Warum ist „Survivor“ in Deutschland nicht erfolgreich?

vom 11.04.2021, 23:26 Uhr

Das Showformat „Survivor“ läuft seit vielen Jahren, in manchen Ländern seit Jahrzehnten erfolgreich im Fernsehen. In Deutschland hat sie sich bisher nicht durchsetzen können. Zuletzt hat Vox sich 2019 daran versucht. Aber schon nach zwei Folgen mit niedrigen Einschaltquoten verschwand die Sendung im Nachtprogramm. Immerhin wurde sie noch zu Ende gezeigt, was bei Vox ja nicht immer der Fall ist.

Ich finde dieses Showformat großartig! Für mich sind dort die ganzen negativen Dinge, die mich bei Big Brother oder dem Dschungelcamp abschrecken, eliminiert worden und es geht wirklich nur noch um Wettkampf - entweder auf dem Spielfeld oder bei den psychologischen Spielchen. Es geht nicht um Sex oder Erotik, nicht um Voyeurismus, es gibt keine Beleidigungen. Die Kandidaten müssen sich nicht vor Publikum profilieren, denn der Zuschauer ist zwar immer mitten im Geschehen, hat aber keinen Einfluss.

In den USA sind bereits 39 Staffeln erfolgreich gelaufen. In Europa läuft es schon seit über zehn Staffeln erfolgreich in Dänemark, Belgien, Frankreich und vielen weiteren Ländern. Warum aber läuft es in Deutschland einfach nicht? Gibt es dafür eine Erklärung? Hat man hier das Spielprinzip nicht verstanden? Es geht schließlich darum, andere zu täuschen, zu hintergehen, während man ihnen eigentlich Freundschaft und Hilfe zusichert.

Hat man in Deutschland mit diesen psychologischen Taktiken mehr Probleme als in anderen Ländern? Oder habt Ihr noch eine andere Erklärung dafür? Kennt Ihr das Format?

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn ich die Frage sicher beantworten könnte, wäre ich eine große Nummer am Fernsehmarkt. Niemand kann vorhersagen, ob und wo ein neues Format ein riesiger Erfolg wird oder versandet. An der hier verlinkten Liste kann man ja auch sehen, dass es in vielen anderen Ländern ebenfalls nicht mehr ausgestrahlt wird bzw. über die ersten Staffeln nicht drüber kam.

Warum das so ist, kann ich nur spekulieren. Die Show wird unter Reality geführt, hat aber doch sehr starken Gaming-Charakter und ist damit irgendwie eine Art von Hybrid. Nicht trashig genug für die echten Trash-Fans, zu viel Reality-Anteil für Leute, die nur Spiele sehen wollen. Und dann wurde das Ding noch im sprichwörtlichen Schatten des Großen Bruders im Jahr 2000 lanciert, als jeder nur über Big Brother sprach mit der 24-Stunden Überwachung. Da ist klar, dass so eine aufgezeichnete Show nicht das Interesse wecken kann.

Und heute kann ich mir denken, dass in der entsprechenden Zielgruppe für das lineare Fernsehen mehr Anreiz als ein paar Spiele auf der Palmeninsel für die unter Fünfzigjährigen geboten werden muss, um vom Streamingdienst zum Fernsehen zu wechseln. Mich persönlich spricht das Konzept auch nicht so an, aber bis auf zwei bis drei Formate gucke ich auch wenig Reality.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich könnte mir vorstellen, dass man es hier in Deutschland einfach nicht richtig beworben und vorgestellt hat, um das richtige Publikum zu finden. Gerade derzeit mit den ganzen Insel-Shows denkt sich der "normal-intelligente" Zuschauer, dass es wieder nur um Trash, Erotik, Sex und verbale Schlammschlachten auf dem untersten Niveau geht. Damit schalten hauptsächlich erst mal die Leute ein, die so etwas sehen wollen - und sind enttäuscht, weil sie nicht die durchgestählten, eingeölten Körper sehen und von dem Gerede wohl kaum die Hälfte verstehen.

Und die anderen, die es von der Intelligenz her verstehen würden, schalten gar nicht erst ein, weil sie eben das Falsche davon erwarten. Ich habe 2019 die Staffel bei Vox gesehen, aber es war auch eher Zufall. Wirklich Werbung oder eine Erklärung im Vorfeld, worum es eigentlich geht, habe ich nicht mitbekommen. Vox hat sich zwar ein bisschen daran versucht, indem sie glaube ich Detlef Steves und Co. ein bisschen im Nachhinein darüber plaudern ließen, aber das hat mir kein bisschen beim Verständnis geholfen.

Ich habe es erst nach und nach verstanden. Und als das Verständnis dann da war, fand ich es großartig! Aber bis dahin sind viele Zuschauer wahrscheinlich kaum gekommen, denn Vox ist so unheimlich schnell darin, irgendwelche Sachen zu verschieben und entweder gleich ganz verschwinden zu lassen oder irgendwo im Nachtprogramm zu verbuddeln, wo selbst hartgesottene Fans es kaum finden.

Und ich glaube, ich hätte damals schon einen Versuch gesehen, aber da ging es damals mehr in Richtung "Big Brother", also mehr in die Richtung Trash, sodass man damit einfach keinen Zuschauer anlocken konnte. Ist im Endeffekt auch klar - ich kann keine Show machen, mit der ich alle Zuschauer mit IQ zwischen 50 und 150 gleichermaßen begeistern kann. Es gibt eben auch im TV keine eierlegende Wollmilchsau.

Ich finde es ebenfalls sehr schade, dass so ein großartiges Format hier in Deutschland einfach nicht verstanden und mehr oder weniger verheizt wird. Ich würde mir wünschen, dass wenigstens die Streaming-Dienste wie Netflix und Co. auch wieder eine deutsche Version herausbringen. Gerade in den aktuellen Corona-Zeiten dürfte das doch ein Format sein, was begeistert, denn da sind ja eh alle abgeschottet, also fast in Quarantäne. Da kann man drehen, ohne den ständigen Hinweis oder Masken. Und ein "Papplikum" braucht man da auch nicht.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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