Gibt es etwas, das ihr euch selbst schuldet?

vom 23.04.2019, 10:04 Uhr

Ich habe kürzlich ein Gespräch meiner Kollegin mitbekommen, die meinte, dass sie es sich selbst schuldet, sich endlich mehr ums sich selbst zu kümmern. Die letzten Monate seien bei ihr extrem stressig gewesen, da sie sich ständig um ihre Eltern hatte kümmern müssen. Außerdem ist sie kürzlich auch erst umgezogen und hatte sonst auch noch weiteren privaten Stress. Die Kollegin meinte, dass sie sich nun einen Urlaub in einem Wellnesshotel verdient hätte.

Gibt es etwas, was ihr euch selbst schuldet? Ich habe diesen Ausdruck noch nie auf mich selbst bezogen. Sicher gibt es auch bei mir immer wieder mal stressige Zeiten, in denen ich mir mehr Zeit für mich selbst nehmen sollte, allerdings hatte ich da noch nie gesagt, dass ich mir das selbst schulde. Wie ist das bei euch?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich mache das nicht an materiellen Dingen oder Urlauben fest. Was ich mir selbst schulde ist. einfach ich zu bleiben. Und zwar authentisch in jeder Situation. Mich nicht zu verstellen, sei es in der Öffentlichkeit oder auch im Internet, das schulde ich mir selbst. Meinen Charakter zu wahren, immer ehrlich zu sein, auch wenn ich damit mal anecke, das schulde ich mir selbst.

Auch Dinge zu tun und für eine Sache einzutreten, obwohl dies gerade nicht dem Mainstream entspricht, schulde ich mir. Wenn man das so ausdrücken will. Gönne ich mir etwas, dann weil ich es mag und nicht weil ich mich rechtfertigen muss, dass ich das verdient habe. Das brauche ich absolut nicht. Ich tue, was ich für richtig halte und wonach mir der Sinn steht und muss das nicht damit begründen, dass ich mir das selbst schulde.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin es mir selbst schuldig, meine eigenen Interessen zu verfolgen und mich nicht für andere Menschen zu verbiegen oder ihnen alles recht machen zu wollen. Ich lebe schließlich für mich alleine und muss das Leben so gestalten, dass ich hinterher auf dem Sterbebett nichts zu bereuen und nichts zu bedauern habe und das wird nicht der Fall sein, wenn ich für andere zur Selbstaufgabe neige und mir wünsche, dass die anderen Hauptsache zufrieden sind.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde auch, dass ich mir selbst schuldig bin, mich anständig um meine Bedürfnisse zu kümmern, auch wenn ich es wohl anders formulieren würde. Aber wer sollte es denn sonst tun? Ein Leben, das sich nur um die Wünsche und Bedürfnisse anderer dreht, ist für mich einfach nicht attraktiv. Manche Leute scheinen sich darin zu gefallen, sich für andere aufzureiben, die wiederum gerne davon profitieren. Oder sie haben das Gefühl, ihrem Chef oder ihrem Job etwas zu "schulden", was über "Geld gegen Arbeit" weit hinausgeht und vernachlässigen dafür alles, was ihnen wichtig ist. So ein Leben möchte ich auch nicht führen.

Von daher kann ich mich eigentlich nur anschließen. Ich würde es zwar nicht konkret an einem Wellnesswochenende oder ähnlichem festmachen, aber beispielsweise bin ich der Meinung, dass ich es mir schulde, nicht krank zur Arbeit zu erscheinen, auch wenn ich keine 40 Fieber habe. Meine Gesundheit ist wichtiger als meine Verpflichtungen einer Institution gegenüber, die mich innerhalb von drei Tagen ersetzt und vergessen hat, falls ich dauerhaft ausfallen sollte. Oder auch mein Bedürfnis nach Erholung und Freizeit, welches wichtiger ist als das Bedürfnis anderer nach Entertainment, wenn es sich nicht gerade um ganz wenige enge Freunde handelt.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde den Begriff "sich selbst etwas schulden" gar nicht so abwegig und wenngleich ich ihn eigentlich nicht benutze, wäre er für meine Situation durchaus passend.

Jemandem etwas zu schulden setzt ja in der Regel voraus, dass derjenige durch mein Handeln irgendeinen Nachteil erlitten hat, den es auszugleichen gilt. In meinem Fall ist es nun tatsächlich so, dass ich durch jahrelang mir selbst gegenüber rücksichtsloses Handeln eine Situation herbei geführt habe, die mich psychisch und gesundheitlich in den Ruin getrieben hat. Insofern bin ich mir nun tatsächlich selbst etwas schuldig.

So bin ich es mir selbst schuldig, künftig sehr viel mehr in meine geistige und körperliche Gesundheit zu investieren. Das bedeutet, viel mehr auf meinen Körper und meine Wünsche zu hören als ich das bisher getan habe.

Insbesondere im beruflichen Feld habe ich immer nur darauf hingearbeitet, Geld zu verdienen. Völlig ungeachtet der Tatsache, dass mein Herz ganz etwas anderem gehört als der ausgeübten Tätigkeit. Und ohne Rücksicht darauf, dass ich gesundheitlich nicht für 15-Stunden-Tage geschaffen bin. Das Resultat dessen war mir eine Lehre und ich erachte es durchaus als eine Art Schuldigkeit mir selbst gegenüber, diesen Fehler nie wieder zu machen.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es ist für mich eigentlich selbstverständlich, dass ich mich um meine eigenen Bedürfnisse kümmere und nach stressigen Zeiten einen Gang runter schalte. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass ich mir das "schulde". Eine Schuld ist eine Verpflichtung und deshalb automatisch mit einem gewissen Druck verbunden. Das ist aber das Gegenteil von dem, was ich möchte.

Ich möchte nicht an einem Wochenende das ganze Programm von Schaumbad bis Duftkerzen auffahren und dabei denken "jetzt musst du dich aber entspannen, das schuldest du dir". Wellnesshotels sind deshalb auch gar nicht mein Ding. Ich habe das mal mit einer Freundin gemacht und fand den Erwartungsdruck - das MUSS einfach ein total entspanntes Wochenende werden - unangenehm und vor allem unentspannt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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