Selbstständig: Gesetzliche oder Private Krankenversicherung?

vom 31.01.2009, 22:07 Uhr

Ich bin 53 Jahre und habe mich ab dem 01.02.2009 von meinem derzeitigen Arbeitgeber unbezahlt frei stellen lassen. Ab diesem Tag gehe ich einer gewerblichen Tätigkeit nach. Muss mich daher auch selbst um eine Krankenkasse bemühen, wo ich mich nun weiter versichere. Nur bei den ganzen Vergleichen in den letzten Wochen bin ich nun eher noch mehr verunsichert.

Daher stelle ich die Fragen auch gern in das Forum. Sollte man in der gesetzlichen KV bleiben, oder vielleicht doch in eine private wechseln, auch mit dem Risiko dort für immer vielleicht verbleiben zu müssen? Einige im Forum haben bestimmt auch schon vor einer derartigen Problematik gestanden oder kennen sich in der Thematik gut aus und mich würden mal eure Tipps, Ratschläge und Erfahrungen interessieren.

» landshuter » Beiträge: 4 » Talkpoints: 2,35 »



Ganz ehrlich: Das kommt im Grunde darauf an, womit Du finanziell langfristig besser fährst - ich blieb am Anfang meiner Selbstständigkeit auch noch in der gesetzlichen Krankenversicherung.

Die Knackpunkte für einen Wechsel der Krankenkasse sind meiner Meinung nach

- wenn das Gewerbe zum echten Haupterwerb wird (Du also nicht mehr in den Job zurückkehrst), da hier in der Regel die Einnahmen / Umsätze / Gewinne in einer Größenordnung liegen, wo man als selbstständiger "Normalpatient" bei der gesetzlichen ewig draufzahlt. Man kann zwar beides problemlos absetzen, aber man muss ja nicht auf Zwang unnötige Kosten ohne Wertzuwachs produzieren.

- wenn die Beiträge in die gesetzliche Krankenversicherung über 300 / 350 Euro rutschen, da man hier für das gleiche Geld mehr Leistung bekommt - ich bin beispielsweise bei der Halleschen Leben mit einem typischen Privatpatienten-Chefarzt-Einzelzimmer usw. Paket versichert und zahle gerade einmal 245 Euro und ich bekomme da noch oft was zurück. Vor meinem Wechsel musste ich bei der BARMER 360 Euro zahlen für das 08/15 Kassenpatientpaket.

Prinzipiell kommt es natürlich auch auf den Antragsteller an - ist man jung und gesund ist die private Krankenversicherung natürlich billiger, alles andere verteuert den Tarif. Trotzdem liegen diese dann trotzdem meist immernoch weit unter denen der gesetzlichen Kassen. Der Wechsel von der privaten Kasse zurück in die gesetzliche Kasse ist übrigens mittlerweile weit weniger umständlich als noch vor einigen Jahren - das sollte also kein echtes Hindernis sein.

Fazit: Wenn Du streng nach kaufmännischen Maßstäben und auf "Risiko" gehen möchtest wechsel dann die Kasse wenn absehbar ist, dass die private billiger ist als die gesetzliche - natürlich mit etwas Vorlauf :wink:. Willst Du eine Nummer sicherer gehen, wechsel dann die Kasse wenn dein Gewerbe sich gefestigt hat und Du dauerhaft die Absicht hast, selbstständig zu bleiben.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also da würde ich erst einmal abklären, wie viel Geld du im Monat dafür ausgeben kannst und Angebote einholen. Wenn du es Dir leisten kannst würde ich die private Versicherung immer bevorzugen.

Als mein Mann damals selbständig war, war es noch nicht so leicht wieder zurück in die gesetzliche Versicherung zu kommen, wenn es mit der Selbstständigkeit mal nicht mehr klappt. Das hat sich ja aber nun seid kurzem geändert und die gesetzlichen Krankenkassen müssen Dich wieder aufnehmen, wenn du zum Beispiel arbeitslos wirst, weil deine Firma nicht mehr läuft.

Damals hat mein Mann als Existenzgründer bei der AOK knapp 120 Euro im Monat bezahlt. Später wenn du nicht mehr als Existenzgründer geführt wirst, wird teurer. Dann kann man aber natürlich immer noch wechseln. Das kommt aber wie gesagt alles auf dein Einkommen an und wie lange du schon dabei bis um zu wissen, ob du solche „Angebote“ der Krankenkassen wahrnehmen kannst.

