Tagegeldkonto bei ausländischer Bank -welche Risiken?

vom 10.01.2011, 12:55 Uhr

Ich denke schon seit längerem darüber nach, etwas Geld auf einem Tagegeldkonto zu guten Konditionen anzulegen. Mich reizt dabei einfach die ständige Verfügbarkeit des Geldes.

Nun bin ich auf die Bank of Scotland aufmerksam geworden. Sie wirbt mit einem Zinssatz von 2,2 %, einer Startprämie von 30 Euro, sowie keiner Mindesteinlage. Ich kann als selbst darüber entscheiden, ob ich 500 Euro oder 5000 Euro anlege. Das alles klingt natürlich verlockend. Will ich Geld umbuchen oder sonst etwas tätigen, bekommt man statt einer TAN-Liste einen Code per SMS zugeschickt.

Eigentlich klingt alles toll. Aber irgendwie bin ich auch skeptisch mein Geld einer Bank im Ausland anzuvertrauen. Vielleicht hat jemand mehr Ahnung als ich und könnte Vor- sowie Nachteile aufzählen.

» Jesserle » Beiträge: 15 » Talkpoints: 11,71 »



Bei deiner geplanten Anlagesumme von maximal 5000 Euro bist du auch bei den ausländischen Banken vor einem Totalverlust geschützt, allerdings nur wenn sie auch dem Einlagensicherungsfonds unterliegen. In Europa ist das gang und gebe, ob nun aber jede kleine Bretterbude die sich in Thailand Bank nennt das auch so macht kann ich mir nicht so recht vorstellen. Auf jeden Fall sind dir mit Abschluss des Vertrages immer auch die allgemeinen Geschäftbedingungen mitzuteilen, dort steht auch immer etwas über den Anlegerschutz. Auf den Internetseiten des Anbieters deiner Wahl solltest du auch immer etwas darüber finden. Hier im Forum findest du schon eine Menge Antworten zu diesem Thema.

Wenn du schon nach dem Risiko fragst würde ich darunter auch verstehen dass du im Problemfall unter Umständen in der Landessprache oder in Englisch kommunizieren musst. Auch sind viele Formulare in Englisch. Eventuell kommt auch noch das Währungsrisiko dazu. Es kann durchaus sein dass deine Anlage beispielsweise zehn Prozent an Zinsen macht, die Landeswährung aber so instabil ist dass sie deinen ganzen Gewinn verzehrt. Auch kann es immer mal Turbulenzen mit dem Euro geben, dass bedeutet dass bei einem Verkauf zum Tageskurs abgerechnet wird und der kann auch einmal schlecht sein.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich gehe mal davon aus, dass wir hier grundsätzlich erstmal über Banken innerhalb Europas sprechen und zudem die Finger von währungsbeeinflussten Geschäften gelassen werden. Speziell nennst du ja die Bank of Scotland.

Die Angst, sein Geld bei einer ausländischen Bank anzulegen, ist bei vielen Menschen vorhanden. Dem deutschen Einlagensicherungsfond und der deutschen Staatsgarantie traut man mehr, als etwa dem englischen Einlagensicherungsfond. Damit macht man sich aber selbst etwas vor, was ich gleich kurz aufzeigen möchte. Jedoch sollten alleine schon die Vorgänge während der Finanzkrise deutlich gezeigt haben, dass auch der angeblich so sichere deutsche Einlagensicherungsfond im Zweifel gar nichts wert ist.

  • Im Einlagensicherungsfond waren 2008 ca. 5 Mrd. € eingelegt. Dagegen steht die Höhe der kompletten Sicht-, Termin- und Spareinlagen. Die betrug z. B. 2009 1,78 Billionen €. Das ist etwa das 350-fache des Fonds. Ein großer Crash und der Fond kracht zusamen (siehe HRE)
  • Es gibt keinen Rechtsanspruch auf die Einlagensicherung (Statut des Einlagensicherungsfonds, § 6 Nr. 10). Der Fond sagt selber, dass eine "Versicherung" nicht bezahlbar wäre. Wir haben es also mit einer Absicherung ohne Rechtsanspruch zu tun, nicht mit einer einklagbaren Versicherungsleistung.
  • Die Finanzkrise führte Ende 2008 (letztlich aufgrund des nicht mehr tragenden Einlagensicherungsfonds) zur sog. Staatsgarantie ("Merkelschirm"). Auch hier gibt es das "Kleingedruckte". Sie gilt nur für Pleiten im Zusammenhang mit der Finanzkrise. Es gibt auch hier keinen Rechtsanspruch und ob die Garantie auch für künftige Krisen gilt? Wer hat das behauptet?
  • Käme es zu einem Bankrun in Deutschland, stünden nur etwa 2 % der eingelegten Gelder überhaupt als Bargeld zur Verfügung.

Wie man leicht erkennen kann, das Instrumentrarium ist im Prinzip nichts weiter, als ein loses Versprechen, basierend auf Vertrauen. Mancher würde sagen, "ein windiges Versprechen". Jedenfalls würde dir eine Bank aufgrund solcher Versprechen von dir, kein Geld geben.

Insofern steht die Bank of Scotland, die dem britischen Einlagensicherungsfond (seit 01.01.2011 85.000 GBP) unterliegt, nicht viel schlechter da. Die Bank hat lt. eigenen Angaben innerhalb von 2 Jahren auf dem deutschen Markt ca. 250.000 Konten eröffnen können und sie wirbt kräftig weiter. Auch die Zinsversprechen sind nicht so exorbitant hoch, dass man den Kunden völlige Blindheit vorwerfen könnte.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Eröffnung des Kontos etwas umständlich ist. Dieses Procedere soll der Sicherheit dienen. Man braucht jedenfalls Geduld und Spucke, um all die Fragen richtig zu beantworten oder keine Fehleingaben bei den Zugangsdaten zu machen. So wählt man umständlich Name und Passwort, kann das aber nicht per Copy&Paste in die vorgesehene Felder einfügen und sieht z. T. auch nicht, was man eingibt - und das bei einem 20-stelligen alphanumerischen Code. Da sind Fehleingaben leicht möglich und dann fliegt man auch schon mal raus und muss das alles per Telefon neu anlegen (was weder schwierig noch teuer ist - man spricht natürlich die deutsche Sprache). Auch wirkt das Frontend nicht so, wie es die erste Anmutung der Website ahnen lässt, das ist völlig schmucklos und auf das Nötigste reduziert (könnte man sagen, das spart Kosten - na ja).

Ich fühle mich bei der Bank of Scotland nicht wesentlich sicherer oder unsicherer als bei der Commerzbank oder sonstwo. Wie immer kann man bei solchen Sachen nur raten, streue dein Geld. Gib nicht alles in eine Hand, sondern nutze verschiedene Konten.

» Meerbuscher » Beiträge: 398 » Talkpoints: -14,49 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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