Tagesklinik - wer hat Erfahrung

vom 19.01.2012, 15:01 Uhr

Ich habe es oben ja schon geschrieben im Grunde. Wie sieht es in einer Tagesklinik ab und was haltet ihr davon? Bringt es wirklich was? Es gibt ja für alles mögliche eine Tagesklinik, doch wann macht es wirklich Sinn? Ist ein stationärer Aufenthalt besser als die Tagesklinik? Warum muss man, egal mit was man krank ist, von früh bis Abend dort drin bleiben? Wer schon mal in einer Tagesklinik war, könnte gerne mal berichten, würde mich sehr interessieren.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin regelmäßig in einer Tagesklinik, allerdings muss man da nicht den ganzen Tag bleiben. Es kommt eben darauf an, was man gemacht bekommt und um welche Erkrankung es geht. Da ich dort zumeist Spritzen bekomme und Blut abgenommen, bin ich schnell fertig. Es gibt aber auch Patienten, die Infusionen bekommen oder andere Dinge, da dauert es natürlich länger. Tagesklinik sagt ja nicht, dass man den ganzen Tag dort ist, sondern dass man seine Behandlung Teilstationär erhält und nicht eingeliefert ist.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich selber war in noch keiner Tagesklinik, obwohl bei uns im Ort eine ist. Aber meine Oma war dort schon öfters. Und Sie ist davon begeistert. Es ist ja keine Klinik im Normalen Sinne. Man wird früh hingebracht und abends geht es wieder in die eigenen Vier Wände. Vor allem für ältere Menschen ist das sicherlich gut, da Sie so tagsüber in ärztlicher Beobachtung sind.

» Jusupopu » Beiträge: 10 » Talkpoints: 2,71 »



Meine Mutter wurde über eine onkologische Tagesklinik behandelt. Dort ging sie zu einem festen Termin hin, bekam ihre Chemo und ist danach wieder heim gefahren. Vorteil gegenüber der stationären Therapie war halt, dass sie weiter im gewohnten Umfeld war. Ansonsten halte ich in dem Fall eine Tagesklinik nicht für zwingend sinnvoll. Wobei es da sicherlich auch von der Art der Chemotherapie abhängig ist.

Ich selbst kenne ansonsten noch psychiatrische Tageskliniken. Wobei das Setting wohl von Psychiatrie zu Psychiatrie unterschiedlich ist. In der Klinik in der ich eine Tagesklinik kennen lernen durfte gestaltete sich das Tagesablauf so. Man kam morgens zu einer festen Uhrzeit. Beziehungsweise gab es halt eine Zeit zu der man spätestens da sein musste. Man konnte auch früher kommen und dann gemeinsam mit den anderen Patienten frühstücken. Danach fing der Tag mit einer gemeinsamen Morgenrunde an. Dort schilderte jeder wie man sich nach dem letzten Tag fühlte, wie der Abend war, Montags auch wie das Wochenende war. Außerdem sagte man halt auch, was man so für den Tag in der Klinik geplant hat. Auch gemeinsame Unternehmungen, wie Tagesausflüge, wurden dort besprochen. Danach geht man zu den Therapien. Die hier allerdings recht mau sein. Einmal gibt es Ergotherapie. Dort geht an sich jeder Patient hin. Wobei es da mehrere Gruppen gibt. An ein, mit viel Glück zwei, Vormittagen findet dann auch noch Gesprächsgruppen statt. Und einmal die Woche gibt es auch eine Arztvisite. Wobei die in einem Gesprächszimmer stattfindet und man dort nach einer Liste rein geht. Sprich quasi während der stattfindenden Therapien.

Um 12 Uhr gibt es dann Mittagessen. Die Zeit zwischen Therapie und Mittagessen kann man frei nutzen. Man darf das Klinikgelände allerdings nicht verlassen. Genauso sieht es dann nach dem Mittagessen aus.

Nachmittags war dort zweimal die Woche für 45 Minuten eine Sportgruppe. Zweimal die Woche dann noch Entspannungsübungen. Ebenfalls für 45 Minuten. Um 16 Uhr ist der Tag an sich beendet. Wobei dann halt noch eine Tagesabschlussrunde statt findet. Hier wird halt auch gesagt wie es einem geht, was man für den restlichen Tag geplant hat und so weiter.

Wer nun die Zeiten mal genau ansieht, dem fällt auf, dass sehr viel Freiraum ist. In der Zeit sitzt man in der Regel relativ gelangweilt im Aufenthaltsraum rum. Gelegentlich hat man während der freien Zeit auch ein Gespräch mit einem Therapeuten. Wobei es in der Regel maximal ein Gespräch pro Woche gibt. An einem Nachmittag macht die komplette Gruppe einem gemeinsamen Ausflug. Was man alles in der Zeit von 13 Uhr bis 16 Uhr machen kann ist nicht gerade viel.

Nicht erwähnt habe ich Gespräche mit der Bezugspflege. Die nehmen in der Regel kaum Zeit in Anspruch. Wobei es hier auch oft nicht mehr als ein bis zwei Gespräche pro Woche gibt und die meistens nicht von Fachkrankenpflegern geführt werden. Auch nicht erwähnt habe ich Medikamententraininig. Auch dazu wird man aus den Therapien geholt und sortiert unter Aufsicht seine Pillchen für eine Woche, die man dann mit Heim nehmen kann. Spender muss man entweder mitbringen oder muss einen Pfand dafür bezahlen oder man bekommt halt die einzelnen Tabletten im Blister mit. Natürlich abgezählt. Gelegentlich gibt es auch Blutabnahmen und so weiter. Das läuft aber alles eher nebenbei.

Ganz generell hat der Aufenthalt in einer psychiatrischen Tagesklinik den Vorteil, dass man seine sozialen Kontakte halt weiter halten kann. Gerade wenn man Familie hat oder Haustiere, ist das sicherlich sinnvoll.

Nachteile gibt es in meinen Augen aber auch. In wirklichen Krisensituationen darf man ganz klar Abends nicht einfach heim gehen. Die Betreuung ist mit den wenigen Gesprächen pro Woche in meinen Augen nicht wirklich ausreichend. Die Therapien sind mehr zur Beschäftigung gedacht. Zumindest für die meisten Patienten. Klar gibt es auch dort Patienten, denen 45 Minuten basteln was bringt. Die Probleme die man außerhalb des Krankenhauses hat, sind mit dem teilstationären Aufenthalt täglich präsent. Man kann sich nicht wirklich zurück ziehen, dann spätestens wenn man die Wohnungstür daheim aufschließt, sind sie wieder da.

Je nach Grund warum man einen Aufenthalt in der Psychiatrie ins Auge fasst, halte ich einen stationären Aufenthalt für sinnvoller. Da ist 24 Stunden, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche jemand da. Und wenn es nur die Pflege ist. Die zum Teil war auch nicht wirklich ausgebildet ist, aber man kann einen Teil seiner Sorgen daheim lassen. Gerade wenn man auch noch antriebslos ist, fallen bei einem vollstationären Aufenthalt auch einfaches Alltagsdinge weg. In der Tagesklinik muss man sich ja weiterhin um so Sachen wie Wohnung putzen, Wäsche waschen, Essen besorgen und zubereiten und so weiter kümmern.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



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