Nun werden die AKW in Deutschland sukzessiv abgeschaltet

vom 04.06.2011, 14:58 Uhr

In Deutschland gibt es derzeit 17 Atomkraftwerke, von denen aber nicht alle in Betrieb sind. Einige werden überprüft, einige sind vom Netz genommen. Das irgendwann ein Ausstieg kommen würde, war inzwischen klar. Nun steht aber auch fest, wie dieser aussehen soll.

Dabei wurden unterschiedliche Modelle diskutiert: Entweder sollten 2022 viele AKW auf einmal vom Netz gehen und dann gleichzeitig abgeschaltet werden oder die AKW sollten sukzessiv, also stufenweise zu verschiedenen Zeitpunkten endgültig heruntergefahren werden. Die Koalition hat sich für Letzteres entschieden!

Was heißt das nun? Jedem AKW wird eine Art Enddatum zugeordnet. So werden ab 2015 aller paar Jahre einige AKW abgeschaltet. Bis 2022 soll somit dann der vollständige Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie erfolgt sein. Strittig bleibt nur noch, ob es weiterhin AKWs geben soll - auch über 2022 hinaus - die im Falle von Stromengpässen wieder hochgefahren werden können.

Aber 2022 ist noch weit weg, in 11 Jahren kann viel passieren. Ist Euch diese Zeit nicht auch zu lang? Warum brauchen wir noch 11 Jahre Atomstrom? Haben die vergangenen Wochen - in denen die AKW zwecks Überprüfung abgestellt waren - nicht gezeigt, dass auch ohne Atomstrom in Deutschland nicht die Lichter ausgehen?

Durch die europaweite Verknüpfung der Stromnetze war Deutschland in dieser Zeit manchmal Stromimporteur, manchmal -exporteuer. D.h. der generelle Schluss, dass nach einer Abschaltung der AKW ständig Atomstrom aus dem Ausland eingekauft werden muss, stimmt so nicht. Zeitweise kann dies allerdings notwendig werden, da erneuerbare Energien, die ja verstärkt ausgebaut werden sollen, natürlichen Schwankungen unterliegen. Nicht immer scheint die Sonne ausreichend, nicht immer gibt es genügend Wind.

Was ist Eure Meinung dazu? Ist ein zeitweiser Einkauf von Atomstrom etwa aus Frankreich vertretbar? Oder verhindert Deutschland damit, dass auch in anderen Ländern ein endgültiger Ausstieg aus der Kernenergie erfolgt? Und sollte man insbesondere osteuropäische Staaten dazu drängen, ihre Kraftwerke, die meistens auf veralteter Technik basieren, schnell abzuschalten?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.06.2011, 12:47, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Meiner Meinung nach lügt Deutschland sich in die Tasche, wenn sie zwar eigene AKWs abschalten, aber dann Strom aus dem Ausland zukaufen, wo mit Atomstrom Strom erzeugt wird. Sorry, ich kann es einfach nicht anders sagen. Unser erneuerbaren Energien sind noch nicht so weit ausgebaut, so dass wir davon tatsächlich das ganze Land versorgen könnten, es wird uns also nichts übrig bleiben, als immer eine gewisse Menge einzukaufen.

Generell finde ich ja die Tatsache, dass man die Atomkraftwerke abschalten will gar nicht schlecht, nur die Frage ist, ob man sich bis dahin auch über Alternativen Gedanken gemacht hat. Bisher hat man sich mit Alternativen kaum befasst, es ging immer nur um das Abschalten der Atomkraftwerke hier. Bevor das schwere Erdbeben in Japan war, hat man die erneuerbaren Energien nicht so stark gefördert, was man ja auch daran sieht, dass sie noch nicht so weit verbreitet sind. Es wird eine große Investition nötig sein, wenn man das ganze Land so weit mit erneuerbaren Energien versorgen will, dass man extern nichts mehr einkaufen muss. Zudem kommen dann wieder andere Probleme auf uns zu: es gibt genügend Bewohner in Deutschland, die beispielsweise keine Windkraftwerke in ihrer Nähe haben wollen, weil sie Krach machen. Da frage ich mich wieder, was wir hier eigentlich wollen. Entweder wollen wir von Atomstrom unabhängig sein, oder wir wollen es bequem haben. Beides zusammen geht nun einmal nicht.

