Welche Vorteile und Nachteile hätte eine Meisterpflicht?

vom 04.01.2019, 10:43 Uhr

Der Handwerkspräsident Hand Peter Wollseifer ist der Ansicht, dass es dringend eine Rückkehr zur Meisterpflicht in vielen Berufen kommen sollte. Dies würde zu mehr Wettbewerbsgerechtigkeit und fairen Marktbedingungen führen. Wie denkt ihr darüber? Haltet ihr eine Meisterpflicht für sinnvoll? Für welche Berufe sollte man diese eurer Ansicht nach verpflichtend einführen? Welche Vorteile und welche Nachteile seht ihr in einer Meisterpflicht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Letztendlich ist das immer auch etwas, was man sich leisten können muss. Ich würde es besser finden, wenn man die Ausbildungen an sich besser gestalten würde und keine Pflicht zum Meister einführt. Immerhin sind Ausbildungen ja auch für Leute gemacht, die nicht unbedingt Abitur haben und man braucht da ja auch eine Möglichkeit seinen Job ausführen zu können. Wenn einem lernen einfach nicht so liegt, schafft man den Meister vielleicht nicht und hat dann weniger Möglichkeiten zu verdienen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Man sollte hier vielleicht auch eine Unterscheidung treffen zwischen Industriemeister und Handwerksmeister. Der Industriemeister trägt Verantwortung für seine Mitarbeiter und soll für einen reibungslosen Produktionsablauf Sorge tragen können. Der Meister in den Handwerksberufen soll in erster Linie in der Lage sein, einen eigenen Betrieb leiten zu können, und, das ist in meinen Augen immer noch das Wichtigste, in der Lage sein, Auszubildende anzulernen.

In dieser Fragestellung hier wurde eindeutig auf Handwerksmeister abgehoben. Insofern ist der Meister selbst Teil des Ausbildungssystems. Und dazu sind besondere Qualifikationen nötig, die man sich nicht eben einmal auf die Schnelle in irgendwelchen innerbetrieblich angebotenen Fortbildungskursen nebenbei am Wochenende vielleicht aneignen kann.

Soweit mir bekannt ist, besucht der "klassische" Meister eine Meisterschule und ist während dieser Zeit ohne weitere Lohnfortzahlung. Früher haben oft in der Zeit der Meisterschulung die Ehefrauen die Familie mit durchgezogen, indem sie Aushilfstätigkeiten angenommen hatten. Es ist zwar zwischenzeitlich ein sogenanntes Meister-Bafög eingeführt worden, das wird aber mit Sicherheit nicht dazu führen, dass während der Schulung nicht doch ein gewisser finanzieller Engpass entstehen kann. Viele Facharbeiter scheuen auch wegen des immer noch existierenden finanziellen Risikos eine Fortbildung zum Meister.

Ich glaube, das steckt eigentlich hinter der Aussage des Handwerkspräsidenten Herrn Hand Peter Wollseifer, dass sich mehr Leute aufraffen sollten, einen eigenen "Ausbildungsbetrieb" anzustreben, trotz aller finanziellen Risiken und weiteren Anstrengungen. Und wenn das nicht auf freiwilliger Basis möglich ist, wird ein wenig von "oben" nachgeholfen.

» Gorgen_ » Beiträge: 1060 » Talkpoints: 374,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin da zwiegespalten, denn in manchen Berufen würde ich einen Meisterbetrieb bevorzugen, etwa bei Dachdeckerarbeiten. Bei anderen Berufen wäre es mir egal. Für einen Friseursalon würde mir ein Gesellenbrief reichen. Es ist ja von Vorteil, wenn viele Unternehmen gegründet werden können und nicht jeder Geselle ist theoretisch so stark, dass er den Meister schafft. Er kann aber trotzdem ein guter Unternehmer sein. Es kann ja auch jeder eine Softwarefirma gründen, ohne einen Befähigungsnachweis dafür vorlegen zu müssen.

Ich bin nicht darüber informiert, in welchen Handwerksberufen ein Meister nötig ist, um ein Unternehmen zu gründen und Mitarbeiter auszubilden. Das müsste man sich genauer ansehen. Vielleicht sind wirklich einige darunter, in denen die Qualität schlechter geworden ist. Zumindest muss für den Auftraggeber ganz klar ersichtlich sein, ob ein Betrieb ein Meisterbetrieb ist oder nicht, damit er bei der Auftragsvergabe danach entscheiden kann.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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