Tattoo trotz Blutverdünner?

vom 02.07.2008, 21:18 Uhr

Hallo ihr alle,

ich muß wegen einer Blutgerinnungsstörung Medikamente zur Blutverdünnung nehmen (Marcumar). Im täglichen Leben bin ich zum Glück dadurch nicht eingeschränkt, muß halt besonders vorsichtig sein, mich nicht zu schneiden oder ähnliches, Nebenwirkungen habe ich keine. Da ich das Medikament schon seit einigen Jahren nehme, bin ich sehr gut eingestellt, d. h. die Dosis muß fast nie verändert werden, um einen guten und gleichmäßigen Gerinnungsfaktor zu erhalten.

Allerdings möchte ich mir nun nach sehr langer Überlegung endlich mein erstes Tattoo stechen lassen und bin etwas ratlos, ob dies trotz Marcumar möglich ist, bzw. was zu tun ist, um es zu ermöglichen. Ich habe bisher zwei Ärzte dazu befragt. Der erste sagte, das ein Tattoo wegen des Blutungsrisikos nicht denkbar sei. Auf eine Umstellung auf Heparin angesprochen fragte er nur, ob mir das Tattoo so wichtig sei (ja, ist es!).

Der zweite Arzt sagte, ich solle die Tabletten einfach für 3-4 Tage absetzen. Dadurch würde der Wirkstoffspiegel sinken und entsprechend auch das Blutungsrisiko. Das Risiko einer Thrombose sei aber trotzdem nicht gefährlich hoch, wenn ich mich ausreichend bewege, genug trinke, etc. Nach dem Stechtermin sollte ich dann mit einer sehr hohen Einzeldosis beginnen und am nächsten Tag zur Blutwertkontrolle zu ihm kommen.

Bei letzterer Methode bin ich nicht sicher, ob nicht doch ein hohes Risiko besteht, eine Thrombose zu bekommen, schließlich nehme ich die Medis ja nicht zum Spaß. Habt Ihr Erfahrungen mit Tattoos und Blutverdünnern (z. B. auch ASS o. ä.)?

Welchen Rat könnt Ihr mir geben? Macht eine kurzzeitige Umstellung auf Heparin, wie vor einer Operation, Sinn?

» Jan101 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,14 »



Generell sollte man sich wirklich nicht stechen lassen wenn man Blutverdünner nimmt. Man soll vorher ja noch nichtmal Aspirin nehmen, weil sogar das eine blutverdünnende Wirkung hat.

Bei zwei Ärzten mit unterschiedlicher Meinung könntest du evtl. noch einen dritten dazu befragen, wobei das natürlich auch eine Menge Aufwand ist. Was dein zweiter Arzt gesagt hat, hört sich für mich aber gut und glaubwürdig an. Beim ersten bist du wahrscheinlich an jemanden geraten der generell gegen Tattoos ist. Sowas kommt vor und bei denen ist es schwer eine objektive Aussage zu bekommen.

Du kannst ja mal zum Tattoo Studio fahren und nachfragen ob die schonmal so einen Fall hatten und ob das gut funktioniert hat. Ich denke nicht, dass du der Einzige mit diesem Wunsch bist. Das werden vor dir bestimmt noch eine Menge anderer Leute versucht haben.

Ich persönlich halte es für möglich, dass es, so wie Doc Nr. 2 es beschrieben hat, klappt.

» Morrighan » Beiträge: 199 » Talkpoints: 7,17 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo!

Wenn es ein gesundheitliches Risiko ist, sich ein Tattoo stechen zu lassen, würde ich in deinem Fall wirklich davon abraten. Ich persönlich würde meine Gesundheit nicht aufs Spiel setzen, wegen einem Tattoo. Aber eine dritte meinung würde ich auf jeden Fall einholen. Denn für mich ist das, was dein erster Arzt gesagt hat eher plausibel, als das Medikament, was du ja, wie du schreibst, nicht ohne Grund einnimmst.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das umstellen auf Heparin oder ASS macht für ein Tattoo gar keinen Sinn, denn ein guter Tättowierer wird dich mit allen Blutverdünnenden Medikamenten abweisen aufgrund der hohen Blutungsgefahr. Wenn sich doch jemand dazu herablassen würde, dann würde das auf mehrere kleine Sitzungen verteilt werden und nicht auf einmal komplett fertig gemacht werden. Und was dir der Arzt gesagt haben soll mit den 3-4 Tagen aussetzen ist auch komisch und für mich nicht Nachvolziehbar - die Wirkung hält länger an als nur 3-4 Tage (mal zum Nachdenken: ASS reicht für 14-21 Tage um Blutungen massiv zu steigern) und binnen der wenigen Tagen werden die Werte auch nicht perfekt sein, damit man das komplett ohne Mehrrisiko machen könnte. Marcumar ist meines Wissens nach auch länger in der Blutbahn unterwegs als nur wenige Tage und der Wirkungsspiegel ist nur minimal herrabgesetzt. Bei Heparin sind zwar nur 120 Minuten angegeben, aber auch das kann ich mir nicht ganz vorstellen da die Wirkung dann schon wieder komplett verschwunden sein soll da es auch für Langzeittherapien eingesetzt wird.

