Wann und wieviel Körperkontakt zwischen Lehrer und Schüler?

Im Sportunterricht in einer Schule ist ein Schüler verunglückt und war einige Minuten ohne Sauerstoff, bis der Notarzt eintraf. Der Lehrer hat sich nicht weiter um den Jungen gekümmert und so nicht festgestellt, dass dieser nicht richtig atmet. Daher wird nun diskutiert, wie viel Kontakt ein Lehrer zu einem Schüler aufnehmen darf.

An machen Schulen soll es den Lehrern komplett untersagt sein, die Schüler irgendwie zu berühren. Da wäre es schon unerwünscht, dass ein Lehrer einen Schüler am Arm anfasst. In Grundschulen ist es jedoch so, dass teilweise die Schüler auch mal getröstet werden müssen und die Lehrer dann durchaus auch mal körperlichen Kontakt zu Schülern haben können. Allerdings ist die Situation mit einem Unfall ja eine andere und ich denke, dass es da außer Kraft gesetzt ist, wenn die Schule ansonsten möchte, dass kein körperlicher Kontakt hergestellt wird.

Wie seht ihr das? Wann und wie viel Körperkontakt sollte zwischen Schüler und Lehrer bestehen? Geht es eurer Meinung nach schon zu weit, wenn der Lehrer den Schüler am Arm fasst und der Klasse verweist, wenn sich dieser daneben benommen hat? Sollte da in manchen Situation eine Ausnahme geben, wie bei einem Unfall?

Es kommt sicherlich auf das Geschlecht des Lehrers und den Umständen an. Ich weiß noch, dass ich zu Schulzeiten im Sportunterricht auch mal am Parallelbarren turnen musste und da war es durchaus üblich, dass man Hilfestellung vom Lehrer bekommen hat. Bei uns war das aber so, dass die männlichen Sportlehrer da ziemliche Hemmungen hatten und eher die weiblichen Lehrer Hilfestellung bei den Mädchen geleistet haben. Vermutlich, damit das nicht als sexuelle Belästigung interpretiert werden kann. Wenn ein männlicher Lehrer vorhanden war, wurden dann Mitschülerinnen darum gebeten, Hilfestellung zu leisten.

Ich finde aber, wenn eine Notsituation eintritt und jemand offensichtlich Probleme mit dem Atmen hat, dann sollte man derartige Scheu ablegen, dann geht es schließlich um ernste Angelegenheiten. Wenn man ansonsten so viele Hemmungen hat, sollte man als Lehrer vielleicht durchsetzen, dass man gemeinsam mit einer Lehrerin unterrichtet.

Also wir haben noch das komplette Geräteprogramm durchgeturnt und da geht es ohne Hilfestellung, die bei Bedarf auch sehr körperlich wird, nicht. Ansonsten riskiert man schließlich, dass das Kind unangespitzt in den Boden gerammt wird. Da sehe ich ebenso wenig ein Problem wie bei der Demonstration verschiedener Übungen mit einem Schüler beim Rettungsschwimmen.

Und im Notfall ist es doch eh egal. Man lässt doch keinen Schüler ertrinken oder verzichtet auf Herzmassage und Beatmung, nur weil man da Körperkontakt hat. Wer da sexuelle Übergriffe wittert, sollte die Männer mit den Schmetterlingsnetzen rufen und sich in Behandlung begeben. Es kann doch nicht Zweck der Sache sein, dass das Kind tot oder schwer geschädigt ist, aber wenigstens hat es kein Erwachsener angepackt.

Außerdem finde ich die Fixierung auf Berührung total falsch. Sexuelle Übergriffe funktionieren auch ohne Körperkontakt. Und diese Grenze beim Anfassen suggeriert, dass alles paletti ist, so lange nur nicht angepackt wird. Man schützt Schüler nicht, wenn man Körperkontakt verbietet. Um Kinder und Jugendliche vor Übergriffen zu bewahren, müssen unangemessene Kontakte geächtet werden. Und unangemessen können auch Worte oder Gesten sein.

Wenn ich an meine Schulzeit denke, hat mich trotz viel Körperkontakt im Sportunterricht nie ein Lehrer unangemessen berührt. Bei Gesten, Worten oder äußerst unangenehmen Situationen, wo man ohne Kontakt trotzdem bedrängt worden ist, sah das ganz anders aus. Und da hilft so ein allgemeines Anfassverbot gar nicht. Ich finde schon die Idee, das aussprechen zu müssen, absurd. Wer zur Sicherheit gar keine Kinder anfassen darf, den möchte ich generell nicht in der Nähe meiner Brut!