Warum ist Lauterbach so in der Kritik?

vom 14.03.2021, 11:59 Uhr

Im letzten Jahr, seit Beginn der Coronapandemie; macht der SPD-Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach immer wieder in diversen Medien durch viele Meinungen und Einlassungen zum Thema Corona auf sich aufmerksam. Sicher kann man ihm manchmal eine gewisse pessimistische Haltung unterstellen, aber im Nachhinein hat er mit erschreckend vielen seiner Vorhersagen und Prognosen Recht behalten.

Nun steht der Mann wie kein anderer bei vielen in der Kritik und muss sich viel Gegenwind gefallen lassen, bis hin zu üblen Beleidigungen, Anfeindungen und sogar Morddrohungen. Auch in diversen sozialen Medien bekommt man mit, wie dem Wissenschaftler zugesetzt wird, nebst diversen seltsamen Unterstelllungen.

Warum schlägt gerade ihm soviel Hass entgegen? Ist das ein Stellvertreterkrieg, der eigentlich gegen die Gesamtsituation geht? Neigt er tatsächlich zu sehr zur Schwarzmalerei und stresst die Leute? Oder ist er der Überbringer schlechter Botschaften, der virtuell gehängt wird?

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Das Problem beim Lauterbach ist, dass er überall mit an Bord ist und dass er teilweise schon echt extreme Forderungen hat und auch seine Gedankengänge teilweise recht extrem sind. Ich habe mich manchmal auf seiner Facebookseite herumgetrieben und stimme ihm zu, dass er in manchen Dingen recht haben mag, aber er malt teilweise einfach zu schwarz und ich empfinde ihn auch nicht als "bürgernah". Zudem ist er in der Politik involviert und das ist für viele auch ein Ventil, um Dampf abzulassen.

Ich finde ihn unsympathisch und mich macht er mit seiner Art und wie er redet nervös. Aber ich würde niemals auf die Idee kommen, ihn anzugreifen und in einem Post zu diffamieren. Was ich mir von einem Karl Lauterbach aber wünschen würde, wäre, dass er nicht mehr so polymedial auftritt und nicht überall seinen Senf dazugibt. Auch würde ich mir von ihm wünschen, dass er sachliche Beiträge auch mal kommentiert, selbst wenn es nur von seinem Team wäre. Er wirkt auf mich einfach nicht nah genug, er redet und redet, aber es fehlt ihm einfach die Nähe zu uns "Normalos".

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke auch, dass der Herr Lauterbach nicht gerade das sympatischste Auftreten hat und Diplomatie nicht zu seinen Talenten gehört. Das Volk möchte nun mal "bad news in a good way" vermittelt bekommen und nicht ständig belehrt werden und das Gefühl haben, es gäbe intelligentere Menschen als einen selbst, die einem die Filterblase erschüttern. Und dass sieht der gute Mann offensichtlich als seine persönliche Agenda an, und es scheint ihm egal zu sein, dass ihn dafür kaum jemand wirklich liebhat. So viel Eigensinn und ein so völliger Mangel an Schleimerei irritiert schon gewaltig, mich auch. Und manche Zeitgenossen "irritiert" das eben bis zur Morddrohung.

Ich muss den Typen ja nicht mögen. Man sieht ja täglich, was passiert, wenn die charismatischen Gestalten ihren Bullshit unters Volk werfen, der begierig auf geschlabbert wird, weil er ins eigene Weltbild passt und einfach angenehmer rutscht. Und das Problem ist, der Mann hat leider viel zu oft recht, und seine "Schwarzmalerei" basiert auf unschönen Fakten, was er auch weiß.

Ich selber hätte auch keine Lust, einen Haufen unbelehrbar herumtaumelnder Maikäfer liebevoll, mit einem Lächeln und Helene Fischer als Stargast davon zu überzeugen, dass Dinge herunterfallen, wenn man sie loslässt. Und die Pandemie gehorcht ähnlichen unverrückbaren Naturgesetzen, auf die nicht jeder Lust hat, sie weichgespült und optimistisch unters Volk zu bringen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Herr Lauterbach ist nun mal jemand, der sehr stark polarisiert. Und außerdem ist er jemand, der einfach mal die Wahrheit ausspricht, die gerade keiner hören will! Es wollen alle nur hören, wann endlich alles wieder normal wird und wann gelockert wird. Da schlägt jemandem, der sagt, dass es vielleicht nie wieder normal wird und Lockerungen gerade überhaupt nicht vorgenommen werden dürfen, natürlich der Gegenwind und der Hass ins Gesicht.

Da ist es völlig egal, dass Herr Lauterbach ein ausgebildeter Epidemiologe ist und wohl als einziges im Bundestag überhaupt mal den Hauch einer Ahnung hätte. Die Leute wollen eben dieses Wischiwaschi hören und dass gelockert wird, egal ob die Inzidenzwerte, die Zahlen der Erkrankten und auch der Toten gerade in die Höhe schnellen!

Wir leben eben nicht mehr in einer Welt, in der harte Fakten zählen, sondern es geht nur noch darum, was man hören will, wer sympathisch ist, wer viele Likes und Follower hat. Da wird sich seine Realität eben einfach selbst zusammengestellt. Und Benehmen im Internet gibt es nicht. Das mag auch daran liegen, dass das Internet für so gut wie alle Entscheidungsträger immer noch Neuland ist.

Ich finde Herrn Lauterbach auch alles andere als sympathisch. Aber ich denke, er wäre der richtige gewesen, um uns schnell und sicher durch diese ganze Pandemie zu bringen. Manchmal sind harte Maßnahmen eben notwendig, um Leben und Existenzen zu retten. Da bringt es nichts, sich erst auf eine "Notbremse" zu einigen, die erst Tage später greift und dann eigentlich nur daraus besteht, dass man mal anfängt darüber nachzudenken, ob man vielleicht eventuell einen Arbeitskreis bilden sollte, der dann darüber berät, ob man vielleicht irgendwelche Maßnahmen treffen sollte, die dann noch im größeren Kreis beraten werden. Wenn ich so als Autofahrer bremsen würde, wenn mir eine ältere Dame vors Auto rennt, dann hab ich sie schon längst überfahren, bevor ich einen Kilometer später dann mal vorsichtig das Bremspedal berühre!

Aber es ist halt unbequem, wenn Herr Lauterbach sagt, dass man dann sofort alles schließen muss und dann auch mal warten muss, bis wirklich fast keiner mehr krank ist. Oder um bei meinem Beispiel zu bleiben: Es ist ungemütlich, sofort auf die Bremse zu treten und die Wirkung zu spüren und eventuell eine kleine Beule an meinem Auto zu riskieren, wenn der Wagen vielleicht ausbricht. Aber die Dame wäre vielleicht danach noch am Leben.

Doch wen interessiert schon die imaginäre Dame? Jeder denkt nur an sich und wie es für ihn weitergeht, da will man die Forderungen und Warnungen von Herrn Lauterbach nicht hören. Viele blenden auch einfach aus, dass es sie selbst treffen könnte und dass man selbst im Krankenhaus mit dem Tod ringen könnte. Und weil man nicht hören will, was er sagt, kritisiert man ihn oder Schlimmeres.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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