Was ist MS?

vom 05.05.2009, 13:38 Uhr

Hallo,
ich habe mal eine Frage an Leute die sich damit auskennen und gegebenenfalls sogar damit zutun haben. Mein Onkel hat vor etwa ein paar Wochen MS also Multiple Sklerose festgeestellt bekommen. Natürlich sind wir jetzt alle erstmal am Boden zerstört, doch allerdings konnte mir in meiner Familie niemand so genau erklären was das eigentlich ist und was es verursacht bzw. was alles passieren kann.

Ist vielleicht einer von euch auf deisem Gebiet bewandert und kann mir eine ausführliche Antwort geben? Ich wäre darüber sehr dankbar.

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» jAy2802 » Beiträge: 52 » Talkpoints: 55,31 »



Hallo,

bei dem Freund meiner Mutter wurde dieses Jahr auch MS diagnostiziert und der ist erst etwas über 40. Also war das auch schon ein ganz schöner Schock und das schlimme ist, sie sind erst vor ein paar Jahren aus beruflichen Gründen weiter weg gezogen und nun kann er diesen Job nicht mehr aussüben, da er dort an einer Maschine arbeiten müsste und das viel zu gefährlich wäre, wenn er wieder einen Schub bekommen würde.

MS , also Multiple Sklerose, ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems und kann leider nicht geheilt werden. Man kann aber durch spezielle Therapien den Krankheitsverlauf verzögern. Das schlimme an MS ist, das man sie anfangs sehr schlecht diagnostizieren kann, da die Symptome, die bei MS auftreten auch andere Krankheitsursachen haben können.

Durch eine Reihe von bestimmten Medikamenten können die Symptome und die Beschwerden geschwächt werden, aber auch diese werden nicht geheilt. Durch eine genetische Verursachung kann das Risiko einer Vererbung durch Familienangehörige ehöhen.

Bemerkbar macht sie MS u.a. durch Taubheitsgefühl, erhöhter Harndrang, schnelle Ermüdung und noch viele weitere Sachen.

Habe diesen Link noch gefunden und hier werden auch die wichtigsten Fragen gleich beantwortet: Viele Fragen & Antworten

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Danke schonmal für die nette Hilfe und die nützlichen Links. Habe auch eben mit meinem Onkel Telefoniert und ihm die Links durchgegeben. Ich denke das dies Infos erstmal ein bisschen klarheit in dei Sache bringen und Hoffnung das es gut behandelbar ist.

Noch geht es meinem Onkel ja noch relativ gut, hoffe das dass auch so bleibt und er noch lange ohne größere Schäden auskommt.

Gruss jAy

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» jAy2802 » Beiträge: 52 » Talkpoints: 55,31 »



Leider können einem alle Bücher, Internetseiten usw. zum Thema MS nicht wirklich weiter helfen, da MS zu Recht auch als Krankheit mit den 1000 Gesichtern bezeichnet wird. Liest man also von schlimmen Verlaufsformen, so sollte man nicht den Fehler machen, in Panik auszubrechen!

MS ist nicht tödlich und in Deutschland können die Auswirkungen durch eine Reihe von Medikamenten, Therapien und ggf. Hilfsmitteln erträglicher gemacht werden. Hier sind kompetente Ansprechpartner äußerst hilfreich. Ich bin ich sehr dankbar, dass mir diese zur Seite stehen!

Wichtig sind vor allem Menschen, die einem helfen, die Lasten des Lebens mit MS zu tragen. Aber bei welchen Herausforderungen ist das nicht so?

» PaterGeorg » Beiträge: 3 » Talkpoints: 1,12 »



Hallo jAy2802,

vielleicht kann ich Dir ein wenig weiterhelfen, ich habe MS. Das ist ohne Zweifel eine ganz beschissene Diagnose für Deinen Onkel und die Familie. Es wird lange brauchen, bis Ihr Euch an diese Krankheit gewöhnt habt und so richtig gewöhnen wird man sich eh nie. Ich kann Dir nur den Rat geben, die völlig dramatisierten und inhaltlich oft falschen Berichte über MS-Erkrankte in den Medien zu ignorieren. Es werden dort nur die sehr seltenenen schweren Verläufe gezeigt und die machen verständlicherweise Angst. All die vielen MS-Erkrankten, die lustig weiter durchs Leben turnen und kaum beeinträchtig sind, sieht man dort nicht, leider. Dein Onkel braucht nun einen guten Neurologen, der ihn auf seine Bedürfnisse abgestimmt optimal behandelt.

MS ist eine Krankheit, die man nicht pauschalisieren kann. Es gibt nicht DEN Verlauf, nicht DIE Therapie. Es ist verdammt schwer, nicht nur die schweren Verläufe im Kopf zu haben. Sehr zu empfehlen ist der Kontakt zu anderen Erkrankten, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Dort lernt man andere Erkrankte kennen und sieht, dass viele von ihnen auch nach vielen Jahren mit MS ein ganz normales Leben führen. Die Deutsche Gesellschaft für Multiple Sklerose hat viele Selbsthilfegruppen. Vielleicht kann Dein Onkel sich ja da eine Anlaufstelle in seinem Ort raussuchen lassen. Im Internet gibt es verschiedene Foren von und für Erkrankte und Angehörige, die auch von Ärzten betreut werden.

