Wie geschlechterspezifisch war euer Kindergarten gestaltet?

vom 11.07.2018, 23:23 Uhr

Ich las heute einen Artikel über einen Kindergarten in Wien, welcher versucht, die Kinder möglichst geschlechtsneutral zu erziehen, was meiner Meinung nach ein super Ziel ist. So gibt es dort, (zugespitzt formuliert) statt einer "rosafarbenen Puppenecke" für Mädchen und einer "Bauecke" für Jungs, Spielbereiche für alle mit Rollcontainern, in denen sich Bauklötze genau so befinden, wie die Babypuppe oder das Spielkochgeschirr.

Zudem sind Wände und Böden nicht in geschlechtertypischen Farben und Designs gehalten, und es gibt auch zahlreiche männliche Erzieher, damit man den Kindern gar nicht erst vorlebt, ein sozialer Beruf ist eher weiblich besetzt. Das ist ja alles schön und gut, und definitiv ein erstrebenswertes System, doch wenn ich auf meine Kindergartenzeit zurückblicke (die nun auch schon viele Jahre zurückliegt), muss ich sagen, war es gar nicht so viel anders.

Da hat jeder mit jedem gespielt, es gab keine "Mädchenspielecke" oder einen typischen "Jungsbereich". Allerdings hatten wir damals nur weibliche Erzieherinnen, das stimmt. Wie war das bei euch? Findet ihr, diese Maßnahmen reichen aus, um Kinder nicht in die geschlechtsspezifischen Rollen zu drängen? Was könnten Kindergärten noch dazu beitragen?

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Die Idee an sich finde ich nicht schlecht, aber in der Praxis kaum durchsetzbar. Allein an männlichen Erziehern dürfte es mangeln.Allein im Kindergarten meines Sohnes ist der Anteil der männlichen Erzieher gerade mal bei 10%. Hin und wieder ist es auch ganz gut, dass mal ein männlicher Erzieher dabei ist, aber in der Regel findet man doch nur weibliche Erzieherinnen vor.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wir versuchen ebenfalls, die Kinder geschlechtsneutral zu erziehen. Die Puppenecke ist bei uns auch nicht in rosa gestaltet, genauso gibt es beim Konstruktionsmaterial wie zum Beispiel Lego rosarote Bauklötze, genau so wie alle anderen Farben auch.

Ich habe neuerdings einmal ein Spiel mit in den Kindergarten genommen, welches sich "Einhorn Glitzerglück" nennt. Dieses Spiel ist großteils nur in rosa und pink gehalten. Da erstaunt es aber doch, dass sowohl Jungs als auch Mädchen genau gleich gerne damit spielen. Kinder machen keine Unterschiede, was das Geschlecht angeht, wenn man es ihnen nicht anders vorlebt.

Ich halte nichts davon, irgendwelche Ecken besonders einzurichten, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Jungs und Mädels gleichermaßen alle Bereiche besuchen. Und wenn dies nicht der Fall ist, dann kann man sich immer noch etwas für die jeweiligen Geschlechter einfallen lassen.

Zum Beispiel, dass man einmal einen Manikürebreich macht oder für die Jungs einen Baustellenbereich. Und je weniger Material man liefert, umso kreativer werden die Kinder und umso mehr und besser und länger spielen sie.

Gib ihnen zehn Kisten mit verschiedenen Konstruktionsmaterialien und sie wissen nicht was sie spielen sollen. Lege einen leeren Umzugskarton in die Bauecke und er kann alles mögliche sein: Ein Barbieschloss, ein Flugzeug, ein Auto, ein Reisebus, ein Bauernhof, eine Pferderanch...

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es auch gut, wenn diese klassischen Muster nicht schon im Kindergarten beigebracht werden und die Kinder da einfach mit den Sachen spielen können, mit denen sie spielen wollen und dass es dabei ganz egal ist, ob mal ein Junge mit einer Puppe spielt oder ein Mädchen mit einem Bagger.

Wenn ich an meine Kindergartenzeit denke, dann war das aber auch nicht so viel anders und auch wenn man als Mädchen schon eher automatisch die Puppe zum Spielen nimmt, weil die Freundinnen auch damit spielen, waren wir im Kindergarten auch frei, mit allem zu spielen, was da war und spezielle Ecken für Jungen und Mädchen gab es auch nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich hatte als Kind eigentlich sehr wohl die Möglichkeit mit Puppen, Autos und allem zu spielen mit dem ich spielen wollte und das bei einem Personal, welches noch aus der DDR war. Gut finde ich es auch nicht, wenn man Kinder in gewisse Rollen drängt. Immerhin kann doch jedes Kind das machen, was es möchte und wenn ein Junge mit Puppen spielt ist das doch nichts besonderes.

Der Kindergarten, den mein Sohn besuchen ist dahingehend auch offen gestaltet, mit vielen Möglichkeiten der Beschäftigung. Zwar gibt es Kerngruppen, aber die Gruppen sind auch offen gehalten so dass jeder das spielen kann, was er will, in den Zeiten, des freien Spiels. Projekte gibt es natürlich auch, in denen man dann zusammen etwas macht, aber ich finde es gut, wenn man sich aussuchen kann, was man macht.

Problematisch sehe ich das ganze Thema mit den männlichen Erziehern. Davon gibt es einfach zu wenig und natürlich ist es sehr schön, wenn es welche gibt, aber das kann man sich nicht erzwingen. In unserem Kindergarten im Ort gibt es keinen einzigen Mann, allerdings arbeitet der Kindergarten auch mit Unternehmen und Bauern aus dem Umfeld zusammen und da lernen die Kinder dann auch Männer kennen. Wir wohnen in keinem großen Ort, da muss man sicherlich fast schon das nehmen, was man bekommt bei den Bewerbern.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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