Begründung für die Auswahl eines Betriebes

vom 28.02.2012, 23:35 Uhr

Wie schon in einigen Beiträgen erwähnt, ist meine Schwester aktuell auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Heute bekam sie eine schriftliche Mitteilung, worin stand, dass sie doch bitte diese Woche noch auf einen A4 Blatt darlegt, wo sie besonders stark ist und warum sie sich unbedingt dort ausbilden lassen möchte.

Ich persönlich musste den Brief dreimal durchlesen, damit ich mir ein paar Gedanken machen konnte. Wie alle anderen, hat sie sich ja nicht nur bei diesem Betrieb beworben. Man bewirbt sich eben da, wo frei ist. Aber dies kann man ja nicht drauf schreiben, obwohl der Betrieb sich das wohl sowieso schon denken könnte. Hattet Ihr auch schon mal diese Aufgabe?

An ihrer Stelle hätte ich nun auf einer A4 Seite meine Stärken und Schwächen aufgelistet und die Begründung, wieso ich mich dort ausbilden lassen möchte. Nur leider fällt mir kein Ansatz ein, wieso. Ebenso meiner Schwester nicht! Hätte jemand von Euch zufällig schon eine Grundidee?

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Bei dem Punkt, warum ausgerechnet der Betrieb ausgewählt wurde, kann geschrieben werden, dass die Firma einen sehr guten Ruf besitzt, dieser Betrieb gut erreichbar ist und eine gute Ausbildungsqualität besitzt. Des weiteren sollte unbedingt erwähnt werden, dass sie diesen interessanten Beruf ausbilden und gute Konditionen besitzen.

Es kann hilfreich sein, im Internet die Firmenseite aufzurufen, damit gesehen werden kann,welche Möglichkeiten nach der Ausbildung offen stehen und diese dann genannt werden. Als Schwächen kann einiges angegeben werden, was nicht als Schwäche ausgelegt werden kann. Ein Beispiel: Ich neige dazu, zu selbst kritisch mit mir umzugehen. Jedoch habe ich damit gelernt umzugehen und gehe mit meinen Fehlern offener um. So kann ich besser Fehler vermeiden oder analysieren. Ich bin oft zu pünktlich. Aber die Zeit hat mir gezeigt, gelassener zu werden und meine Zeit besser einteilen zu können.

Das sind nur kleine Beispiele dafür, was geschrieben werden kann. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, Aussagen zu tätigen wie diese: Ich kann mich im Team nicht konzentrieren, ich bin oft nicht pünktlich oder ich habe es schwer, mich in neuen Situationen zurecht zu finden. Für den Betrieb müssen die Schwächen aufgelistet werden und dann mit einer Begründung, dass an diesem Problem bereits gearbeitet wird. Nur so kann der Eindruck entstehen, dass man an sich selber arbeiten kann und auch will. Viel Glück!

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Man bewirbt sich doch nicht nur wegen einer Ausbildungsstelle, sondern auch für eine Ausbildung in der Firma, weil dort zum Beispiel Auszubildende eine gute Ausbildung absolvieren können oder weil eine Übernahme bei erfolgreicher Ausbildung so gut wie sicher ist, ebenfalls bewirbt man sich, wenn man sich mit den Produkten, die der potentielle Arbeitgeber herstellt, identifizieren kann. Irgendetwas davon wird doch hoffentlich auch bei Deiner Schwester zutreffen und das sollte sie eben etwas ausschmücken.

Ich kenne jetzt natürlich nicht die Firma, die ein solches Motivationsschreiben einfordert, aber Deine Schwester sollte schauen, dass sie zum Beispiel etwas über das Internet herausfindet, was ihr weiterhilft. Dabei sollte sie aber eher die Vorteile des Betriebes sehen, die sie als solche empfindet und nicht dazu schreiben, welche Schwächen und Stärken sie hat. Es geht ja eher darum, so mein Eindruck, dass Deine Schwester zeigen soll, dass sie sich im Vorfeld der Bewerbung über das Unternehmen informiert hat und sich eben bewusst für eine solche Bewerbung dort entschieden hat.

