Kindererziehung - Kennt ihr sinnvolle Belohnungssysteme?

vom 16.07.2008, 13:09 Uhr

Hallo,
sicher hat der eine odere andere von euch schonmal die legendäre "Super Nanny" gesehen. In ihrer Erziehung tauchen immer wieder Belohnungssysteme auf, zum Beispiel in Form von selbst gebastelten Tafeln wo dann Smilies aufgeklebt werden. Wenn dann die Wochenbilanz positiv war, gibt es eine Belohnung.

Was haltet ihr von solchen Erziehungsmaßnahmen? Habt ihr vielleicht so was schon selbst eingeführt? Und kennt ihr ihr Internetseiten, wo ich mehr dazu finde, zum Beispiel Bastelanleitungen?

Lg

» meredesgrey » Beiträge: 308 » Talkpoints: 9,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Hallo,
wir hatten so eine Sternentafel. das war ein bunter Din a 4 Bogen Pappe, und Sternchen Aufkleber. Es ging aber nicht um erziehen sondern ums " in die Hose machen".

So gab es für jeden Tag, wo die hose trocken war einen Stern, und bei 10 Sternen durfte unser Sohn sich eine Aktivität aussuchen. Zoo, Schwimmbad, Eis essen oder so.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Als kind wurd bei mir offenbar alles falsch gemacht, denn ich wurde von meiner Mutter und insbesondere von meiner Oma immer mit Süßigkeiten belohnt oder mit Spielzeug. D.h., wenn ich brav war, gab es Schokolade oder mir wurde irgendein Puzzle oder Spielzeug gekauft, was ich noch nicht einmal so wirklich haben wollte.
Deshalb ging meine Erziehung wohl auch in die Hose ;)

Ich finde so eine Art Strichliste viel besser und auch gut daran, dass das Kind sehen kann, dass es gerade dabei ist, etwas zu erreichen und dass es auf etwas hinarbeitet. Allerdings finde ich die Belohnung etwas zweifelhaft. Fändet ihr es wirklich erstrebenswert, euer Kind damit zu belohnen, mit ihm ins Schwimmbad oder in den Zoo zu gehen, also, fändet ihr wirklich, ein Kind muss sich so etwas 'erarbeiten' ?! Vielleicht denk ich schon wieder viel zu weit bzw. vielleicht auch viel zu plump, aber ich fände es wahrscheinlich komisch, wenn mein Kind sich Dinge erarbeiten müsste, die ich eher selbstverständlich finde.

Vielleicht würde ich mir da dann eher doch spektakuläre Belohnungen ausdenken, wie z.B. ein Besuch im Freizeitpark oder Wasserpark. Aber nicht so gewöhnliche Sachen wie Spielplatzbesuche oder mal in den Zoo gehen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei uns ist es so, dass wir überlegen, welche Belohnung mein Sohn gerne hätte.

Sippschaft hat geschrieben:Allerdings finde ich die Belohnung etwas zweifelhaft. Fändet ihr es wirklich erstrebenswert, euer Kind damit zu belohnen, mit ihm ins Schwimmbad oder in den Zoo zu gehen, also, fändet ihr wirklich, ein Kind muss sich so etwas 'erarbeiten' ?! Vielleicht denk ich schon wieder viel zu weit bzw. vielleicht auch viel zu plump, aber ich fände es wahrscheinlich komisch, wenn

Auch ein Zoobesuch kann eine Belohnung sein, wenn der Zoo nämlich weiter weg ist. Ich denke, dass Du einfach noch keine Kinder hast, und deswegen kommen Dir sicher manche Belohnungen ziemlich unspektakulär und nicht erarbeitenswert vor. Allerdings ist der Alltag mit Kinder erlebt immer noch anders als erdacht. Ich kenne es bei einer Mutter mit drei kleineren Kindern, von denen das Größte sich häufig benachteiligt fühlte, dass die Belohnung ein Nachmittag ganz allein mit der Mama war. Das war durchaus eine Belohnung, weil die Organisation recht kompliziert war.