Im übrigen du hast immer ein Risiko, egal ob Thrombose oder Blutungsrisiko. Jeder gute Tättovierer würde das nicht durchführen unter den Umständen und dich abweisen, wer es doch macht ohne Nachzufragen oder dich eingehend Aufzuklären ist einfach nur schlecht und nicht tragbar. Wenn es dir aber so viel Bedeutet, dann würde ich mich direkt einmal mit einem Tättovierer in Verbindung setzen bei dem du es machen lassen möchtest. Die wenigsten Ärzte kennen sich wirklich mit Tattoos aus, und werden deswegen auch eher Abraten als dir zusagen und dann die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Hallo,
also bei meinem tattoo stechen wurde ich genau nach dem gefragt. Es wurden allerlei Risiken ausgeschlossen, und erst dann begann das stechen. Mein vater nahm auch Blutverdünnungs-Medikamente, und wurde damals nicht tattoowiert.

Aber frage doch einfach mal nach bei deinem tattoostudio, vielleicht haben sich die Sachen mittlerweile auch geändert.

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» Softeis » Beiträge: 2587 » Talkpoints: 5,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich kann dich einerseits verstehen, da du gerne ein Tattoo möchtest, aber ich würde dir auch davon abraten. Ich selbst bin Krankenschwester und daher mit dem Thema vertraut.

Marcoumar gibt man eigentlich nur, wenn es eine genaue Indikation dafür gibt. Also musst du ein sehr hohes Risiko für einen Thrombus bzw. eine Embolie haben oder du hattest schon eine. Mit solchen Dingen ist wirklich nicht zu spaßen. Du musst dir vor Augen führen, dass wenn du das Medikament ganz absetzt, die Gefahr einer Thrombose und die weiteren Folgeschäden dafür sehr hoch sind. Auf andere Medikamente umzusteigen bringt auch nicht wirklich viel, da eben alles blutverdünnend wirkt.

Von dem Rat des einen Arztes eine höhere Dosis nach dem Tattoo zu nehmen würde ich dir abraten, denn im Nachhinein bringt es auch nicht mehr viel.

Vielleicht kannst du dich noch mit einem nicht- tättowierten Körper anfreunden. Bei den Risiken ist es das glaube ich nicht wert.

» quietscheentchen » Beiträge: 206 » Talkpoints: 3,31 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo Ihr,

vielen Dank für Eure Antworten bisher. Leider scheint es nicht viele Leidensgenossen zu geben, konkrete Erfahrungen zu dem Thema waren bisher ja leider nicht dabei. Ich vermute, dass dies daran liegt, dass tendenziell eher ältere Menschen Blutverdünnende Medis nehmen (müssen), weil die damit behandelten Erkrankungen auch meist erst im Alter vorkommen.

Die hier genannte Idee, einen Tätowierer nach Erfahrungen zu fragen finde ich sehr gut und habe sie deswegen heute auch direkt in die Tat umgesetzt. Nach der Arbeit bin ich also in das Studio meiner Wahl gefahren und habe einfach mal gefragt. "Einfach mal" ist allerdings leicht gesagt, mein Herz hat ganz schön geklopft... warum auch immer, völlig doof.

Ich wurde sehr freundlich empfangen und trug nun mein Anliegen und vor allem eben auch meine Bedenken vor. Ich schilderte das Vorgehen bei einer Operation, die ich - ebenfalls schon unter Marcumar Behandlung - hatte. Zur Vorbereitung wurde von Marcumar (langwirkend) auf Heparin (kurzwirkend) umgestellt. Am Morgen vor der OP mußte ich mir dann kein Heparin spritzen, damit die Blutgerinnung auf (annähernd) normale Werte geht und das Blutungsrisiko damit gering ist.