Davinca hat es auch schon gesagt, was mir gestern beim Lesen Deines Threads, Naviia, ebenfalls durch den Kopf ging und ich denke, das kann hier durchaus berücksichtigt werden und vor allem thematisiert werden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Zunächst noch die Anfrage, dass diese Frage von dem Betrieb kommt, bei dem sie sich beworben hat. Das halte ich tatsächlich für eher ungewöhnlich, weil dies ja eigentlich zu den Fragen gehört, die dann im Vorstellungsgespräch zu den "Startern" gehören würde. Und die schriftliche Begründung (zumindest sollte eine Ahnung davon vermittelt werden) dafür, warum es "der" Betrieb geworden ist, sollte ja auch schon im Anschreiben verpackt worden sein.

Dann würde ich unbedingt darauf aufmerksam machen wollen, dass deinem Vorschlag so nicht folge geleistet werden sollte. Wenn die Aufgabe lautet, dass die Stärken aufgezeigt und die Motivation für den Betrieb dargelegt werden sollen, dann hat die Aufzählung von "Schwächen" rein gar nichts in dem Aufsatz verloren! Das sollte also deine Schwester mal lieber lassen und sich hier höchstens auf entsprechende Fragen im Vorstellungsgespräch vorbereiten.

Was dann die Stärken angeht, wird deine Schwester sich hoffentlich genug zusammenreimen können, was auch einen mehr oder weniger direkten Bezug zum Ausbildungsberuf hat. Ideal wären natürlich auch Erwähnungen wie diese Stärken sich im "echten Leben" bzw. dem Alltag zeigen und wie der Weg eben zu dem Wunschberuf verlaufen ist. Aber hier sollte nicht zu viel "erfunden" werden, da dass sicher recht schnell aufgedeckt werden kann. Hat man den "Idealpfad" nicht, so reicht es eben sich wirklich auf die Stärken zu konzentrieren. (Besser weniger als schlecht gelogen.)

Zu der Frage, wieso ausgerechnet der Betrieb gewählt wurde, kann man natürlich erst Stellung nehmen, wenn man ein bisschen was über den Betrieb weiß. Das können dann einfachste Punkte sein, wie z.B. einen Bekannten der dort arbeitet und nur positives berichtet. Oder aber das kann der eigene Sportverein aus der Kindheit sein, der von dem Betrieb gesponsert wurde. Oder aber die Verwurzelung in der Region, welcher auch den Betrieb kennzeichnet. Selbstverständlich können auch lokale Zeitungsberichte in denen der Betrieb oft positiv erwähnt wird genannt werden. Und so kann man sich langsam über die soziale Komponente zum Fachlichen hinarbeiten, und versuchen, den Brückenschlag zu schaffen, dass die Tätigkeit in Zusammenhang mit dem speziellen Kundenkreis den Ausschlag gegeben hat.

Um vielleicht ein Beispiel zu konstruieren, könnte man z.B. bei einem kleinen Zulieferbetrieb der Automobilindustrie sich auch deshalb bewerben, weil die Tätigkeit dort dem Berufswunsch entspricht und man zusätzlich die Produkte des größten Kunden (Automarke XY) sehr zu schätzen weiß. Wichtig ist jedenfalls ein Bezug zu nehmen, der die Tätigkeit des Ausbildungsberufs mit etwas verknüpft, was nur an dem Betrieb hängt. (Kontakt zu bestimmten Kunden oder vielen Niederlassungen im In- und Ausland ...).

