Kann eine Bewertungs-App die Qualität an Schulen steigern?

vom 22.12.2019, 23:11 Uhr

Wer kennt es nicht. Zu unserer Schulzeit haben Lehrer oft am Ende des Schuljahres Bewertungszettel verteilt, welche man anonym ausfüllen konnte und somit dem betreffenden Lehrer ein Feedback geben.

Mitte November ist kurzzeitig eine Bewertungs-App namens "Lernsieg" online gegangen, die sowohl deutsche als auch österreichische Schulen und deren Lehrer anonym bewerten sollte. Diese wurde nun vorübergehend wieder offline gestellt, da der 17-jährige Gründer Benjamin Hadrigan massiv mit Kritik und Hass-Mails konfrontiert wurde.

Mit dieser App konnten Schüler anonym oder öffentlich ihre deutschen und österreichischen Schulen und Lehrer bewerten. Dafür mussten sich die Nutzer lediglich mit einer Telefonnummer anmelden. Anschließend konnten sie in 8 Kategorien Sterne (bis zu 5) vergeben - diese Kategorien waren unter anderem Fairness, Respekt, Vorbereitung und Durchsetzungsfähigkeit.

Die Leher sind zwar namentlich in der App gelistet, konnten aber selbst keine Kommentare abgeben oder sich äußern. Die Schüler konnten zwar nur für eine einzige Schule Bewertungen abgeben, ob sie aber tatsächlich Schüler der Schule sind bzw. den Lehrer/in tatsächlich im Unterricht hatten konnte nicht garantiert werden. Inwiefern diese Bewertungen also die Schule bzw. den Lehrer tatsächlich repräsentieren, konnte nicht gewährleistet werden.

Interesse bestand allerdings an der App durchaus. Am ersten Wochenende wurde diese bereits über 70.000 mal heruntergeladen und knapp 130.000 Schulen auch bewertet. Die meisten Schulen lagen im Schnitt bei 4 Sternen. (Note gut) Meint ihr eine solche anonyme Bewertungs-App hilft den Schulen und Lehrern tatsächlich weiter ihr Lehrangebot zu verbessern? Worin seht ihr Vor- und Nachteile bzw. sogar Probleme?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube nicht an eine Qualitätsverbesserung durch anonymes Online-Feedback. Portale wie dieses werden meistens nur dazu genutzt, um nach ewigen Zeiten Frust abzulassen und unter dem Deckmantel eines Pseudonyms alle Gemeinheiten loszuwerden, zu deren Aussprache man von Angesicht zu Angesicht zu feige ist. Solange keine Klarnamenpflicht und Antwortfunktion bestehen, werden Kommentare also einfach wie Sperrmüll abgestellt, um das eigene erhitzte Gemüt zu beruhigen, und vom Gegenüber entweder gelöscht oder ignoriert. Ich selber würde mich auch schwer tun, eine solche Bewertung ernst zunehmen.

Meiner Meinung nach ist es viel sinnvoller, konstruktive Kritik situationsnah und im persönlichen Gespräch zu äußern. Die hierarchische Kluft zwischen Schüler und Lehrer macht das zwar unangenehm und nicht immer leicht, aber dafür gibt es Instanzen wie Vertrauenslehrer, Schulpsychologen oder -Pädagogen und Klassensprecher, die einem Rückendeckung geben können, wenn man Mängel ansprechen möchte. Auch die Eltern können und dürfen sich da engagieren. Wenn man so etwas professionell und sachlich tut und vielleicht nicht gleich auf die höchste Ebene geht, sondern erstmal direkt mit den Betroffenen spricht, ist sicherlich eine höhere Bereitschaft da, etwas zu ändern.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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