» Naffi » Beiträge: 948 » Talkpoints: -1,22 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Private oder gesetzliche Versicherung ist immer ein spannendes und diskutiertes Thema. Ich fang dann mal an ;). Du hast geschrieben, dass du 52 Jahre alt bist. Die magische Grenze, an der man sich überlegen sollte, ob der wechsel zu einer Privaten (PKV) noch Sinn macht, liegt zwischen 50 und 55 Jahren.

Die alles entscheidende Frage in deinem Fall ist meiner Meinung nach dein Gesundheitszustand. Bist du kern gesund, dann macht die PKV auf jeden Fall Sinn. Hast du Krankheiten, Dauerschäden oder Gebrechen etc. dann solltest du dir Angebote einholen, bzw. Probeanträge stellen, ob sie dich nehmen, wenn ja zu welchen Konditionen (Ausschlüsse, Risikozuschäge usw). Ich kenne deine persönliche Situation hierbei nicht, daher kann ich dir hier auch nur diese allgemeinen Auskünfte geben.

Der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung ist richtig heftig geworden.

Als Existenzgründer werden dir zur Zeit 14,9 % von ca 1900€ Umsatz pro Monat in Rechnung gestellt. Steigt dein Umsatz/Gewinn, dann steigt natürlich auch der Beitrag. Der Höchstbeitrag liegt zur Zeit bei ca. 644€ pro Monat. Das schlimmste daran ist, du hast bei diesem Beitrag nicht einmal Anspruch auf Krankentagegeld, wenn du einmal länger krank sein solltest. Diesen Anspruch kannst du dir nur durch einen zusätzlichen Wahltarif sichern (also noch mehr Beitrag).

Der Beitrag in einer Private Krankenversicherung richtet sich ausschließlich nach gewählten Leistungen, Gesundheitszustand und Eintrittsalter.

Klingt schlimm, ist es aber gar nicht. Ich selbst bin auch privat versichert und zahle (dank meines jungen Eintrittsalters) nicht einmal 200 €. Gewählt habe ich Leistungen aus der "Mittelklasse" keine Top, aber auch keine schlechten Leistungen und natürlich auch Krankentagegeld). Ein Wechsel zurück in die gestzliche Krankenversicherung ist heute kein Problem mehr.

Seit 1.4.2008 besteht in Deutschland Versicherungspflicht für jeden Bürger. Damit einher geht auch ein Kontrahierungszwang, d.h. dein vorige Krankenversicherung muss dich auch wieder aufnehmen. Solltest du z.B. nach 3 Jahren selbständigkeit feststellen, dass du als Arbeitnehmer doch besser aufgehoben bist, dann tritt für dich sowieso wieder Versicherungspflicht ein, nach der dich eine gesetzliche Kasse deiner Wahl wieder aufnehmen muss. Es sei denn, dein Einkommen liegt dann oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze, dann darfst du auch auf Antrag in der Privaten Versicherung bleiben. (Musst du aber nicht). Das gleiche Gilt, wenn du in Rente gehst, dann hast du die Wahl zwischen Krankenversicherung für Rentner (Privat) oder der gesetzlichen, wenn du mehr als 4/5 deines Arbeitslebens gesetzlich versichert warst.

Fazit: Stell einen Probeantrag bzw. lass dir Angebote machen und vergleiche die Preise. Du bist an der Schwelle zu dem Alter wo die Preise der Privaten entweder gleich oder etwas über denen der gesetzlichen liegen könnten.
Vergleich einfach ein wenig.

PS: Falls du noch Fragen haben solltest oder ich dir irgendwie weiterhelfen kann/soll, stehe ich dir zu diesem Thema gerne zur Verfügung.

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» jasper » Beiträge: 554 » Talkpoints: -0,26 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Aussage mit dem Risiko immer in der Privaten bleiben zu müssen, kann man so nicht stehen lassen. Denn es ist in der Privaten heute weniger Risiko zu finden als in der Gesetzlich. Die Private hat die Alterungsrückstellung die Gesetzliche kennt das nicht. Im Gegenteil, weil die Gesetzliche das nicht hat, müssten die Beiträge im Laufe der Zeit ins unermessliche steigen. Das geht natürlich nicht, weil das dann keiner mehr bezahlen kann. Also wird es hier einen finanziellen Kollaps geben. Dem hat die Politik bekanntermaßen bereits versucht entgegenzusteuern und es wurden bei den gesetzlichen Kassen bis zu 25% höhere Beiträge innerhalb eines Jahres verlangt, mit der Option in der 2.Hälfte des Jahres 2009 nochmals zuzuschlagen, wenn es erforderlich wird.