Ich bin der Meinung, dass Deutschland überstürzt handelt. Sicherlich ist das Erdbeben in Japan ein Grund, sich grundsätzlich einmal Gedanken über die Zukunft der Stromversorgung unseres Landes zu machen, aber die Abschaltung der AKWs zieht noch weitere Maßnahmen mit sich. So frage ich mich, ob tatsächlich nun mehr Geld in erneuerbare Energien investiert wird, oder ob man sich doch auf Gas- bzw. Kohlekraftwerke verlässt. Wenn man an den CO2 Ausstoß denkt, halte ich Kohlekraftwerke für die denkbar ungünstigste Variante, trotzdem werden nun wieder verstärkt welche gebaut. Da frage ich mich natürlich, was man diesbezüglich eigentlich will. Erst wollte man den Ausstoß verringern, nun aber baut man Kraftwerke, die hier eher kontraproduktiv sind.

Desweiteren darf nicht vergessen werden, dass wir hier nicht gerade ein Land sind, das an Strom sparen gewöhnt ist. Es gibt schon viele Menschen die hier umdenken und anfangen Strom zu sparen, einfach weil es auch für die Umwelt besser ist. Aber die meisten sind es gewohnt, dass man jedes Gerät einfach immer an der Steckdose haben kann, der Fernseher läuft bei manchen den ganzen Tag, häufig ist der Anschaffungspreis eines Gerätes wichtiger als der Stromverbrauch und man ist nicht bereit, auf gewisse Bequemlichkeit zu verzichten. Aber das alles funktioniert meiner Meinung nach nicht, wenn man alle Atomkraftwerke abschaltet und keine Alternative hat. Ich persönlich bin einfach mal gespannt, wie Deutschland das gestalten will. Ich denke aber gleichzeitig, dass wir über kurz oder lang nicht darum herum kommen, aus dem Ausland zu zu kaufen und das ist für mich das gleiche, wie wenn wir eigene Atomkraftwerke betreiben würden, bis auf die Tatsache, dass es für uns teurer ist.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Dass man früher oder von der Atomkraft weg kommen möchte stand ja schon vor den Ereignissen in Japans fest. Auch war bereits davor bekannt, dass eine grundsätzliche Gefahr von diesen Anlagen ausgeht. Dass man nun dies zum Anlass nimmt alles schlechter zu reden als es ist, empfinde ich als rein populistisch und es wird auch nicht zuletzt damit zu tun haben, dass der Wähler eben zu großen Teilen Angst vor Atomkraftwerken hat und diese deswegen auch ablehnt. Dass eine Ablehnung solcher Kraftwerke, gerade nach einem solchen Ereignis in Japan, sehr förderlich für Wahlen sind, hat man ja in Baden Württemberg gesehen.

Ich finde das überstürzte Handeln sehr fragwürdig. Man muss sie doch ernsthaft fragen was aus den Klimazielen geworden ist. Vor Japan war CO2 noch ganz böse und sollte vermieden werden. Mittlerweile ist es doch nicht mehr so schlimm und scheinbar interessiert es auch nicht mehr, dass man nun wieder mehr Kohle verbrennen wird. Leider wird dieser Punkt gar nicht besonders angesprochen sondern einfach so hingenommen.

Ich weiß nicht so recht ob man sich über die Konsequenzen einer solchen Entscheidung richtige Gedanken gemacht hat oder ob man sich diese nicht machen will. Es ist doch vollkommen klar, dass der Strom eben irgendwo herkommen muss. Dass man sich dann nur vor die Kameras stellt und sagt, dass dann eben Strom aus anderen Ländern importiert werden muss. Dass diese Länder doch auch auf Atomkraft setzen muss doch klar sein und dass diese Anlagen mit Sicherheit nicht sicherer sind als unsere, sollte ebenfalls jedem klar sein. Man löst also hier nicht das Problem, sondern schiebt es weiter und tut so als wäre man etwas ganz besonderes.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zitronengras hat geschrieben:Durch die europaweite Verknüpfung der Stromnetze war Deutschland in dieser Zeit manchmal Stromimporteur, manchmal -exporteuer. D.h. der generelle Schluss, dass nach einer Abschaltung der AKW ständig Atomstrom aus dem Ausland eingekauft werden muss, stimmt so nicht.


