Krankenhausessen einem Angehörigen überlassen ein No-Go?
Einer meiner Angehörigen befindet sich derzeit im Krankenhaus und wir besuchen ihn täglich. Da er sich aktuell noch nicht so fit fühlt ist sein Appetit noch nicht wirklich groß. Meine Tochter dagegen hat zur Zeit immer und überall Hunger.
Als wir nun gestern Abend wieder zu Besuch waren hat mein Angehöriger meiner Tochter sein Abendessen angeboten, nachdem er selbst nur eine Scheibe Brot und einen Joghurt verspeist hatte. Meine Tochter hat das Angebot dankend entgegen genommen und das Essen verspeist.
In unseren Augen war das völlig in Ordnung, da mein Angehöriger das Essen eh stehen hätte lassen und es dann ja in der Mülltonne gelandet wäre. Sein Bettnachbar hat allerdings losgemeckert, dass das Krankenhaus keine Verpflegungsstation für Angehörige sei und man das Essen stehen zu lassen habe. Der Krankenschwester haben wir natürlich auch im Nachhinein Bescheid gegeben, damit sie kein falsches Bild vom Hungergefühl des Patienten bekommt und die hatte damit auch überhaupt kein Problem.
Wie seht ihr das? Würdet ihr das Krankenhausessen dann lieber stehen lassen oder findet ihr es in Ordnung, wenn sich daran dann ein Angehöriger "bedient"? Falls ihr das Essen schon einmal abgegeben oder selbst gegessen habt, habt ihr danach vom Personal Ärger bekommen?
Rein formell ist das Tablettessen im Krankenhaus natürlich für den Patienten und weder für Angehörige noch für Zimmernachbarn oder das Pflegepersonal gedacht. Nichtsdestotrotz sehe ich es persönlich überhaupt nicht so eng, wenn unangetastetes und noch gutes Essen, das der Patient selber ausdrücklich nicht mehr haben will, jemandem zur Verfügung gestellt wird, der sich darüber freut und es aufisst.
Ansonsten müssen die Reste nämlich nach Hygienevorschrift entsorgt werden und steuern auf diese Art und Weise zu der ohnehin schon viel zu großen Lebensmittelverschwendung bei. In dem genannten Beispiel entsteht dem Krankenhaus ja nicht einmal ein finanzieller Schaden durch den Fremdverzehr, da das Essen ja so oder so gerichtet war. Daher würde ich als Nachbar eines Patienten, der sein Essen weitergibt, oder auch als Krankenschwester gutmütig darüber hinwegsehen und keinen Aufstand machen.
Ich hatte mal den Fall, dass ich im Krankenhaus ein Frühstück mit zwei Brötchen bekommen habe, obwohl ich nur eines bestellt hatte weil ich Morgens nie so viel esse und außerdem noch eine Banane bestellt hatte. Ich wollte das Brötchen zurück geben, aber die Essenausgabe meinte, dass sie nichts zurücknehmen darf und alles, was einmal beim Patienten war, vernichtet werden muss.
Die Vorschriften werden wahrscheinlich überall gleich sein, hat ja was mit Hygiene zu tun, also wäre das übrige Essen in deinem Fall wohl im Müll gelandet. Was hätte man damit gewonnen? Wir werfen doch eh schon genug gutes Essen weg.
Ich habe im Krankenhaus bei einem Aufenthalt die Fruchtjoghurts vom Mittagessen immer für die Enkel der Bettnachbarin aufgehoben. Ich finde die immer viel zu süß und sie hatte Diabetes und hätte eigentlich so was überhaupt nicht bekommen dürfen, was aber natürlich ignoriert wurde, aber die Kinder haben sich darüber gefreut. Wir haben auch mal gesagt, dass wir den Joghurt dafür aufheben als eine Schwester in abräumen wollte und sie meinte nur "mir wäre der auch zu süß".
Meiner Erfahrung nach gibt es Menschen, die prinzipiell niemandem etwas gönnen, ganz egal ob sie selber überhaupt etwas davon haben würden. Das sind die, die mit Argusaugen darüber wachen, ob die Kundin in der Schlange vor ihnen zwei(!) Bonbons als Werbegeschenk bekommen hat, die bei Gratispröbchen entweder den Korb leermachen oder sich darüber beschweren, dass die 15 Gramm zu "wenig" seien (oder beides), die nicht der Meinung sind, dass Kinder in der Metzgerei eine Wurstscheibe "verdienen" und eben auch nicht mit ansehen können, wenn jemand etwas isst, das ihnen selber weder zusteht noch schmeckt. Aber da bekommt jemand etwas, der nicht sie selber sind, und das geht ja gar nicht. Und anscheinend gehört der "Bettnachbar" zu dieser Kategorie.