Es ist also schon so, dass die DIN A4 Seite locker voll zu bekommen wäre, wenn eben möglichst viele Details des Ziel-Betriebs bekannt sind. Und das sollte heute wirklich der Fall sein.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Es kann vielleicht helfen sich vorzustellen, warum man sich bei der Firma nicht bewerben würde, also was K.O.-Kriterien wären. Wenn die Firma beispielsweise wirtschaftlich total vor dem Abgrund steht, zum Beispiel wie Schlecker derzeit würde man sich dort kaum bewerben, da man fürchten müsste, dass man die Ausbildung nicht zu Ende führen kann. Wenn man das so betrachtet, dann ist es eben nicht selbstverständlich, wenn man schreibt, dass man einen wichtigen Grund für die Bewerbung darin sieht, dass die Firma solide am Markt steht. Dazu sollte man sich aber wirklich über die Firma informieren, denn nichts ist peinlicher, wenn man genau da bei solchen Begründungen Dinge behauptet, die nicht stimmen.

Auch mit dem Rat meines Vorredners zu behaupten man hat eine Schwäche dass man stets überpünktlich sei wäre ich vorsichtig. Das muss wirklich zum Bewerber passen. Wenn man nämlich ein notorisch zu spät kommender Mensch ist, macht man sich mit solchen Aussagen eher lächerlich. Wenn man sich für die erste Ausbildungsstelle bewirbt kann man ja unter Schwächen auch aufführen, dass man wenn man sich zum Beispiel in einem handwerklichen Beruf bewirbt, dass man noch nicht so gut mit großen Maschinen umgehen kann, weil man keine Gelegenheit zum Üben hatte aber bereit ist das zu lernen. Ganz besonders wenn man als junger Mensch sich bewirbt, dann kann man auch auf die mangelnde Lebenserfahrung anspielen. Das ist zwar etwas was im Endeffekt alle Jugendlichen als Schwäche betrifft, aber nichts was man einem einzelnen Bewerber negativ auslegen kann. Dann kann man wieder den Bogen schlagen und begründen, dass man deshalb gerne in Firma XY arbeiten will, weil man gehört hat, dass die Ausbilder sich gut um den Nachwuchs kümmern und sie zu kompetenten Mitarbeitern machen.

Wenn man sich zum Beispiel als Bankkaufmann bewirbt, kann man auch unumwunden zugeben, dass man kein handwerkliches oder künstlerisches Talent hat. Das ist in diesem Beruf nicht so sehr gefragt. Das Beispiel zeigt vielleicht, dass man immer die Schwächen genau überprüfen sollte, bevor man sich für einen Beruf bewirbt. Wer als angehender Gerüstbauerlehrling nicht schwindelfrei ist, ist so ziemlich der ungeeignetste Bewerber, als Finanzbeamter ist das wieder ziemlich egal, weil man da nicht klettern muss. Wer aber als angehender Gerüstbauer Schreibtischtätigkeiten nicht so gerne mag hat eine Schwäche, die nicht so wirklich stört. Deshalb kann man hier auch keine pauschalen Tipps geben, denn das hängt immer vom Einzelfall ab. Ohne zumindest das Berufsfeld zu kennen kann man hier nur schwer was konkretes raten.

Dann kann man sich noch überlegen, was andere Bewerber für gewöhnlich bei dieser Firma und in diesem Job als Nachteil sehen würden. Wenn es eine internationale Firma ist oder man in dem Job bei der Firma viele Dienstreisen hat, was viele ältere Mitarbeiter mit Familienanschluss stören kann, dann kann man das, wenn das für einen natürlich auch zutrifft extra betonen, dass man sehr gerne reist und das deshalb bei der Firma XY besonders toll findet, dass man bei dem Job so viel in der Welt herum kommt. Es sollte nur eben zum Bewerber passen und nicht gelogen sein. Schließlich geht es ja nicht nur darum irgendeinen Ausbildungsplatz zu finden, sondern einen der aus dem einzelnen Bewerber das Beste raus holt und aus ihm einen zufriedenen Mitarbeiter macht.