Über Google findet man einige solcher Foren. Ich finde diese Foren gerade für neu Erkrankte sehr sinnvoll, weil man sich dort mit anderen austauschen kann und viele oft unbegründete Ängste verliert. Angehörige und Freunde können oft trösten, im Alltag helfen und einfach nur durch ihre Anwesenheit unterstützen. Aber so richtig verstehen, wie man sich fühlt, können nur andere Erkrankte. Zumindest mir hat der Austausch mit anderen MS-Erkrankten am Anfang unheimlich geholfen. Ich hatte durch die Medien ein ganz falsches Bild und konnte durch die Hilfe anderer Erkrankter viele Ängste ablegen.

Und um ein wenig Mut zu machen: ich habe seit nunmehr 2,5 Jahren MS und mir geht es hervorragend. Ich habe selten Schübe, die sich überwiegend zurückbilden und nur minimale Einschränkungen, die man nicht sieht. Und ich bin kein Einzelfall, es gibt sehr viele Erkrankte, die mit MS ganz normal weiterleben. Wenn Du konkrete Fragen zu MS hast, helfe ich Dir gerne weiter. Um MS zu verstehen, habe ich hier mal die aus meiner Sicht wichtigsten Fakten aufgeschrieben:

MS ist, wie hier schon geschrieben, eine chronische Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Ganz einfach beschrieben: im Hirn und Rückenmark wird an verschiedenen Stellen durch eine vermutete Fehlsteuerung des Immunsystems die Schutzhülle der Nervenfasern, das so genannte Myelin, zerstört. Die Nervenfasern sind dann quasi ungeschützt und können die Impulse nicht mehr so schnell beziehungsweise gar nicht weiterleiten. Diese Entzündungen bleiben in aller Regel unbemerkt. Nur circa jede zehnte Entzündung wird bewusst wahrgenommen. Das nennt man dann einen Schub. Je nachdem, wo dieser Schub lokalisiert ist, treten verschiedene Symptome auf.

Die häufigsten Symtome sind
- Empfindungsstörungen (Taubheitsgefühle, Kribbeln, Temperatur-Missempfindungen) an verschiedenen Körperstellen
- Motorische Störungen (Gleichgewichtsstörungen, Schwächegefühl, verlangsamte Bewegungen, Zittern)
- Augenprobleme (verschwommen Sehen, doppelt Sehen)
- Erschöpfung und bleiernde Müdigkeit (das so genannte Fatique-Syndrom)
Seltener kann es zu Sprachstörungen, Harn- und Stuhlinkontinenz und Schwindel kommen.

Bei der MS gibt es zwei Komponenten: zum Einen den akuten Schub. Beim Schub treten die Symptome plötzlich auf, halten einige Wochen bis einige Monate an und verschwinden dann oft wieder, sobald die Entzündung abgeheilt ist. Am Anfang bilden sich die Symptome häufig vollständig zurück, so dass zum Beispiel der taube Fuß irgendwann nicht mehr taub ist. Seltener bilden sich anfangs die Symptome nur inkomplett zurück, dann bliebe zum Beispiel von dem tauben Fuß ein tauber Zeh zurück. Je länger man MS hat, desto seltener bilden sich die Schübe komplett zurück. Wobei es auch hier Ausnahmen gibt. Die zweite Komponente ist der chronische Prozess: die Myelinschicht wird im Prinzip unentwegt angegriffen. Das läuft im Verborgenen ab, also für den Erkrankten anfangs unbemerkt. Nach einigen Jahren oder Jahrzenten macht sich dann aber auch der chronische Prozess bemerkbar. MS-Erkrankte sind häufig müde, weniger belastbar oder haben generelle Probleme mit ihren Bewegungsabläufen.

Die MS verläuft sehr unterschiedlich und deshalb kann man nicht pauschalisieren. Häufig sind anfänglich ein schubförmiger Verlauf, bei dem sich die Schübe überwiegend zurückbilden. Nach ein paar Jahren MS nehmen die akuten Schübe dann häufig ab und die Krankheit geht in einen chronischen Verlauf über. Hier gibt es dann weniger Schübe, aber eine allgemeine, schleichende Verschlechterung des Allgemeinzustandes. Der Erkrankte kann also nicht ganz plötzlich schlecht laufen, sondern die Lauffähigkeit nimmt über einen ganz langen Zeitraum ganz langsam ab. Auch das muss aber nicht sein. Es ist auch möglich, das sich der Zustand nicht verschlechtert.

Für die Therapie der MS gibt es ganz unterschiedliche Ansätze. Der akute Schub wird in der Regel mit hoch dosiertem Cortison behandelt, welches die Entzündung eindämmen soll. Cortison kann jedoch nur die Entzündung schneller abheilen lassen. Es hat keinen Einfluss auf die Schwere des Schubes und die Rückbildung. Für den dauerhaften Einsatz gibt es eine Basistherapie, die Schübe verhindern kann. Der Patient spritzt sich ein bis viermal pro Woche den Wirkstoff. Nach aktuellen Studien hat die Basistherapie jedoch nur eine Wirkquote von circa 30%. Für sehr schwere Verläufe und die Patienten, deren Verlauf in den chronischen Prozess übergangen ist, gibt es die so genannte Eskalationstherapie, häufig mit Mitoxantron. Neben der Behandlung der MS als solchen ist auch die Behandlung der Symptome wichtig. Medikamente zum Beispiel gegen Spastiken sind hier ebenso wirkungsvoll wie eine gute Physiotherapie.

Die Ursache ist bislang unbekannt, vermutet wird jedoch, dass MS eine Autoimmunkrankheit ist mit bislang unbekannter Ursache.

Eine, wie ich finde, sehr einfache und dennoch informative Erklärung finde man auf der MS-Lebensbaum Seite oder auf der Seite der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.

» anja0815 » Beiträge: 25 » Talkpoints: 25,04 »


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