Was sollte man kranken Menschen auf keinen Fall sagen?

vom 19.06.2019, 11:42 Uhr

Es kommt ja durchaus vor, dass Menschen erkranken. Das kann eine vorübergehende und heilbare Krankheit sein, die nur von kurzer Dauer ist. Es kann sich dabei aber auch um lebensbedrohliche Krankheiten handeln wie beispielsweise Krebs. Angehörige versuchen dann gerade bei schweren Erkrankungen Mut zu zusprechen oder zu trösten.

Was sollte man aber auf gar keinen Fall einem kranken Menschen sagen, da dies immer unpassend ist? Oder meint ihr, dass das vom Verhältnis zu dieser Person und von den Umständen abhängig ist? Habt ihr schon mal zu einer kranken Person etwas gesagt, das ihr hinterher bereut habt? Was war das?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt so Standardsprüche, die kranke Menschen an den Kopf geworfen bekommen und ich finde, dass man diese nicht sagen sollte. Sag einem Depressiven mal, "dass er mehr rausgehen soll", dass "es wieder besser wird", dass es "nur eine Phase ist" und er wird nie wieder ein Wort mit dir wechseln. Genauso ist es bei anderen Krankheiten.

Ich bin selbst erkrankt und darf mir auch so Dinge wie "mit Ernährung geht das wieder weg", "mehr Gemüse und die Verdauung klappt wieder" (ich esse zufällig sehr viel Gemüse), oder "ich habe auch manchmal Durchfall". Das sind ja Dinge, die sehr nett sein mögen, aber jeder Mensch hat mal Probleme, aber stellt euch mal vor, dass ihr über Wochen jeden Tag 30 bis 40 Toilettengänge hättet. In dem Fall bin ich nicht, zum Glück, aber das gibt es auch.

Oder man sagt zu einem Krebskranken, "dass die Chemo es wieder richtet", dass "ihm das Abnehmen gut getan hat", dass "der Krebs ja wieder verschwindet". Das sind alles so Standardfloskeln, die dem Betroffenen nicht unbedingt helfen und man kann sie eigentlich auf jede Erkrankung umlegen und verwenden. Und ich persönlich finde, dass man sie sich einfach schenken sollte und normal mit dem Erkrankten umgehen sollte. Außerdem wollen viele Kranke kein Mitleid, sondern Mitgefühl.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12530 » Talkpoints: 71,65 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Allein die Tatsache, dass immer auf der Krankheit herumgehackt wird, empfinden viele chronisch oder schwer erkrankte Menschen meiner Erfahrung nach als Belastung. Wenn nur noch auf der Chemo oder den Zuckerwerten oder irgendwelchen Testergebnissen herumgehackt wird und der Mensch dahinter keine Rolle mehr zu spielen scheint, macht das sicher noch zusätzlich fertig.

Gerade bei "gruseligen" Krankheiten wie Krebs sind viele Leute oft ganz fasziniert davon und vergessen völlig, dass die betroffene Person nicht nur gute Heilungschancen hat, sondern auch immer noch gerne ins Kino geht, gerade von einer Reise zurück ist, Familie hat oder Pläne schmiedet. Da wirst du nur noch auf "Hat sie noch Haare?" reduziert, und das verletzt schon arg.

Die üblichen Floskeln wurden ja schon erwähnt. Besonders schlimm empfinde ich immer das ewige "Du musst positiv denken", weil das den Betroffenen von Vornherein jede Chance nimmt, sich wirklich mal auszusprechen und auch wütend oder traurig zu sein. Es besagt ja nur: Mach mir keine schlechte Laune und keine Angst, wenn du darüber sprichst, wie scheiße eine Krankheit ist, die ich auch jederzeit bekommen kann! Keiner will hören: Du machst das Kranksein völlig falsch, nun lächle endlich wieder!

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann mich hier nur anschließen und man könnte sich teilweise die Haare raufen, wenn man hört, dass ein Mensch mit Depressionen zu hören bekommt, dass er sich mal zusammenreißen soll. Solche Floskeln wie hier schon genannt wurden, finde ich auch furchtbar. Sowas wie " Das wird schon wieder" will doch keiner hören. Als Kind habe ich oft den Satz gehört, dass es anderen noch viel schlechter gehen würde. Das bringt doch auch nicht wirklich etwas, wenn sich jemand gerade schlecht fühlt, weil er krank ist.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Man sollte sich auf jeden Fall "gute" Ratschläge verkneifen, wenn man nicht gerade zufällig Facharzt für genau die Krankheit ist, die der Gesprächspartner hat.

Ich habe dieses Verhalten schon so oft beobachtet und frage mich immer, was das soll. Glauben die Leute, dass alle Ärzte unfähig sind? Oder, dass der Patient zu dumm ist um sich professionelle Hilfe zu suchen und nur darauf gewartet hat, dass ein Hobbymediziner mit "du musst Vitamin D nehmen!" daher kommt?

Was ich auch nie verstehe sind Leute, die ungefragt ihre Krankheitsgeschichte oder die Geschichte von Verwandten oder Bekannten zum besten geben, wenn sie von der Erkrankung des Gesprächspartners hören. Was hat es für mich für einen Mehrwert zu erfahren, wie schlimm die Hüftoperation von irgendwem war, wenn ich nach einer Operation gerade frisch aus der Orthopädie komme? Soll mir das Angst machen? Soll ich damit aufgemuntert werden, war bei mir schließlich nur das Knie?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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