Eine Beziehung wegen Äußerlichkeiten beenden

vom 29.11.2021, 00:18 Uhr

Ich habe das Gefühl, dass vor allem in meiner Generation immer mehr die Äußerlichkeiten zählen und vor allem die, die noch jünger sind als ich (ich sage mal grob unter 20 Jahre) sehr viel mehr Wert auf das Aussehen als auf den Charakter gelegt wird. Das habe ich dabei tatsächlich auch schon wortwörtlich so gehört, dass man eben einen Partner braucht, mit dem man sich in den sozialen Medien auch „sehen lassen kann“.

Dabei habe ich auch schon mitbekommen, dass einige junge Menschen Beziehungen beendet haben, weil der Partner nicht mehr ihren optischen Ansprüchen „genügte“. Ein Mädchen wurde verlassen, weil sie krankheitsbedingt zugenommen hat.

Für mich ist so was absolut unverständlich. Wenn ich meinen Partner liebe, dann liebe ich ihn ja wegen seinem Charakter und wegen der Art, wie er als Mensch ist, und nicht nur, weil er attraktiv ist. Sicher wirkt es sich auf die (sexuelle) Anziehung aus, aber ist nicht der ausschlaggebende Faktor beziehungsweise sollte es meiner Meinung nach nicht sein.

Wie seht ihr das ganze Thema? Würdet ihr eine Beziehung wegen Äußerlichkeiten beenden und wenn ja, welche wären das?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich habe nicht das Gefühl, dass das ein neuer Trend ist, dass junge Menschen sich mehr von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen. Ich persönlich habe diese Erfahrung auch schon vor zehn bzw. zwanzig Jahren gemacht, dass hauptsächlich auf die Optik Wert gelegt wurde. Während ich jetzt feststelle, dass die reiferen Männer durchaus ihre Prioritäten verändern und die inneren Werte bzw. der Charakter tatsächlich mehr Bedeutung bekommt.

Dass eine Beziehung aufgrund von äußerlicher Veränderungen beendet wurde, habe ich Gott sei Dank noch nie mitbekommen - es wurde zumindest nie als offizieller Trennungsgrund kommuniziert. Wobei dies eventuell natürlich auch bei der ein oder anderen Beziehung indirekt eine Rolle gespielt haben könnte, denn wenn keine körperliche Anziehung mehr da ist, dann tut das der Beziehung ja nicht gut. Ich habe schon Beziehungen auseinander gehen sehen, weil zum Beispiel betrogen wurde oder eben die sexuelle Lust aufeinander verloren gegangen ist.

Ich persönlich bin allerdings niemand, der sich vorstellen könnte das Optik mein Empfinden für einen Menschen so stark beeinflusst, dass ich dadurch die Liebe zu der Person verliere. Wichtig ist mir, dass sich mein Partner selbst in seinem Körper wohl fühlt.

Und ganz ehrlich, wenn sich mein Partner wegen einer gesundheitlichen Gewichtszunahme von mir trennt, dann kann die Liebe nicht so groß gewesen sein. Dann bin ich froh, dass ich die mit großer Wahrscheinlichkeit die Möglichkeit bekomme einen Menschen kennen zu lernen, der mich als Person wirklich mehr zu schätzen und lieben weiß.

Allerdings ist mir schon auch wichtig, dass sich die Vorstellung unserer gemeinsamen Freizeitgestaltung/Lebensplanung nicht extrem verändert. Blöd wäre es nämlich natürlich auf Dauer schon, wenn ich ein unternehmenslustiger, sportbegeisterter Mensch bin und mein Partner plötzlich zum Dauer-Couchpotato mutiert, der keine Lust mehr hat etwas zu unternehmen, vielleicht weil er auch so träge/korpulenter geworden ist. Ich muss nicht Fallschirmspringen oder extreme Berge erklimmen und könnte da auch sicher Kompromisse finden, aber wenn eben die Vorstellungen zu weit auseinander gehen, ja doch, dann wäre das schon ein Trennungsgrund für mich. Aber das ist halt dann eher eine mögliche Folge der optischen Veränderung und nicht die Optik an sich - als Extremfall gesehen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass hier wie so oft keine pauschalen Aussagen getroffen werden können. Gerade Teenager probieren sich ja an allen Fronten erst mal aus - deren Vorstellung von einer "Beziehung" lässt sich üblicherweise gar nicht vergleichen mit der von gestandenen Mittvierzigern oder was auch immer.

Und gerade solange die Hormone wirklich Achterbahn fahren, ist die sexuelle Attraktivität selbstverständlich ein ganz wichtiger Faktor. Nicht jede*r ist mit Anfang 20 schon auf der Suche nach etwas "Festem" als Ernährer bzw. Fortpflanzungspartner*in, sondern möchte lieber etwas "Heißes", oder wie auch immer man heutzutage sagt. Daran finde ich auch - wie so oft - nichts Verkehrtes.

Und manche Leute bleiben eben bei sexueller Anziehung als Hauptgrund für eine Beziehung. Das wird zwar mit den Jahren nicht gerade einfacher aufrechtzuerhalten, da traditionell ein jugendliches, knackiges Äußeres als sexy gilt, aber wenn die Leute möchten, bitte gerne. Ich kann schließlich nicht immer von mir selber ausgehen. Ich war nie "sexy" und selbst in meiner Jugend "unter 20" waren meine Triebe nicht sehr ausgeprägt.

Aber das macht mich nicht zu einem besseren Menschen, weil ich stolz von mir behaupten kann, auch über Gewichtszunahme, Haarausfall und Dehnungsnarben hinweg eine langjährige Beziehung am Laufen zu haben. Die Prioritäten sind eben unterschiedlich. Für manche ist Untreue verkraftbar, Kleidergröße 44 oder ein "Waschbärbauch" nicht. Andere bevorzugen sogar weniger "konventionell attraktive" Leute, weil sie da weniger eifersüchtig sein müssen. Solange mit offenen Karten gespielt wird, kann ja jeder gerne seine Präferenzen haben.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^