Dann kann man sich ja noch überlegen, was man an der Firma so toll findet. Ist es einfach ein cooles Firmenimage und man identifiziert sich total mit der Firma und der Marke? Würde das für einen selbst ein Statussymbol sein dort zu arbeiten? Dann kann man das ruhig so sagen. Oder vielleicht kennt man ja jemanden netten der schon in der Firma arbeitet und kann sich auf den beziehen, weil der ganz tolle Sachen über das Betriebsklima erzählt hat? Oder denkt man, man würde auch gut ins Team passen, weil man jemanden aus der Firma kennt mit dem man gut klar kommt? Träumt man vielleicht schon von Kindheit an dort zu arbeiten? Das ist zwar naiv, aber für einen Jugendlichen Bewerber durchaus glaubhaft.

Wenn einem so gar nichts einfällt, sollte man sich die Webpräsenz der Firma ansehen. Das sollte man ohnehin spätestens dann, wenn man zu einem Vorstellungsgespräch geladen wird. Unter dem Punkt Karriere oder oft auch unter dem Punkt "Wir über uns" und ähnlichen Stellen auf der Seite beschreibt sich die Firma selbst. Da kann man ruhig den einen oder anderen Punkt aufgreifen und schreiben, warum einem das Versprechen oder die Selbstbeschreibung der Firma so gut gefällt. Wenn die Firma zum Beispiel schreibt, dass sie besonders viel Wert auf Mitarbeiterschulungen und Fortbildungen legt, dann kann man ja schreiben, dass man selbst das überzeugend findet, weil man eben wissbegierig ist, Karriere machen will und so gut wie möglich durch die Ausbildung auf den Beruf vorbereitet werden will. Wenn die Firma zum Beispiel einen Betriebseigenen Kindergarten hat, kann man als Jugendlicher zum Beispiel schreiben, dass man es toll findet, wie sich die Firma für die Gleichstellung von Männern und Frauen einsetzt, auch wenn man diesen Service noch gar nicht benötigt. Aber solche Dinge verweisen eben auf ein humanes Betriebsklima und dass der einzelne Mitarbeiter den Chefetagen nicht egal ist. So etwas ist immer gut.

Wenn man sich beim Fleischer nebenan bewirbt, wird man natürlich keine Webseite und keinen Eintrag in irgendwelchen Wirtschaftsstatistiken finden. Da kann man aber auch schreiben, dass man es sehr schätzt, wenn der Betrieb so klein ist, dass alle sich persönlich kennen und man deshalb das Gefühl hat, dass man gut aufgehoben ist und gut betreut wird. Es klingt vielleicht auch banal, aber beim Fleischer könnte man auch schlicht und einfach schreiben, dass einem die Wurst da besonders gut schmeckt und man deshalb unbedingt in dem Betrieb lernen will, weil man auch so gute Produkte zubereiten können möchte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Solche sogenannten Motivationsschreiben werden inzwischen häufiger gefordert. Und meiner Meinung nach gehören da Dinge wie eigene Schwächen und Stärken nur bedingt hinein. Wichtiger wäre da schon, warum es denn ausgerechnet die aus gewählte Ausbildung sein soll oder aber eben die erwählte Firma. Beides kann man aber auch gut miteinander verbinden. Und wenn man beschreibt, warum man die Ausbildung gern absolvieren möchte, dann kann man sicher auch die eigenen Stärken (und wenn es passt) Schwächen erwähnen.

Also würde ich erst einmal überlegen, was mich wirklich dazu beworben hat mich zu bewerben. Na klar, war es sicher auch der freie Ausbildungsplatz; nur hätte man sich ohne freie Ausbildungsstelle beworben? Eher nicht, daher ist das kein Argument! Argumente wären aber, dass hier die Wunschausbildung angeboten wurde. Weitere Argumente wären besondere Engagements des Unternehmens, aber auch der gute Ruf in der Branche und/oder Region, gute Übernahmechancen, eine solide Ausbildung mit neuesten Methoden und nach neuestem Wissen. Das gehört meines Erachtens dort hinein!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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