Wie läuft der Entzug bei Alkoholikern ab

vom 22.12.2010, 00:03 Uhr

A ist 25 Jahre alt und trinkt jeden Tag mindestens 10 Bier und auch noch Wein. A will selber aufhören zu trinken und möchte einen Entzug machen. Er hat selber danach gefragt und will auch zu einer therapie gehen. Aber A hat Angst und möchte gerne vorher wissen, was auf ihn zukommt. Wie läuft so ein Entzug heutzutage ab? Wo muss er zuerst hingehen? Mit dem Hausarzt hat er schon geredet, aber da war er noch nicht ganz so weit.

Wie sind die Wege, die ein Alkoholiker gehen muss, damit er von dem Alkohol wegkommt? Muss er stationär aufgenommen werden? Wie lange dauert die Entgiftung? Was ist danach? Kommt er in eine Entzugsklinik oder kann er alles auch ambulant machen? Wenn es nur in einer Klinik geht, kann er sich die Klinik frei wählen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kenne nur den stationären Entzug in der Psychiatrie. Allerdings sind die hier halt darauf spezialisiert.

Hier kann man theoretisch ohne Einweisung hingehen. Dann aber halt auf eine geschlossene Station. Generell ist aber auch ein Entzug nach Anmeldung auf einer offenen Station möglich. Dazu braucht man dann aber eine Einweisung, die auch der Hausarzt ausstellen kann.

Hier läuft das meistens so ab, dass halt regelmäßig erst mal der Alkoholspiegel/ Promille geprüft werden. Das läuft mit dem Gerät zum Pusten ab, welches man von der Polizei her kennt. Wenn der Alkoholspiegel unter einem bestimmten Wert ist, kann man mit Medikamenten anfangen. Hier wird da ein spezielles Medikament gegeben. Den Namen möchte ich öffentlich an sich nicht nennen, dass ich nicht viel von Medikamentendiskussionen halte. Außerdem finden wohl die üblichen Blutuntersuchungen statt. Und es wird regelmäßig Blutdruck gemessen.

Die ersten Tage wird alle zwei Stunden Blutdruck gemessen und dem Patienten werden Fragen gestellt. Der Blutdruck und die Fragen werden dann in eine Kurve eingetragen und danach wird festgelegt, wie viel von dem Medikament der Patient bekommt. Wenn die Werte besser werden, wird der Blutdruck nur noch alle vier Stunden gemessen. Und dann irgendwann seltener.

Der reine Entzug, ohne Therapie läuft hier nur so lange bis man das Medikament nicht mehr braucht. Man wird quasi 24 Stunden nach der letzten Gabe entlassen. Man kann aber halt auch an der Alkoholentwöhnung teilnehmen. Das läuft von den Medikamenten und der reinen medizinischen Versorgung ähnlich ab wie oben beschrieben. Allerdings findet dann halt auch noch täglich eine Gesprächsgruppe statt. Die Therapie geht bis man halt alle Teile der Gruppe durch hat. Die Gruppe läuft an fünf Tagen in der Woche und man kann quasi täglich mit einsteigen. Die einzelnen Themen sind abgeschlossen und es gibt quasi fünf Themengebiete, die halt an jeweils einem Tag behandelt werden. Dort wird unter Anderem besprochen, was man machen kann, wenn man Saufdruck hat, wo hin man sich wenden kann, wie sich Saufdruck aufbaut und so weiter. Außerdem werden die Organisationen wie Anonyme Alkoholiker und andere vorgestellt.

Generell kann man wohl auch Gespräche mit Therapeuten haben. Das ist aber unterschiedlich und hängt vom Hintergrund mit ab. Auch Gespräche mit dem Sozialdienst, um andere Sachen abzuklären, sind möglich. Auch die Unterstützung zur Suche und Beantragung einer Langzeittherapie sind möglich.

Ansonsten ist man in den normalen Tagesablauf der Psychiatrie eingebunden. Hier heißt das unter Anderem halt auch Teilnahme an der Ergotherapie und Sporttherapie. Allerdings wird der Alkoholentzug nur stationär gemacht.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Über den generellen Entzug kann ich Dir nicht besonders viel sagen, jedoch etwas über die "Vorbereitung" und eine eventuelle Langzeittherapie, bzw. meine Erfahrungen (auf Grund meiner Arbeit).

Sollte sich der Betreffende für eine Langzeitentwöhnungstherapie entscheiden (was im Regelfall der ambulanten Therapie vorzuziehen ist, ist aber natürlich auch immer vom Betroffenen bzw. seinen Wünschen abhängig), so läuft das im Regelfall erst einmal über den Hausarzt (der dann eine Beratungsstelle empfiehlt), manchmal aber auch direkt über eine Beratungsstelle. Letzeres kann zum Beispiel die Caritas sein. Die beurteilen bzw. beraten dann die einzelnen und empfehlen eben, was für den Betroffenen am sinnvollsten wäre.

In den meisten Fällen kann man einen Wunsch äußern, in welcher Einrichtung man sich gerne behandeln lassen würde und oft wird dies auch berücksichtigt, es ist aber immer auch davon abhängig ob diese Einrichtung "das richtige" für den Betroffenen ist (bezüglich der Behandlungsmethoden, dem Grad der Abhängigkeit bzw. der Dauer, dem Alter der Person, dem Durchschnittsalter der Patienten, etc.) Prinizipiell sollte das ambulant ähnlich verlaufen, dazu kann ich jedoch nicht allzu viel sagen, hab keine Erfahrungen damit.

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» Punklady1989 » Beiträge: 867 » Talkpoints: 2,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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