Mittlerweile streiken die Ärzte. Was glauben Sie, kommt die nächste Erhöhung? Ein weiterer Punkt der immer unterschätzt wird: Bei der Privaten ist der Beitrag ab dem Alter 65 gedeckelt. Das heißt, die 10% gesetzliche Altersrückstellung ist nicht mehr fällig und ebenso Zusätze wie Krankentagegeld, Beitragsentlastung etc. Durch reduziert sich schon der Monatsbeitrag in der Privaten. Dann wird die Alterungsrückstellung noch zur Beitragsentlastung eingesetzt, so das hier mit stabilen Beiträgen bis zum Tod zu rechnen ist. Das hat die Gesetzliche nicht und muss wegen der Überalterung Ihrer Mitglieder, auch im Verrentungsalter ständig die Beiträge anpassen.

Heute haben Sie in einem noch jugendlichen Alter und entsprechender Gesundheit die Möglichkeit, sich für die Private zu entscheiden und die Vorteile dieses Gesundheitsschutzes für sich zu nutzen. Wenn Sie dann auch noch eine Beitragsentlastung zur Privaten wählen können, sind Sie im Verrentungsalter auf der Gewinnerseite, vorausgesetzt, Sie haben aus 42 Versicherungsgesellschaften mit ca. 16000 Tarifen die richtige Kombination ausgewählt. Dafür gibt es den Versicherungsmakler, der alle Versicherungen im Programm hat und entsprechen über eine Software vergleichen kann. Lassen Sie sich nicht von einem Ausschließlichkeitsvertreter, der vertritt 1 Versicherung oder einem Mehrfachagenten, der hat 3-10 im Rucksack, verar.....en!

Letztendlich ist es auch eine kaufmännische Entscheidung in welches System ich wechseln will. Das Gesetzliche mit einem Mindestschutz der jedes Jahr schlechter wird, wegen Leistungskürzungen, oder des Private mit klaren Leistungsdefinitionen und Kosten. In der Privaten kaufen Sie sich ein Stück Versicherung mit genau der Leistung die Sie sich ausgesucht haben und auch mit der Selbstbeteiligung die Sie gewählt haben. Sind Sie gesund kann die größer sein, als wenn sie schon die eine oder andere gesundheitliche Baustelle haben.

Und wenn mal die Hütte brennt, werden Sie in der Gesetzlichen mit dem 1,7fachen Satz der Gebührenordnung der Ärzte behandelt und der Privatpatient mit mind. dem 3,5 fachen Satz. Das heißt bei der Gesetzlichen dann, wenn der 1,7 fache Satz ausgeschöpft ist, Sie sind austherapiert und bei der Privaten gehts da halt noch mind. bis zum 3,5 fachen Satz weiter.

» Ernährungsspezialist » Beiträge: 6 » Talkpoints: 0,08 »


Guten Tag Ernährungsspezialist und 'Vorredner', ich freu mich, dass hier Sachinfos ausgetauscht werden.

Diese Woche höre ich von einer Bekannten (ohne Internet) die einen kleinen Reformladen hat, in dem nichts zu verdienen ist: Wegen der günstigen Lebensmittel als Eigenbedarf ist sie gezwungen, den Laden mit 67 Jahren weiter zu halten, aber stöhnt über den hohen PKV-Beitrag.

Ich fand keine eindeutige Aussage darüber, dass man in díe GKV auch wechseln kann, wenn man zeitlebens in der PKV war und - nach 65 - weiter selbständig arbeitet. Welche Möglichkeiten empfehlt Ihr ihr? Gern will ich ihr helfen.

» Xamien » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,36 »


So einfach ist ein Wechsel in die Private Krankenversicherung nicht. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass Sie gar nicht wollen. Habe mich 2005 selbstständig gemacht und dachte - endlich privat krankenversichert. Pustekuchen - jeder Antrag wurde aufgrund einer Vorerkrankung (Allergie) abgelehnt. Die nehmen wohl nur kerngesunde Menschen.