Da die Verletzungen bei einer Tätowierung eher einer Schürf- denn einer Schnittwunde gleichen, ist dieses Vorgehen lt. dem Tätowierer zur Vorbereitung geeignet. Er riet mir natürlich auch nochmal mit meiner Ärztin zu sprechen. Alleine, um das Heparin verschrieben zu bekommen (auf Privatrezept, sowas muß man auch als gesetzlich Versicherter selber zahlen), muß ich zu ihr, will mich aber so oder so auch dort beraten lassen. Leider werde ich das nicht vor nächstem Donnerstg schaffen. Wenn ich neue Infos habe, schreibe ich hier natürlich weiter.

Wir haben dann noch über meine Vorstellungen für das Motiv gesprochen. Da ich mir zwei Tattoos stechen lassen möchte und eines davon kleiner ist als das andere, werden wir damit anfangen. Es wird ca. Handteller groß und soll auf den Rücken. Sie vermutet, dass es insgesamt eine Stunde dauern wird. Sofern nötig ließe es sich auch auf zwei aufeinander folgende Tage aufteilen, je nach Bedarf und Entwicklung.

Alles in allem scheint es mir aber so, als wäre es doch nicht ganz so Aussichtslos, wie man meinen könnte. Ich hoffe sehr, dass ich meinem Ziel zumindest ein Stückchen näher gekommen bin. Wer mag, drückt mir die Daumen :)

Cheers,

Jan101

» Jan101 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,14 »



Aloha Jan,

das freut mich zu hören, ich bin schon gespannt, was der Termin bei deiner Ärztin bringt, und drück dir ganz fest die Daumen! :wink:

Du wirst dann wohl auch nicht drum herum kommen, dein Tattoo/deine Tattoos zu zeigen *lach* Ich bin ja so ein kleiner Tuschefan und freu mich immer, wenn sich die Tuschewünsche anderer Menschen verwirklichen lassen (ich muss ja auch noch warten, bis die neue Farbe auf den Körper kommt :( )

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» Beeanca » Beiträge: 149 » Talkpoints: -0,99 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hi Beeanca,

vielen Dank für Deine lieben Worte, freut mich, dass es jemanden gibt, der die Idee nicht direkt verrückt findet.

Das Gespräch heute im Tattoo-Studio hat mir echt Mut gemacht, das Thema nicht fallen zu lassen, denn ich empfände es als die erste wirkliche Einschränkung, die sich durch die Medis ergibt. Und das, wo ich sie inzwischen seit über sieben Jahren nehme (und auch voraussichtlich immer werde nehmen müssen).

Klar zeige ich das Tattoo dann gerne hier auch mal her - wenn es denn was wird und meine Ärztin mir nicht doch noch Risiken aufzeigt, die das Ganze verhindern.

Wird hoffentlich bunt,

Jan101

» Jan101 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,14 »


Hallo Ihr alle,

inzwischen war ich also bei meinem Doc, um mich über die Möglichkeiten aber auch die Risiken beraten zu lassen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen war ich entsprechend skeptisch bzw. gespannt auf das Ergebnis. Ich erwartete mehr oder weniger eine Diskussion über das Für und Wider von Tattoos.

Nachdem ich bei der Sprechstundenhilfe vorgesprochen hatte durfte ich direkt ins Behandlungszimmer. Donnerstagabend scheint die Sprechstunde doch eher ruhig zu sein. Nach ein paar Minuten begrüßtemich Frau Doktor mit "Na, sie wollen sich also verunstalten lassen." Super, Erwartungen erfüllt. Dann kam es aber doch ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.

Grundsätzlich ist es unter Blutverdünnern natürlich riskanter als ohne, sich ein Tattoo stechen zu lassen. Unmöglich ist es aber nicht. Ich muß ca. eine Woche vor dem Termin das Marcumar absetzen. Nach drei Tagen beginne ich dann, mir Heparin zu spritzen. Nach insgesamt sechs Tagen (also dem Tag vor dem Termin) sollte der Quick dann bei ca. 65 sein. Unter voller Medikamentierung ist er bei mir bei ca. 35. Nach dem Termin geht die Behandlung erstmal mit Heparin weiter und dann wird wieder auf Marcumar umgestellt.

Das alle erfolgt natürich unter Kontrolle bei meiner Ärztin. Sowie direkt vor dem Termin als auch ein paar Tage danach muß der Gerinnungswert überprüft werden und ggf. die Dosis angepasst werden. Dieses Vorgehen ist also individuell auf die jeweilige Person abgestimmt. Sollte also jemand dies hier lesen, der ebenfalls Marcumar und Tattoo verbinden möchte, bitte unbedingt vorher zum Arzt gehen.

Lässt sich von oben bis unten betuschen,

Jan101

» Jan101 » Beiträge: 21 » Talkpoints: 0,14 »


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