Warum lehnen viele Hörgeräte trotz Hörschwäche ab?

vom 08.02.2020, 23:45 Uhr

Immer wieder bekomme ich mit dass Menschen in meiner Umgebung bzw. im Bekanntenkreis Probleme mit dem Gehör haben. Dabei geht es nicht mal nur um Senioren bzw. das ältere Semester sondern teilweise auch schon um Personen in meinem Alter, also Mitte 30 oder noch jünger.

Während die Brille als Hilfsmittel für eine Sehschwäche schon völlig akzeptiert wird, bzw. zumindest für die meisten Menschen "normal" zu sein scheint, ist ein Hörgerät als Hörhilfe für viele ein Tabuthema und stößt auf große Ablehnung. Zumindest macht es für mich diesen Eindruck. In meinem Bekanntenkreis machen viele nicht einmal einen Hörtest nur um diesem Thema aus dem Weg zu gehen.

Laut einer Krankenkassen-Statistik werden die Träger von Hörgeräten immer jünger. In den letzten 10 Jahren hat sich die Anzahl von Hörgeräte-Trägern im Alter zwischen 15 und 30 Jahren um 33 % erhöht. Die Ursache für die erhöhte Inanspruchnahme von Hörgeräten bei jungen Menschen kann zwar darin liegen, dass die Hörhilfen immer kleiner und unauffälliger geworden sind aber Experten vermuten auch dass junge Menschen leichtsinniger mit ihrem Gehör umgehen.

Macht ihr neben Sehtest auch regelmäßig Hörtests? Habt ihr im Falle einer Hörschwäche schon einmal über die Nutzung eines Hörgerätes nachgedacht bzw. tragt ihr sogar eines? Warum stoßen eurer Meinung nach Hörgeräte in der Gesellschaft im Gegensatz zur Brille auf so große Ablehnung?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich mache eigentlich keine regelmäßigen Hörtests, aber denke schon, dass ich ganz gut höre, weil sich das im Alltag oft so zeigt. Ich denke, dass viele Menschen mit einer Hörschwäche das Hörgerät ablehnen, weil das ganz schön viel auf ein Mal sein kann. Es mag auch sein, dass sie die Dinger einfach als schlecht aussehend ansehen und aus einem Eitel heraus keine Hilfe wollen, aber ich denke, dass es oftmals einfach auch Überforderung ist.

Mein Cousin hat eine Hörschwäche auf einem Ohr und damit dann als Kind irgendwann ein Hörgerät bekommen. Er konnte das auch nicht immer tragen, aber gewöhnte sich mit der Zeit dran und seine Eltern sind auch dran geblieben, dass er es trägt. Er selber hat es aber sehr oft als zu anstrengend empfunden, weil er reizüberflutet war, er hat ja jetzt viele kleine Geräusche gehört, die er vorher noch nie gehört hat.

So war ich dabei, als er das erste Mal den Reißverschluss hörte. Er zuckte erst etwas zusammen und dann freute er sich auch irgendwie, dass er das nun überhaupt hören kann. Für ihn hatte das alles kein Geräusch oder nur ein dumpfes Geräusch. Er brauchte eine ganze Weile um sich daran zu gewöhnen, dass alles immer Geräusche hat. Das ist etwas, was für uns normal ist, aber wenn man erst wenig hört, dann überfordert es einen schnell, dann alles zu hören. Das ist etwas, was ein Hörender aber ausblenden kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich höre zwar laut Hörtest nicht mehr so optimal, aber weil ich im Alltag gut zurechtkomme, sehe ich nicht ein, mir ein Hörgerät zuzulegen. So ein Ding kann anscheinend lästig sein. Mein Bruder legt es jedenfalls nur selten an, weil es ihn stört. Er dreht dann lieber den Fernseher lauter oder lässt uns lauter und deutlicher reden.

Für mich selber kann ich mir vorstellen, dass ich erst dann ein Hörgerät trage, wenn ich durch die Schwerhörigkeit in Gesprächen mit anderen Personen stark beeinträchtigt bin. Ansonsten ist es ja auch ganz praktisch, dass man nicht alles an Geräuschen hört, was so auf der Straße oder im Supermarkt Geräusche von sich gibt. Nicht richtig sehen wäre für mich eine stärkere Einschränkung im Alltag.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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