Kann jeder eine Religion erfinden oder gründen?

vom 09.07.2019, 14:33 Uhr

Es gibt ja viele Menschen, die eine eigene Bewegung gründen und bei einigen ist offenbar das „Glück“ auf deren Seite, sodass sie Menschen fein abzocken können. So zum Beispiel vor Jahren die Scientology, aber es gibt auch andere Beispiele, wie es möglich ist, vordergründig einen auf Religionsbewegung oder sonst etwas dergleichen zu machen und dann hat man dennoch als Außenstehender das Gefühl, wir reden von einer Sekte.

Aktuell gibt es ja offiziell nur, soweit ich weiß, die katholische und evangelische Religion, den Buddhismus, das Judentum und Sikh sowie den Islam. Dazwischen finden sich aber etliche Dinge im Web wieder, die auch als religiöse Gemeinschaft zugeordnet sind. Manche sind Untergruppen dieser Glaubensrichtungen, aber andere sind ganz was anderes. Eben wie die Scientology, die ja auch vorgibt eine Religion zu sein.

Nun stelle ich mir aber auch rein rechtlich die Frage, wo es dort Grenzen gibt. Es kann doch wohl nicht jeder kommen und sagen, heute mache ich die Religion XY und morgen sind wir dann eine religiöse Gemeinschaft oder ist das in der Tat möglich? Gibt es da in Deutschland beispielsweise größere Hürden als zum Beispiel in den USA, wo ja durchaus viele Sekten oder religions-sektenähnliche Gemeinden herrschen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Soweit ich mal gehört habe, kann in den USA wohl jeder Depp seine eigene Religion ausrufen und nach Anhängern dafür suchen. Hier in Deutschland ist das auf jeden Fall nicht so einfach. Man kann wohl unter bestimmten Voraussetzungen eine Glaubensgemeinschaft gründen, aber Religion, gilt dann wohl eher nur für die großen Weltreligionen. Will man aber hier Deutschland trotzdem eine Religion gründen, wird diese im Prinzip wie ein Verein gehandhabt. Man spricht da von einem sogenannten Idealverein, ein Verein ohne wirtschaftlichen Hintergrund. Normale Vereine haben in der Regel Vereinsbeiträge, von denen dann Versicherungen, Material oder Gebühren für Hallen, Plätze und Vereinsheime bezahlt werden.

Das sollte wohl dann in diesen Vereinen/Religionen nicht der Fall sein. Die Realität sieht da aber eher anders aus. Ich weiß, dass es bei uns im Ort die sogenannte "Christliche Gemeinde" gab. Ihren Gottesdienst hielten sie komplett von dem Ausschluss der Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen ab. Auch ihre Kirche, war komplett umzäunt und nicht zugänglich. Von den Kindern dieser Familie, die unter anderem auch in unserem Freundeskreis waren, haben wir dann erfahren, dass sie alles, bis auf wenige Dinge abgeben mussten und sich auch davon lossagen mussten. So gab es in der Familie maximal ein Radio, was erlaubt war. Fernseher, Spielekonsolen oder ähnliches, was in meiner Zeit dann damals schwer im Kommen war, war dort nicht erlaubt, weil es eben vom Glauben ablenken könnte. Und von diesen Glaubensgemeinschaften/Sekten, gibt es wohl mehr als genug. Die Liste der Vereine, die sich als Glaubensgemeinschaft bezeichnen, ist verdammt lang. Vom Christentum, über den Islam bis hin zum Buddhismus, ist alles dabei.

Also Gründen kann es wohl jeder, aber es ist dann rein rechtlich eher ein Verein als eine eingetragene Religion. Und das soll wohl in den USA einfacher sein. Aber das sind dann eher wage Vermutungen und hören sagen.

» Kodi » Beiträge: 599 » Talkpoints: 27,19 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Aktuell gibt es ja offiziell nur, soweit ich weiß, die katholische und evangelische Religion, den Buddhismus, das Judentum und Sikh sowie den Islam.

Was meinst du mit "offiziell"? Das, was in Deutschland offiziell den Status einer Religion hat? Dazu gehören einige mehr als die, die du hier aufgelistet hast. Hinduismus zum Beispiel, Zeugen Jehovas, Adventisten, Mormonen und jede Menge weiterer christlicher Sekten. Und nicht alle islamischen Religionen haben in Deutschland den gleichen rechtlichen Status. Ja, "den Islam" gibt es tatsächlich genauso wenig wie es "das Christentum" - das ist diese "katholische und evangelische Religion"- gibt.

Natürlich kannst du deine eigene Religion gründen, wer will dich daran hindern in einem Land mit Religionsfreiheit? Nur sind die Hürden für eine Anerkennung als Religionsgemeinschaft in Deutschland recht hoch, macht ja auch Sinn, da das einige Vorteile mit sich bringt.

Und natürlich ist das nicht überall so. Da du schon mal von Scientology gehört hast weißt du vielleicht auch, dass Scientology in Deutschland nicht den Status einer Religionsgemeinschaft hat und sogar vom Verfassungsschutz beobachtet wurde, während das in den USA eine ganz normale Religion ist, inklusive Steuerbefreiung. Liegt natürlich an der Geschichte der USA, die ersten Siedler waren ja Religionsflüchtlinge.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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