Vielseitige Wasserlinse - Nahrung der Zukunft?

vom 23.06.2011, 13:19 Uhr

Von unserem Fenster und Balkon aus sehe ich unten im Garten den Teich, den sich der Nachbar vor Jahren angelegt hat. Blicke ich sonst in eine dunkelbraune Brühe, sieht er nun richtig freundlich aus. Hell- bis grasgrüne Inseln aus Wasserlinsen haben sich dort breit gemacht. Das kommt, weil der Nachbar Urlaubsgründen den Teich in den letzten Wochen nicht abgefischt hat. Diese winzigen Teichpflänzchen, die sehr schnell wachsen, können eine große Rolle bei Wasser- und Bodenverschmutzung sowie bei Hunger spielen. Früher wurden die kleinen Enten-Küken damit aufgezogen, deshalb nannte man sie auch Entengrütze. Diese Pflanze ist sehr reich an Vitaminen und Proteinen und wächst sehr schnell. Sie besteht aus kleinen, stiellosen Blättern, die zusammen gewachsen sind. In stillen Gewässern fühlt sich diese Pflanze wohl, aber nicht im Salzwasser.

Die Wasserlinsen werden dazu benutzt, Dünge- und Pflanzenschutzmittel zu testen, ebenso wie die Beschaffenheit von entnommenen Bodenproben. Anhand des Wachstums und der Blattfärbung kann die Belastung abgelesen werden. Weil sie leicht zu kultivieren und sehr sensibel sind, eignen sie sich besonders gut dafür. Sie reinigen die Wasserverschmutzung und überdüngte Gewässer. Eine amerikanische Wissenschaftlerin erforscht die Entengrütze für medizinische Zwecke.

Diese Pflanzen haben mehr Eiweiß als Soja. Bis zu 40 Prozent bestehen sie aus Proteinen. Außerdem enthalten sie Mineralien, Zucker, Stärke und Vitamin A ( mehr als Möhren). Sie sind eine Bereicherung für Mensch und Vieh. In anderen Ländern stehen die Wasserlinsen längst auf dem Speisezettel. Die Pflanzen werden roh verzehrt, wie Brunnenkresse. Zwergwasserlinsen werden schon seit Generationen in Thailand und Laos gegessen. Sie heißen Wassereier. Man könnte sich die Wasserlinsen auch zu Hause in einem entsprechenden Gefäß züchten und hätte stets eine wertvolle Zutat fürs Essen. Würdet ihr das machen? Schon seit dem Mittelalter gibt es ein Wasserlinsen-Elixier, das Hildegard von Bingen herstellte. In fahrbaren Wasserbottichen züchten die Niederländer die Wasserlinsen. Ihnen schwebt unter anderem ein Frühstücksaufstrich für Brötchen vor. Botaniker untersuchen zur Zeit in Jena, wie die Wasserlinse als Nahrungs- und Futtermittel genutzt werden kann. Sie haben die Pflanzen selbst probiert und meinen, dass man sie im Sinne von Salat essen kann. Diese Pflanzen werden wohl auch ein Problem der Raumfahrt lösen und in die Bordküche kommen. Ein wahrscheinlicher Reiseproviant auf dem Flug zum Mars. Die Nasa befasst sich damit. Könnt ihr euch vorstellen, Entengrütze zu essen, wenn sie extra – wie in den Niederlanden – dafür gepflanzt wird? Wenn schon einmal jemand in Thailand war, habt ihr da zufällig die Wassereier auf dem Speiseplan gesehen oder sogar schon probiert? Kann diese schnell wachsende, vitaminreiche Pflanze dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu lindern?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Meiner Meinung nach gibt es trotz dieser sehr interessanten Pflanze schon länger die Möglichkeit, den Welthunger zu stillen. Man müsste also erstmal die Gründe dafür finden, warum das nicht geschieht. Warum sorgt man in den armen Ländern nicht dafür, dass die Menschen dort ihre Nahrung selbst anbauen bzw. gegen andere Lebensmittel tauschen können. Tatsächlich geschieht nämlich das Gegenteil durch sogenanntes Landgrabbing großer Unternehmen, wodurch mehr Land in die Hände von Konzernen kommt, und weniger für die bedürftigen Menschen da ist.

» LastGunman » Beiträge: 242 » Talkpoints: 4,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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