Bei uns sind Belohnungen schon mal eine neue Playmobil-Figur. Derzeit "erarbeitet" sich mein Sohn einen Ganztagsausflug nach Burg Eisenhardt oder Rabenstein.

Bei uns ist es übrigens so, dass es eine Malvorlage mit vielen Sternen, Blumen oder Sonnen gibt. Für vorher festgelegte bestimmte Aufgaben oder Verhaltensweisen darf dann ein Objekt ausgemalt werden. Wenn alle Objekte ausgemalt sind, gibt es die vorher ausgelobte Belohnung. Das klappt ganz gut, auch wenn die letzte Belohnung doppelt so lange warten musste als nötig gewesen wäre.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Generell bin ich auch kein Freund von Belohnungssystemen, denke aber dennoch, dass es Ausnahmen gibt. Es ist durchaus in manchen Situationen oder bei manchen Kindern sinnvoll ein Belohnungssystem einzuführen.

Die Tochter meiner Freundin ist beispielsweise gerade dabei sauber zu werden und kann ihre Blase und das "Rundherum" eigentlich auch schon gut kontrollieren. Dennoch passiert es ihr manchmal, dass etwas daneben geht. Meine Freundin hat sich nun überlegt ihrer Tochter für jeden Tag ohne nasse Hose einen Smiley oder Stern zu geben, den sie aufkleben darf. Nach einer Woche darf sich ihre Tochter dann aussuchen, was es zum Mittagessen gibt.

Ich denke, dass es bei der Belohnung besonders wichtig ist, dass wirklich kleine Dinge (Spielsachen oder Süßigkeiten) verschenkt werden oder auch etwas wie Essen aussuchen oder Wochenendausflug planen dürfen, zum Belohnungssystem dazu gehören. Der Vorteil bei Letzterem ist natürlich, dass das Kind zwar belohnt wird, aber dabei keine materiellen Dinge erhält und man sogar noch Zeit mit der Familie verbringt!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


So ein Belohnungssystem, also fest und institutionalisiert, würde ich in keinem Fall empfehlen. Denn das hat schon was von Konditionierung und so könnte man mit seinem Pferd, dem Hund, der Katze und gerne auch mit seinem Goldhamster umgehen. Aber bei Kindern hätte ich schon Angst davor, ihnen so beizubringen, dass bestimmte, von Eltern gewollte Verhaltensweisen nur dann sinnvoll (und übernehmenswert) sind, wenn anschließend eine Belohung - also ein Gegenwert - zu erwarten ist.

Leider kommt dabei zu kurz, dass die Einsicht gefördert bzw. ausgebildet werden muss. Zimmer aufräumen gegen Belohnung? Gibt es wirklich keinen anderen Grund, Ordnung zu halten, den man dem Kind vermitteln möchte? Oder auch das erledigen von Hausaufgaben usw.? Mir fallen im Moment wirklich keine Beispiele ein, bei denen es irgendwie sinnvoll oder empfehlenswert wäre, ein "System von Belohnungen" dahinter zu stellen.

Das heißt nicht, dass ich generell Belohnungen ablehne. Aber hier geht es um ein berechenbares System, dass irgendwann auch Verhaltensweisen und Dinge belohnt, die selbstverständlich sein sollten und eigentlich Ziel der Erziehung sind. Wie sollte man seinem Kind irgendwann einmal die Sinnhaftigkeit vermitteln, wenn die Belohnung wegfällt? Kommt da die Einsicht des Kindes plötzlich von ganz allein?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also als ich ein Kind war, hatten wir zu Hause kein Belohnungssystem. Zumindest kein offensichtliches. Das heißt, ich wusste, was meine Mutter ärgert und dass ich kein Entgegenkommen von ihr zu erwarten hatte, wenn ich sie ärgerte. Das war aber eben auch kein Bestrafungssystem. Ich finde, in dem Punkt hat meine Mutter alles richtig gemacht.

