Habt ihr die Bundesjugendspiele geliebt oder gehasst?

vom 30.05.2021, 09:58 Uhr

Ich glaube, dass es die jährlichen Bundesjugendspiele immer noch gibt. Für manche Kinder sind sie ein Highlight, für andere eine Qual. Ich habe sie gehasst, weil ich beim Werfen immer so schlecht war und mich dabei bloßgestellt fühlte. Mein Kinder, bis auf einen, waren auch immer schlecht und haben meisten nur eine Teilnehmerbescheinigung bekommen. Es hat ihnen aber nicht so viel ausgemacht wie mir damals. Nur mein sportlichster Sohn hatte einmal sogar eine Ehrenurkunde.

Gibt es die Bundesjugendspiele überhaupt noch? Habt ihr sie geliebt oder gehasst? In welcher Disziplin wart ihr besonders gut oder schlecht? Waren euch manche Sachen auch peinlich? Im Laufen war ich immer gut, aber ich weiß, dass es meiner etwas dickeren und schon körperlich weit entwickelten Freundin ab einem gewissen Alter peinlich war, vor den Jungen zu laufen und immer mit Abstand letzte zu werden.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bei mir gab es das auch noch und ich habe es gehasst. Ich war als Kind sehr unsportlich, nicht dick, aber unsportlich und daher war ich schon allein von dem Gedanken gestresst, dass man nun sehr viele Sachen hintereinander machen muss und kaum eine Pause bekommt. Bei uns gab es da noch Noten dazu und das hat dann dafür gesorgt, dass ich dann nur noch im Kopf durchgegangen bin, ob ich es noch irgendwie auf eine gute Note schaffen kann und wann ich mehr Gas geben muss und wann ich dann eher die Anstrengung meiden kann, weil ich es eh nicht schaffen kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne niemanden, der die Bundesjugendspiele geliebt hat. Ich hatte Mitschüler, die privat in Vereinen waren, die an Wettbewerben teilgenommen haben und teilweise Preise gewonnen haben und die mit Leichtigkeit eine Urkunde abgestaubt haben und selbst die hatten keine Lust auf diese Veranstaltung.

Als ich in der Mittelstufe war hat meine Schule sich aber entschieden da nicht mehr mitzumachen. Wir hatten statt dessen dann zwei Sporttage pro Jahr. Da gab es dann immer verschiedene Sportarten, für die man sich anmelden konnte.

Diese Sporttage haben mir tatsächlich viel Spaß gemacht. Es gab keine Tabellen und Urkunden und keinen Leistungsdruck und das Angebot an Sportarten war total groß. Der Fokus lag eben darauf, dass man neue Sportarten ausprobieren kann und da waren auch Sachen dabei, an die man selber vielleicht gar nicht gedacht hätte. Ich hatte zum Beispiel mal einen Tag Curling mit dem lokalen Curlingverein oder ich habe gelernt wie man nicht von einem Einrad fällt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Gehasst. Rückblickend frage ich mich schon länger, was die Lehrpersonen und Erziehungsberechtigten in den 1980ern eigentlich selber für eine miese Kindheit hatten, dass sie die Grundschuljahre damals eher als ein Bootcamp der Demütigungen inszeniert haben. Muss wohl die Nachwirkung der Nazi-Pädagogik "Deutschland braucht Soldaten und Soldatenmütter! Wer sein Kind liebt oder gar lobt, verzärtelt es nur unnötig!" gewesen sein.

Ich war traditionell meine ganze Schulzeit lang immer die "Schlechteste" in allem(!) was mit Bewegung zu tun hatte. Klar, damals ging es ja auch nicht darum, dass Bewegung im weitesten Sinne gut für die Gesundheit ist und Spaß machen kann, sondern um: Weitsprung: 1,60 m entspricht einer Vier. Herzlichen Glückwunsch. 10 Minuten sinnlos im Kreis rennen. Wer geht, verliert. Wieder eine Vier. Herzlichen Glückwunsch.

Und bei den Bundesjugendspielen war es auch nicht anders. Was der ganze Zirkus irgendwem außer den Machtgelüsten meiner Sportlehrerin in der dritten Klasse gebracht hat, weiß ich bis heute nicht. Die sportlichen Kinder, die Spaß daran hatten und/oder sogar im Verein erfolgreich, haben den Kram achselzuckend mitgenommen, und die unsportlichen haben einmal mehr erfahren, dass es im Leben um Kilo, Zentimeter und Sekunden geht und wer nicht der Norm entspricht, darf sich schämen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Soweit ich weiß, gibt es die Bundesjugendspiele immer noch. Es gibt sogar eine Unterbehörde in der Schulbehörde, die sich nur um diesen Blödsinn kümmert. Meine Meinung zu diesem dressierten Kadavergehorsam dürfte damit klar sein. Bundesjugendspiele sind quasi der krönende Walk of shame einer langen Reihe an Demütigungen in den wöchentlichen Schulsportstunden.

Im Nachhinein hatte ich bezüglich meiner Schulzeit fast überall das Gefühl, dass im Unterricht nur im Höchstfall die Kenntnisse des Vorjahres und sonst gar nichts vorausgesetzt wurde. Ansonsten wurde im Unterricht, man soll es kaum glauben, unterrichtet. Nicht so im Sportunterricht. Da war es Hopp oder Top, entweder man kann es oder man quält sich einmal die Woche durch diese neunzig Minuten und hat Pech gehabt.

Bis auf eine einzige Ausnahme kann ich mich nicht erinnern, von Klasse Sieben bis Zehn auch nur irgendetwas mal ordentlich gezeigt oder beigebracht bekommen zu haben. Es gab Anweisungen wie beim Militär und man hatte abzuliefern. Leider bestanden 90 Prozent meines Unterrichts nur aus Leichtathletik, etwas, was ich schon aufgrund meiner ziemlich asthenischen Konstitution von der Kraft her noch nie konnte.

Und die Bundesjugendspiele waren dann die Krönung im negativsten Sinn. Natürlich habe ich die Teilnehmerurkunde, die es für was eigentlich hinterher gegeben hat, noch vor der Sporthalle in den Mülleimer gejagt. Meiner Meinung nach ist das überhaupt nicht mehr zeitgemäß und geht auf die Neigungen, physischen Voraussetzungen und Vorlieben des einzelnen Schülers in keiner Weise ein. Wenn man Schülern Bewegung in irgendeiner Form nahebringen will, dann müsste der ganze vermaledeite Sportunterricht endlich mal reformiert werden. Mein Sportunterricht in den Achtzigern hatte auch eher Anklänge an militärischen Gehorsam, inklusive sadistischem Lehrer vom Bund, der Kinder hasste, ständiger Leichtathletik und erschöpfendem Zirkeltraining.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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