Lassen sich Hormone "programmieren"?

vom 19.06.2019, 11:35 Uhr

Wenn ein Mensch an Gewicht verlieren möchte, steht er natürlich je nach gesundheitlichem Zustand, Alter und Konstitution vor einer Herausforderung. Angeblich soll es beim Abnehmen helfen, wenn man seine Hormone "programmiert". Wie soll das aber funktionieren? Dass man die Hormone beeinflussen kann durch die Pille beispielsweise oder andere hormonelle Verhütungsmittel, sollte klar sein. Aber inwiefern lassen sich Hormone "programmieren", dass man durch sie abnimmt? Oder haltet ihr das für Unsinn?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe noch nichts davon gehört, dass man Hormone irgendwie programmieren kann, außer mit entsprechenden hormonellen Medikamenten. Daher frage ich mich, wie das bei einer Gewichtsveränderung dann funktionieren soll. Das wird sicherlich auch nur mit ärztlicher Unterstützung oder entsprechenden Medikamenten möglich sein. Vielleicht ist das auch vor allem in den Wechseljahren so oder wenn eben die Pille eingenommen wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Mit der Pille oder Schilddrüsenhormonen "programmiert" man keine Hormone. Da kannst du dir den Körper wie ein Seewasserauqarium mit sehr guter technischer Ausstattung vorstellen. Messfühler kontrollieren ständig die Wasserwerte und lösen beim Unterschreiten bestimmter Grenzen die Werte aus. Wenn du das Zeug ständig von außen zuführen willst, muss die Technik nicht reagieren. Aber an der Programmierung hast du nichts verändert. Stoppst du die Zufuhr, nimmt das System wie gewohnt die Arbeit wieder auf.

Das Ziel beim Umprogrammieren ist aber, dass das System anders arbeitet als vorher. Und das geht bei Hormonen. Ein ganz simples Beispiel. Wer regelmäßig zu wenig schläft, hat einen höheren Spiegel vom Hungerhormon Ghrelin und mehr Insulin im Blut. Beides verstärkt den Hunger und führt zu schlechteren Entscheidungen bei der Auswahl des Essens.

Mehr Schlaf macht nicht automatisch schlank, aber er hilft, eine Ernährungsumstellung durchzuhalten. Außerdem tappt man nicht so schnell in die Heißhungerfalle, weil eben kein so großer Hunger auf Süßes entsteht, der den Blutzuckerspiegel erst hochtreibt und dann abfallen lässt und eine weitere Heißhungerattacke auslöst.

Eine andere Geschichte ist das Dopamin. Unser Gehirn liebt diesen Stoff und will viel davon. Normalerweise beginnt die Dopaminausschüttung dann, wenn das Essen im Magen ankommt. Und irgendwann kommt das Zeichen satt und es gibt keine Belohnung für das Gehirn mehr.

Aber das System kann versagen. Wenn der Magen beispielsweise durch jahrelanges exzessives Essen stark gedehnt ist, muss da zu viel Essen rein, bevor es ein Signal gibt. Wenn der Betroffene noch nicht satt ist, kann er kaum aufhören, weil weil er Hunger hat und jeder Bissen das Belohnungssystem aktiviert. Das wird besser, wenn man gezielt auf kleine Portionen setzt und der Magen schrumpft. Diese Kandidaten profitieren auch von einer Magengerkleinerung.

Aber es gibt noch ein Systemversagen. Wenn Menschen ein starkes Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln haben, reicht es, das Zeug im Mund zu haben, um Dopamin auszuschütten. Hunger hat damit nichts zu tun. Das trifft auf Frust - und Trostesser ebenso zu wie auf Menschen, die an Fett und leichtverdauliche Kohlenhydrate gewöhnt sind. Die greifen ohne Hunger zum Essen und empfinden Nahrungsmittel, die nicht den Erwartungen entsprechen, äußerst unbefriedigend, weil das Belohnungssystem nicht anspringt.

Das System durchbricht man ohne aktive Veränderungen nicht. Selbst eine Magenverkleinerung bringt nichts, das sind die Kandidaten, die dann Softdrinks nehmen und das Essen pürieren. Hier funktioniert das nur, wenn man die Dopaminausschüttung gezielt auf andere Dinge umleitet. Denn ohne adäquate Belohnung wird sich das Hirn durchsetzen und man steht am Kühlschrank. Es gibt noch viele andere Hormone, deren Ausschüttung man durch den Lebensstil verändern kann.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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