Bin jetzt freiwillig gesetzlich versichert. Der Nachteil hierbei ist, dass man alle Jahre sein Einkommen (Steuerbescheid) der Krankenkasse vorlegen muss. Je nachdem muss man dann Beiträge nachzahlen. Mich selbst hat gerade eine ziemlich schmerzhafte Nachzahlung getroffen.

» Abby » Beiträge: 173 » Talkpoints: 0,97 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin ja nun auch seit über drei Jahren selbständig und seitdem auch freiwilliges Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung. Bin da auch bei der Barmer und zahle da mit der Pflegeversicherung 204 Euro und ein paar Cent im Monat. Dafür zahle ich dann aber auch nur meine 10 Euro Praxisgebühr im Quartal und die Zuzahlung falls ich mal Medikamente brauche. Alle anderen Leistungen rechnet der Arzt direkt mit der Krankenkasse ab.

Wie sieht das nun bei einer privaten Versicherung aus? Man zahlt seinen Beitrag, der wie ich hier lesen kann, auch nicht niedriger ist, als bei meiner gesetzlichen Kasse. Dazu hat man meist noch eine Selbstbeteilung im Jahr und der Arzt drückt mir die Rechnung in die Hand. Somit muss ich erstmal finanziell in Vorleistung gehen. Sobald dann der Betrag der Selbstbeteilung (wenn vorhanden) erreicht ist, kann ich alles andere bei der privaten Versicherung einreichen und bekomme dann mein Geld.

Korrigiert mich, wenn sich dieses Prozedere mittlerweile geändert hat. Aber so kenne ich das über viele Jahre hinweg. Noch dazu, wo der Beitrag eben mit dem Alter auch bei der privaten Versicherung steigt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich bin trotz Selbstständigkeit auch in der gesetzlichen Krankenversicherung. Wegen meiner chronischen Erkrankung ist das auch deutlich günstiger.

Abby hat geschrieben:Der Nachteil hierbei ist, dass man alle Jahre sein Einkommen (Steuerbescheid) der Krankenkasse vorlegen muss. Je nachdem muss man dann Beiträge nachzahlen. Mich selbst hat gerade eine ziemlich schmerzhafte Nachzahlung getroffen.

Das sehe ich jetzt nicht so wirklich als Nachteil. Und das man nachzahlen muss ist dann doch nicht nur bei der Krankenkasse so, meist sind dann auch andere Nachzahlungen fällig. Speziell aber für diese Versicherung gilt: Beitragsanpassung beantragen oder für sich sparen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das mit der Vorleistung sehe ich jetzt auch nicht als konkreten Nachteil, sondern eher noch als Vorteil! Warum?

Habe ich einen hohen Selbstbehalt oder einen Vertrag der dementsprechend ausgelegt ist so dass ich die Versicherung nicht in Anspruch nehme bekomme ich in der Regel etwas zurückgezahlt, meist immer mehr Monatsbeiträge mit steigender Mitgliedsdauer. Warum sich das lohnt? Z. B. bekomme ich aktuell knapp 5 Monatsbeiträge pro Jahr zurückgezahlt weil ich meine private Krankenversicherung die ganze Zeit nie in Anspruch genommen habe - heißt für mich: am Jahresende mal eben über 1200 Euro mehr in der Kasse! Bei der gesetzlichen wären hier als blöder Vergleich 1800 Euro weg!

Reell habe ich vielleicht 200 - 300 Euro Arztrechnungen im Jahr - heißt für mich: ich mach bei der privaten Krankenversicherung immernoch ein Plus von 900 Euro im Vergleich zur gesetzlichen, ganz abgesehen davon, dass ich Patient 1. Klasse bei fast jedem Arzt bin. Und diese 300 Euro Rechnungen, die einem die private Krankenversicherung dann wegen des Selbstbehaltes nicht erstatten kann, kann man ja sowieso wieder von der Steuer absetzen.

Und: Man muss auch nicht immer in Vorleistung gehen, das bezieht sich eher auf den Kleinkram. Bei dicken OPs auf die man sich vorbereiten kann und die nicht überraschend kommen kann man das auch mit der PKV im Vorfeld abklären. Ansonsten: Rechnung bekommen, wenn die über dem Selbstbehalt liegt direkt an die PKV weiterleiten und diese bezahlen lassen. Also mit den Vorleistungen ist das nicht so pauschal - die Angst hatte ich auch, dass ich da auf einmal 20.000 Euro vorstrecken muss falls mal plötzlich was großes sein sollte (ist aber nicht so).

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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