Wird der Begriff Querdenker zu inflationär benutzt?

vom 08.08.2021, 13:13 Uhr

Bei jedem Artikel oder Filmbeitrag zu irgendwelchen Protestaktionen gegen die aktuellen Coronamaßnahmen, da werden alle Teilnehmenden immer gleich in die Schublade Querdenker gesteckt. Ich weiß gar nicht, wie der Begriff Querdenker überhaupt entstanden ist oder wo der herkommt, aber ich finde es langsam ermüdend, jede gegenteilige Meinung gleich als querdenken abzutun.

Ich finde es gut, wenn man denkt und manche Entwicklungen auch kritisch beobachtet, diskutiert und bewertet. Wie empfindet ihr das denn? Seid ihr dem Begriff Querdenker auch schon etwas überdrüssig geworden und habt ihr auch das Gefühl, dass man diesen zu inflationär und zu querbeet benutzt?

» specki » Beiträge: 291 » Talkpoints: 178,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Tatsächlich wird man schnell zum Querdenker abgestempelt, aber ich finde auch, dass das kein extrem schlimmer Begriff ist und wenn man kritisch ist, ist das ja auch durchaus okay. Man sollte damit leben können auch mal so genannt zu werden, das macht ja nichts weiter mit einem. Ich finde dass der Begriff schon richtig angewendet wird und dann auch zu Tage kommt, wenn man wirklich einer ist und an sich ist das ja auch nichts Schlimmes, sich selber Gedanken zu machen und dann vielleicht mal nicht den Massengeschmack damit zu treffen, wenn man seine Meinung äußert.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


specki hat geschrieben:Ich weiß gar nicht, wie der Begriff Querdenker überhaupt entstanden ist oder wo der herkommt

Ganz einfach - diese Leute haben sich den Namen selber für sich ausgesucht. Das ist nicht so, dass sich irgendwann ein Journalist hingesetzt hat und gedacht hat, dass der Begriff gut passt für diese Leute. Die haben Webseiten und Merchandise und was weiß ich nicht alles mit diesem Begriff.

Man könnte sich natürlich trotzdem fragen, ob sich nun jeder, der bei diesen Protesten mit rennt, tatsächlich mit der Querdenker Organisation identifiziert. Zu einem gewissen Grad ist das wahrscheinlich schon der Fall, weil die meisten Demonstrationen ja von dieser Organisation angemeldet und organisiert werden. Man würde ja auch nicht auf eine NPD Demonstration rennen wenn man die NPD ablehnt, oder?

Ich finde es nur Schade, dass ein Begriff, der eigentlich mal positiv besetzt war, inzwischen durch diese Menschen zu etwas total negativem geworden ist. Eigentlich hat quer denken mal bedeutet, dass man kreativ denkt und außergewöhnliche Lösungen findet. Jetzt bedeutet er einfach nur noch, dass man aus Prinzip dagegen ist weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist, gewürzt mit einer Dosis Verschwörungsglauben, Antisemitismus und Pseudowissenschaft.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:
Ich finde es nur Schade, dass ein Begriff, der eigentlich mal positiv besetzt war, inzwischen durch diese Menschen zu etwas total negativem geworden ist.

Das finde ich auch schade, da ich den Begriff früher gut fand. Ein Querdenker war in meiner Wahrnehmung früher jemand, der ungewöhnliche Lösungen gesucht hat oder künstlerisch kreativ war, abseits des breiten Publikumsgeschmacks. Seit den Corona-Demos ist der Begriff jedoch verdorben, und eigentlich müsste sich ein neues Wort etablieren, womit man das frühere Querdenken jetzt bezeichnen kann.

Derweil rutschen die "neuen Querdenker" immer weiter in merkwürdige Verschwörungserzählungen ab, scheint mir. Gestern habe ich ein Statement von einem gewissen Dr. Coldwell gelesen (soweit ich weiß ein Pseudonym), in dem es hieß, dass fast alle Geimpften noch im September sterben würden. Da frage ich mich schon, was bei diesen Leuten schief läuft.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



lascar hat geschrieben:Derweil rutschen die "neuen Querdenker" immer weiter in merkwürdige Verschwörungserzählungen ab, scheint mir. Gestern habe ich ein Statement von einem gewissen Dr. Coldwell gelesen (soweit ich weiß ein Pseudonym), in dem es hieß, dass fast alle Geimpften noch im September sterben würden. Da frage ich mich schon, was bei diesen Leuten schief läuft.

Dieses Verhaltensmuster sieht man ja oft bei Menschen, die sich radikalisieren. Sei es jetzt politisch, religiös oder philosophisch. Die meisten fangen total harmlos an und man kann sie auch irgendwo noch verstehen, auch wenn man da nicht mitgehen würde. Und dann werden die Ideen immer radikaler, immer abwegiger und irgendwann fragt man sich was die eigentlich für Drogen nehmen.

Es interessiert mich aber auch, was da genau psychologisch abläuft. Entwickelt man eine gewisse Toleranz für solche Ideen und ist dann auch immer mehr bereit auch völlig absurdes Zeug zu glauben? Oder braucht man eine höhere Dosis an Unsinn? Vielleicht führt auch das Wegbrechen des "normalen" Umfelds dazu, dass man eine höhere Unsinntoleranz hat, weil die verbliebenen Kontakte alle so drauf sind und das dann als normal empfunden wird?

Aber jetzt muss ich erst mal rausfinden, wann genau ich im September sterben werde. Ich habe da nämlich einen Urlaub geplant und es wäre ja blöd wenn ich die Hälfte wegen Tod verpasse. :lol:

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^