Laut den Statistiken die ich gesehen habe, stimmt der Schluss aber doch. Ja auch in den Zeiten ohne viel Atomstrom hat Deutschland teilweise Strom exportiert, aber nicht in jedes Land und bei weitem nicht mehr in dem Ausmaß, wie es vor der Abschaltung getan wurde. Das liegt aber auch daran, dass besonders Ökostrom eher im hohen Norden produziert wird, dafür aber dort weniger Strom verbraucht wird. Bevor man dann den Strom durch ganz Deutschland schickt, wird er halt in die dichter liegenden Nachbarländer exportiert.

Dagegen müssen dann eben vorallem die südlichen Länder wieder mehr Strom importieren und da dort auch der Großteil der Atomkraftwerke stehen, fällt da natürlich auch der Großteil des Atomstroms weg und die Importe steigen drastisch an. Insgesamt hat sich damit überwiegend in der Gesamtbilanz ein Wechsel vom Stromexporteur zum Importeur ergeben. Genau genommen können wir also derzeit unseren eigenen Verbrauch noch nicht ohne Atomstrom decken.

Es muss also noch deutlich etwas passieren in den nächsten Jahren, bevor man alle Akws abschaltet. Sonst sieht es nachher so aus wie in Österreich, dass man zwar keine Atomkraftwerke mehr hat und sich als Atomfrei hinstellen kann, dafür dann aber Atomstrom aus den Nachbarländern importiert.

Und BirlleWilli ich halte es nicht für schwerer die Klimaziele zu erreichen. Sicher war der Atomstrom auf der CO2-Seite klimaneutral, hat aber dafür die Umwelt verstrahlt, wenn man die Abfälle nicht ordentlich lagert und da geht es ja um Zeiträume die gar nicht absehbar sind. Hinzu kommt ja auch noch, dass Atomstrom insgesamt betrachtet gar nicht billiger ist als herkömmlicher Strom. Das gilt ja nur für die Energiekonzerne, da diese einen Teil der Kosten des Atomstroms nicht tragen müssen. So sind sie ja an der Entsorgung, die vorallem in Zukunft den Bärenanteil der Kosten ausmachen wird, gar nicht beteiligt. Stattdessen muss dafür ja der Staat und damit letztendlich der Steuerzahler aufkommen, nur dass dann eben für den Stromkunden nur ein Teil der wirklichen Kosten als Strompreis ausgewiesen werden.

Sicher die Kosten werden auch bei einem Ausstieg anfallen, aber wenn man nicht weiter Müll produziert kommen auch keine weiteren zusätzlichen Kosten auf einen zu, sondern nur die Kosten für den Müll, der bis 2022 anfallen wird. Insofern werden damit ja auch Geldmittel frei, die man dafür hätte einplanen müssen. Und diese kann man dann ja zusammen mit den Energiekonzernen nutzen um zum einen intensiver die erneuerbaren Energien auszubauen um somit mehr CO2 einzusparen, als man es bisher auf diesem Weg machen wollte und gleichzeitig kann man das Geld auch nutzen um mehr als bisher alte Kohlekraftwerke stillzulegen und stattdessen neue moderne Kraftwerke bauen, die effektiver und sauberer arbeiten.

Der Knackpunkt ist eben nur die Frage, ob man auch wirklich so verfahren wird oder ob nicht das Geld lieber für irgendwas Sinnloses ausgibt oder sich Wählerstimmen mit Steuergeschenken erkauft und dann lieber Strom importiert und sich vom Ausland abhängig macht, weil es einfacher ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Die Atomkraftwerke sollen definitiv abgeschaltet werden. Allerdings sollten nur so viele abgeschaltet werden, dass die Stromversorgung trotzdem gewährleistet ist. Zudem sollten die Atomkraftwerke die nicht mehr der heutigen Sicherheit entsprechen abgeschaltet werden. Denn das Risiko bleibt.

Was die Politik anbelangt, ist die Atompolitik doch nur Mittel zum Zweck. Die Grünen haben sich durchgesetzt und die CDU/CDU rudert jetzt zurück und positioniert sich als heldenhaft. Wenn es nach mir ging, gäbe es nur noch alternative Energie. Denn meine Gesundheit möchte ich nicht aufs Spiel setzen.

» IamPirat » Beiträge: 431 » Talkpoints: 24,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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