Schweigen statt Meinungsfreiheit

vom 22.07.2009, 01:47 Uhr

Felicia-Amalia Langer - vermutlich kennt sie kaum jemand - hat das Bundesverdienstkreuz erhalten und damit die höchste Auszeichnung, die unser Land verleihen kann.

So weit so gut und eigentlich auch nichts besonders, denn Frau Langer hat jahrzehntelang viele humanitäre Projekte verwirklicht. Wer ein bisschen was zu ihr nachlesen möchte, der kann es gerne auf ihrer Internetseite machen.

Nur, das Problem ist, Frau Langer ist zwar Jüdin, sie hat sich aber auch immer für die Belange der Palästinenser eingesetzt. Frau Langer hat es in ihren Büchern und Reden gewagt, ihren eigenen Staat zu kritisieren. Sie sprach von Israel von einem Apartheitsstaat, sie hat sich sogar zu einem Boykott von israelischen Produkten aus besetzten Palästinensergebieten ausgesprochen (dazu später zu etwas mehr).

Die Aufschreie kann man sich nun natürlich denken. Allen voran - wer auch sonst - der Zentralrat der Juden. Frau Langer würde den jüdischen Staat professionell dämonisieren. Sie hätte jahrelang gegen Israel gehetzt. Und das amerikanische Jüdische Zentralkomitee hat Bundespräsident Köhler sogar nahegelegt über die Auszeichnung nochmal nachzudenken.

Frau Langer hat jahrelang aber nichts weiter getan, als - zugegeben teilweise auch mal etwas überspitzt - die Wahrheit über Begebenheiten in Israel und Palästina zu berichten. Dass dies unbequeme Wahrheiten sind und man aus Deutschland und anderen Ländern aus falscher Rücksicht sich sonst nicht traut dies auszusprechen ist ein anderes Problem. Frau Langer hat nur die Politik Israels kritisiert, die hineininterpretierte Vernichtung Israels hat sie nie gefordert. Diese künstliche Aufgeregtheit, dieses sich selbst wieder in die Opferrolle drängen, ein perfekter Schachzug um sich selbst als Opfer darzustellen, obwohl man der Täter ist.

Unsere Politik sollte nicht einknicken, Kritik an der Politik Israels muss auch aus Deutschland erlaubt sein, zumal es berechtigte Kritik ist. Der Siedlungsbau in den besetzten Gebieten ist völkerrechtlich verboten, Israel setzt sich mit allen Mitteln darüber hinweg. Mit welchem Recht?

Die Idee, um auf den Aufruf nochmal zurückzukommen, keine Produkte aus besetzten Gebieten zu kaufen, kann ich übrigens nur voll unterstützen. Wir kaufen seit Jahren keine Produkte aus Israel, schon gar keinen "angeblichen Bio-Paprika". Zu Bio gehört nämlich nicht nur ein umweltverträglicher Anbau, der in dieser Region sowieso nicht möglich ist ohne Grundwasservorräte zu zerstören, dazu gehört auch: sozial und ethisch vertretbar zu produzieren. Auf besetztem Land kann kein Bio-Produkt wachsen.

Würde Israel endlich sich an die UN-Vereinbarungen halten, dann würde im Nahen Osten endlich Frieden einkehren können, weil solchen Hardlinern wie Iran ihr Feindbild verloren gehen würde. Aber diese Einsicht wird man wohl in Israel nie treffen. Solange man sich für das Auserwählte Volk hält jedenfalls stehen die Chancen ziemlich schlecht. Erst wenn man in Israel begreift, dass es keinen Gott gibt und sie somit auch nicht ausgewählt sein können, dann... Aber bis dahin dürfte wohl die Sonne schon zur Supernova verglüht sein...

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das Problem in Israel ist sehr vielschichtig. Israel ist weder das heilige Land des Auserwählten Volkes noch der teuflische Aggressor, der die Region destabilisiert. Das Land ist von Feinden umgeben (die es sich natürlich zum Teil selbst geschaffen hat), so dass es nicht einfach einen Schlussstrich unter die Politik der Vergangenheit setzen kann ohne sich großer Gefahr auszusetzen.

Selbst wenn sich Israel von heute auf Morgen zu einer palästinenserfreundlichen, völkerrechtlich einwandfreien Politik bekennen würde, würde es ewig dauern bis die jahrhundertealten Ressentiments abgebaut wären (so das denn jemals passiert). Zu viele Staaten im Nahen Osten fordern die Vernichtung des Landes (und den Völkermord an dessen Bewohnern). Die Israelis bekämpfen jetzt ein Unrecht mit einem anderen, was noch größeren Hass schürt. Ein Teufelskreis aus dem es wohl keinen so einfachen Ausweg gibt. Fordern kann man viel, aber die Realität sieht oft anders aus.

» istdasso » Beiträge: 211 » Talkpoints: -0,29 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Israel ist die einzige echte Demokratie in einem Meer von Diktaturen. Da sollte man seine Kritik schon so ausdrücken, dass kein Zweifel daran bleibt, dass man die Existenz des Staates Israel nicht zur Disposition stellt. Die anderen Staaten wollen offenkundig keinen Frieden mit Israel und da braucht es nicht noch Steilvorlagen.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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