Sind Sprachreisen mit Schulen effektiv und sinnvoll?

In sehr vielen höheren Schulen ist es üblich, dass die Schüler gemeinsam im Klassenverband eine Sprachreise ins Ausland machen. Die Ziele sind dann oft eben Länder, in denen die Fremdsprache gesprochen wird, wie England, Frankreich, Spanien, Italien und dergleichen.

Die Schüler sind dabei oft in heimischen Familien untergebracht, damit sie bestmöglichst von der Sprachreise profitieren und am Vormittag gibt es dann oft eben gemeinsam einen Sprachkurs. Der Nachmittag ist für Ausflüge gedacht.

Das klingt alles super, toll, aufregend, spannend und durchaus auch lehrreich. Wie sieht es allerdings in der Praxis aus? Konnten eure Kinder von diesen Sprachreisen, die oft ja doch auch nicht gerade günstig sind, profitieren? Konnten sie ihre Kenntnisse merklich verbessern? Ist das in einer Woche überhaupt möglich?

Oder ist es in der Praxis so, dass solche Fahrten lustig und nett sind, aber der Lerneffekt sich stark in Grenzen hält?

Meine Tochter war noch nicht auf Sprachreise mit der Schule aber ich habe damals in der 9. Klasse der Realschule selbst so eine Sprachreise mitgemacht. Wir haben eine Busfahrt nach England gemacht und waren dort für 8 Tage in York und für 6 Tage in London untergebracht. Bei uns gab es allerdings keinen Sprachkurs sondern nur den Aufenthalt in Gastfamilien und gemeinsame kulturelle Unternehmungen am Nachmittag.

Wir waren in Übernachtungsgruppen von zwei bis drei Personen eingeteilt. IN meiner Gruppe hatten wir leider sehr viel Pech mit unseren Gastfamilien weil die offensichtlich nur scharf auf den Verdienst waren und sich im Grund genommen nicht wirklich für uns interessiert haben. Das Frühstück stand wie in einer Pension morgens auf dem Tisch und am Abend das Abendessen. Ansonsten haben die sich in ihre Zimmer zurückgezogen und haben nur kurzen Smalltalk wie "Good morning. How are you? Hav a nice day." mit uns gesprochen.

Andere Gruppen hatte da mehr Glück. Die durften mit den Familienkindern spielen oder haben sich gemeinsam abends im Wohnzimmer unterhalten. Eine Freundin von mir hat heute noch nach 18 Jahren Kontakt zu ihrer damaligen "Gastschwester" in York.

Im Endeffekt war dieser Auflandsaufenthalt zum ersten Mal ohne Eltern eine unvergessliche Reise mit vielen Erlebnissen. Aber meine Englischkenntnisse hat das nur sehr wenig gefördert. Das Interesse an diesem Land hat es allerdings schon gesteigert. York ist und bleibt für mich immer noch ein Wohlfühlort. Ich möchte da auf jeden Fall nochmal hin.

Wirklich effektiv sind solche Auslandsaufenthalte meiner Meinung nach nur über einen längeren Zeitraum. Es gibt neben diesen Sprachreisen ja auch so Schüler-Austausch-Aktionen in denen die Kinder dann für mehrere Wochen im Ausland bleiben und dort auch in die Schule gehen. Ich denke dass diese auf jeden Fall in Bezug auf die Sprachkenntnisse mehr bringen.

Ich habe schon öfter gehört, dass Leute sich schwer damit tun ihre Kenntnisse in Fremdsprachen anzuwenden. Ich habe im Urlaub mal einen Spanischkurs gemacht und da waren Mitschüler dabei, die wesentlich mehr wussten als ich, aber totale Hemmungen hatten ein Gespräch zu führen.

Ich gehe halt immer davon aus, dass der andere mich schon irgendwie verstehen wird, auch wenn ich ein Wort umschreiben muss oder ein französisches Verb verwende, weil das so ähnlich klingt wie das Spanische und ich das deshalb falsch abgespeichert habe oder zur Not halt doch auf Englisch zurückgreife. Aber manche Leute sehen das nicht so locker und haben solche Angst Fehler zu machen, dass sie dann kaum den Mund aufbekommen.

Ich glaube, dass man genau das aber auf Sprachreisen lernen kann weil man einfach keine andere Wahl hat. Wenn der Crêpe Verkäufer nur Französisch spricht musst du deinen Crêpe auf Französisch bestellen oder hungrig bleiben. Du wirst vielleicht nicht mit 100 neuen Vokabeln im Gepäck zurück kommen aber mit mehr Selbstbewusstsein beim Nutzen der Sprache.