Dass gerade im Krankenhaus das übrige Essen nicht wieder zurück in die Wanne gekratzt und am nächsten Tag noch mal angeboten wird, leuchtet unmittelbar ein. Das ist in Restaurants und Großküchen schließlich auch verboten, zumindest solange ein Gast darauf geschnauft hat. Gottlob, möchte ich hinzufügen. Auf den Klinikfraß kann ich zwar dankend verzichten, aber ich habe noch nie erlebt, dass Schwierigkeiten daraus entstanden sind, wenn etwa besagte Enkelchen das Dessert aufgegessen haben. Sonst wandert das Zeug eben in den Biomüll.
Ich finde es schon okay und habe das selber auch schon so gemacht. Bei mir war es so, dass ich einen Kaiserschnitt hatte und natürlich essen durfte, aber beim ersten Kind hatte ich dann abends nicht so großen Hunger und mein Mann war nicht bei uns im Zimmer mit gebucht, weswegen er kein Essen hatte, aber ich dachte mir, dass er sicherlich Hunger hat, immerhin war es schon den ganzen Tag bei mir. Ich gab ihm dann etwas ab.
Ich finde es aber auch wichtig, dass man das dann auch anspricht, wenn das Essen abgeholt wird, denn das wird in der Tat notiert und wenn jemand noch keinen Hunger hat, dann kann das durchaus auch Gründe haben. Tatsächlich werden die Reste aber oft an das Personal verteilt oder landen einfach im Müll, weswegen ich es schon okay finde, wenn man sie weitergibt. Man muss dann aber auch ehrlich sein, gerade wenn man nur wenig gegessen hat und dann der Teller leer ist.
An sich ist das Essen natürlich rein für den Patienten bestimmt. Ich habe mal auf einer speziellen Station gearbeitet und dort war es auch so, dass wir nach dem Essen dokumentiert haben, wie viel die Patienten gegessen haben. Wir haben nach jedem Essen tatsächlich auf die Teller geschaut und uns eine Notiz dazu gemacht. Da verfälscht natürlich das Abgeben vom Essen die Dokumentation und in dem Zusammenhang finde ich es wiederum nicht gut.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Getränke. Bei manchen Patienten wird die Trinkmenge dokumentiert, meistens ist auf der Flasche irgendwo ein kleiner Strich, auf manchen Stationen wird die Flasche mit Edding markiert. Trinkt ein Angehöriger aus der Flasche, dann wäre auch diese Dokumentation einfach falsch.
Vielleicht sollte der Patient einfach mal bei den Pflegekräften nachfragen, ob es okay ist, wenn er sein Essen mit den Angehörigen teilt. Das Problem ist halt, wenn das Essen dokumentiert werden muss, weil der Patient zu wenig isst, weil er zu wenig trinkt, weil er andere Probleme weist, weil geprüft werden soll, ob er richtig kauen kann, und viele weitere Dinge. Da ist es kontraproduktiv, wenn der Angehörige das zweite Brötchen vertilgt.
Liegt aber keinerlei Indikation für eine solche Dokumentation vor, dann ist es mir persönlich auch egal, ob ein Angehöriger das Essen aufisst. Am Ende landet aus Hygienegründen eh alles, was im Patientenzimmer war, in der Entsorgung, weil man es nicht mehr ausgeben darf.
@Ramones: Ich habe es bisher noch NIE erlebt, dass Reste einfach ans Personal verteilt wurden. Es kommt mal vor, dass eine Marmelade von Patient X auf Patient Y getauscht wird, aber das geschieht vor dem Verteilen und die Pflegekräfte kennen vielleicht die Vorlieben der Patienten besser als die Küche selbst. Es werden immer mal ein paar Essen mehr geliefert oder ein paar Brotscheiben mehr, die werden dann gegebenenfalls auf das Personal verteilt, das sind aber unangerührte Essen, die nicht durch Patientenzimmer gewandert sind, diese Speisen kommen dann auch direkt aus dem Essenswagen.