Eine Zeit lang gab es von meinem Vater immer 50 Pfennig für meinen Bruder und mich, wenn wir gegessen hatten, ohne zu kleckern. Es war aber von vornherein klar, dass das nur so lange gehen würde, bis wir gelernt hatten, sauber zu essen. Dann würden wir richtiges, regelmäßiges Taschengeld bekommen. Das hatte uns mein Vater vorher so erklärt und es hat auch funktioniert. Der Hauptanreiz war aber, dass wir, sobald wir richtig essen konnten, mit in feinere Restaurants gehen durften.

Obwohl ich es sonst nicht so sinnvoll finde, Kinder mit Geld zu belohnen, finde ich die Aktion von meinem Vater sehr gut. Wir hätten in dem Alter sowieso jede Woche eine kleine Summe Taschengeld bekommen, und das wurde dann eben gleich mit dem sauberen Essen verbunden. Außerdem war die Hauptbelohnung ja, dass wir dann nicht nur beim Essen, sondern auch auf anderer Ebene ein Stück "erwachsen" wurden: Weil wir dann richtiges Taschengeld bekamen und mit den Erwachsenen ins Restaurant gehen durften.

Solche Strichlisten oder Ausmaldinger finde ich aber ziemlich doof. Ich kann mich erinnern, dass wir in der Grundschule damals eine Ampel hatten, die bei zunehmender Lautsärke erst auf Gelb und dann auf Rot wechselte. Gelb bedeutete mehr, Rot sehr viel mehr Hausaufgaben. Das war mir schon als Kind zu blöd. Irgendwie zeigen diese Systeme doch, dass sich die Eltern oder Lehrer anders nicht durchsetzen können. Außerdem hat es was von Dressur, wie bei Tieren, was einfach für Kinder nicht angemessen ist.

» -luzie- » Beiträge: 99 » Talkpoints: -0,53 »



Ein Belohnungssystem ist grundsätzlich und dauerhaft nicht sinnvoll. Das Kind soll aus sich selbst heraus sich positiv entwickeln. Das Kind soll nicht immer denken "wenn ich das mache, was meinen Eltern gefällt, dann bekomme ich etwas". So hat das Kind immer die Erwartung, dass es etwas bekommt wenn es das richtige Verhalten an den Tag legt. Auf Dauer wird man selbst als Eltern und die Kinder nicht glücklich.

Erziehung ist so schwierig und vielschichtig und individuell, da gibt es einfach kein Patentrezept "das machst du und dann klappt das". Sei einfach total lieb zu deinen Kindern und unterstütze sie, wo du nur kannst. Allein schon eine Umarmung kann eine Belohnung sein.

» TheOneAndOnly » Beiträge: 164 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als unser Sohn noch klein war haben wir ihn mit seinen Lieblingszeitungen belohnt, auch für gute schulische Leistungen haben wir später Zeitungsabbonements in Aussicht gestellt. Neulich haben wir einen auswärtigen Konzertbesuch mit Übernachtung gesponsert, auch wieder stark leistungsabhängig für gute schulische Leistungen. Ich habe den Eindruck dass dieses Belohnungssystem ganz gut funktioniert hat. Gerade bei den Zeitschriften mit ihren fortlaufenden Geschichten ist es ja wichtig dass man keine Folge verpasst und gerade vom knappen Taschengeld können sich Kinder so etwas nicht regelmäßig kaufen oder sie müssen auf andere Dinge wie Süßigkeiten verzichten.

Von den hier genannten Tafeln halte ich für "normale Kinder" nichts, wer will schon immer an seine Sünden erinnert werden und ständig so eine Tafel vor seinen Augen haben. Sicherlich sieht es bei den Problemkindern anders aus, viele raffen es ja nicht anders und sehen so anschaulich auf einem Blick dass sie nur Kummer machen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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