast mir Alternativen aufgezeigt und Ratschläge gegeben, die ich auf jeden Fall befolgen werde, auch die der anderen Poster. Und meint nun bitte nicht, ich sei aufgrund von BPS komplett verrückt. Es ist mir peinlich, aber nun mal nicht zu ändern.

» Supergau » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,16 »


Ich hatte vor einigen Jahren schlimme Nebenwirkungen von einem Medikament. Danach sind bei mir Phobien aufgetreten (z.B. Angst Medikamente einzunehmen). Ich habe mich ausführlich informiert, weil ich wissen wollte, was ich gegen meine Phobie machen kann.

Nach deinen Erzählen hast du sehr große Angst. Deshalb würde ich an deiner Stelle zunächst nur Gespräche mit deinem Bekannten führen. Für eine bewusste Konfrontation mit deiner Angst scheint es mir zu früh zu sein, du bist noch nicht darauf vorbereitet.

Wichtig ist, dass du volles Vertrauen zu deinen Bekannten hast, so dass du keine Angst haben musst, dass dein Bekannter deine Gedanken komisch finden könnte. Spreche es aus, was dir Angst macht. Ziel der Gespräche soll sein, dass du langsam deine Denkweise änderst. Deine Gedanken sind im Laufe der Zeit immer mehr von deinen Ängsten und deiner Fantasie geprägt worden und liegen sozusagen in einer anderen Dimension. Oftmals ist man sich aber gar nicht bewusst, wie unrealistisch die Gedankengänge sind. Wenn man mit anderen darüber spricht, merkt man erst richtig, wie weit sich die Gedanken von der Wirklichkeit entfernt haben. Typisch für Phobien ist, dass diese oft verheimlicht werden, weil es den Betroffenen peinlich ist. Wenn du diese Mauer durchbrichst, hast du schon mal einen wichtigen Schritt getan.

Setze dir realistische Ziele. Ich vermute, dass eine gewisse Abscheu gegen bestimmte Tiere bei dir erhalten bleiben wird. Auch die Angst kann man nicht in jeden Fall vollständig loswerden. Aber es wäre schon sehr viel erreicht, wenn die Angst auf ein normales und erträgliches Niveau gebracht werden kann.

Mir hat es geholfen, wenn ich mich viel informiert habe und angefangen habe rational zu denken. Ich hatte zum Beispiel die Befürchtung, dass ich bei jedem weiteren Medikament, welches ich einnehme, wieder schlimme Nebenwirkungen bekommen werde. Ich wollte gar nicht daran denken. Als ich mit viel Überwindung dann doch mal wieder ein Medikament eingenommen habe, musste ich feststellen, dass nichts passiert ist. Immer wieder habe ich erlebt, dass meine Befürchtungen, welche ich für absolut real eingestuft habe, nicht eingetreten sind. Das hat mir Mut gemacht.

Ganz wichtig ist ein gutes Durchhaltevermögen. Mir ging es mit meinen Ängsten mal besser und dann plötzlich wieder schlechter. Lass dich davon nicht entmutigen. Es ist normal, dass man mal weniger und dann wieder mehr Angst hat. Aber wenn du durchhältst und aufhörst vor deiner Angst zu flüchten, dann kannst du die Angst mit der Zeit besiegen. Ich möchte dir keine Angst machen, sondern dich darauf vorbereiten, dass es immer wieder Rückschläge geben kann. Ich schreibe dir das, damit du durchhältst und nicht den Mut verlierst.

Und halte Kontakt mit deinen Bekannten. Eine Person, der man sich anvertrauen kann und die einen versteht, ist in so einer Situation eine ganz wertvolle Stütze.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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