Dem Patienten steht ein Essen zu und was er damit macht, ist seine Sache! Ob es nun im Müll landet oder ob er es einem Angehörigen gibt, das ist doch nun wirklich egal, beziehungsweise finde ich es allemal besser, wenn es verwendet wird. Wir haben damals, ich glaube aber das ist nicht mehr erlaubt, die Getränkepäckchen, welche zurück gingen, desinfiziert und gesammelt, damit die nicht entsorgt werden, sondern wenn Bedarf bei den Patienten bestand, einfach noch verwendet werden konnten. Die waren nämlich nicht immer verfügbar. Es war auch keine Infektionsstation, daher fand ich das wenig problematisch und eher wirtschaftlich.
Mein Papa hat immer den Kuchen aufgehoben. Obwohl er nämlich als Diabetiker extra keinen bestellt hat, war immer einer drauf und wenn er wusste, dass wir kommen, haben meine Kinder ihn bekommen. Er hat ihn weder extra bestellt, sodass dem Krankenhaus ein Nachteil entstanden wäre, noch hat er ihn gehamstert. Finde das also vollkommen legitim.
Natürlich kann ich die Argumente schon ein Stück weit nachvollziehen, dass das Essen nicht für die Angehörigen gedacht ist, sondern nur für den Patienten selber. Aber es war ja nun nicht so, dass deine Tochter darum gebettelt hat und euer Angehöriger dann darauf verzichtet hätte. Das fände ich dann auch nicht so toll.
Aber wenn es so ist, wie du es beschrieben hast, dass der Patient einfach nicht alles aufessen kann, dann finde ich es deutlich besser, wenn das Essen an einen Angehörigen weiter gegeben wird, als wenn es im Müll landet. Deswegen kann ich es auch nicht verstehen, warum der Zimmernachbar dann meckert. Es ist doch nicht seine Sache.
Das Krankenhaus erhält ja von der Krankenversicherung eine Vergütung für das Essen. Von daher finde ich das absolut in Ordnung, wenn man das Essen weitergibt. Im Krankenhaus fallen so viele Essensabfälle an, selbst in kleineren Krankenhäusern sind das jährlich schnell mehrere Tonnen an Foodwaste.
Erinnerung aktualisiert. Klar, hier ist eine ausführlichere und natürlich formulierte Antwort:
Ich selbst war bisher noch nie als Patient im Krankenhaus, aber aus der Perspektive eines Angehörigen oder Besuchers kann ich sagen, dass ich lange Zeit grundsätzlich kein Problem damit hatte, wenn nicht gegessenes Krankenhausessen an Angehörige abgegeben wird. Das Essen auf den Tabletts wird ja sowieso entsorgt, wenn es nicht gegessen wird, also finde ich es eigentlich sinnvoll, es zu nutzen, anstatt es einfach wegzuwerfen. In der Vergangenheit habe ich das auch so gesehen und das Personal scheint das ja meistens auch entspannt zu sehen, wenn man sich anschaut, was andere dazu sagen.
Mittlerweile bin ich aber etwas vorsichtiger geworden, weil man im Krankenhaus nie so genau weiß, mit was das Essen in Berührung gekommen ist. Gerade in einer Umgebung, wo es viele Keime und Krankheitserreger gibt, überlege ich mir das zweimal. Ich will natürlich nicht riskieren, mich durch Essen, das vielleicht schon eine Weile im Krankenzimmer rumgestanden hat, mit irgendwas anzustecken. Da geht's ja nicht nur um normale Keime, sondern auch um Sachen, die man sich im Krankenhaus leichter einfängt, weil dort einfach so viele verschiedene Leute mit unterschiedlichen Krankheiten unterwegs sind.
Ich stehe dem Thema also mittlerweile eher mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits finde ich es immer noch schade, Lebensmittel einfach wegzuwerfen, wenn sie noch gut sind. Aber andererseits möchte ich kein unnötiges Risiko eingehen, nur um Essen nicht zu verschwenden. Es ist echt so ein Zwiespalt zwischen „Lebensmittel retten“ und „auf Nummer sicher gehen“. Also, wenn es wirklich gut aussieht und frisch ist, könnte ich mir vorstellen, das Essen mitzunehmen, aber meistens würde ich jetzt eher darauf verzichten.
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