Versailler Vertrag: Schulden am 3. Oktober 2010 getilgt?

vom 30.09.2010, 14:36 Uhr

Am 3. Oktober 2010 sind nun endlich die letzten Reparationszahlungen vom Versailler Vertrag aus dem Jahre 1919 getilgt - oder doch nicht? In Amerika sind angeblich noch einmal bisher unbekannte Schuldscheine aufgetaucht die Deutschland noch bezahlen soll. Ich weiß nicht genau ob schon eine Klage in einem Gericht in Miami eingereicht wurde oder ob man kurz davor steht, auf jeden Fall finde ich das Vorgehen unerhört und ich bin gespannt wie die Sache weiter verläuft.

Nur noch einmal zur Erinnerung, beim Versailler Vertrag wurde unter anderem das Deutsche Reich dazu verpflichtet durch noch festzulegende Geldleistungen und Sachleistungen eine Entschädigung durch die Kriegseinflüsse zu leisten. Im Jahre 1921 legte eine Konferenz der Alliierten die gigantische Summe von 269 Milliarden Goldmark, zahlbar in 42 Jahresraten, fest. Wenig später wurde diese Summe allerdings auf 132 Milliarden Goldmark reduziert. Auf Grund der Inflation kam Deutschland in Schwierigkeiten bei der pünktlichen Rückzahlung und es wurde 1924 der Dawes-Plan erarbeitet der veränderte Zahlungsbedingungen vorsah. Unter anderem hatte das Deutsche Reich 5,4 RM bis 1928 zu zahlen, danach sollten dann 2,5 Milliarden RM jährlich bezahlt werden ohne dabei einen konkreten Zeitraum zu benennen. 1926 wurde Deutschland in den Völkerbund aufgenommen und 1929 beriet man über eine Rücknahme der Verpflichtungen. Es wurde dann in Den Haag mit dem Young-Plan festgelegt dass die Schulden auf 34,5 Milliarden festzusetzen sind und innerhalb von 59 Jahren, also bis 1988, zu bezahlen sind.

Durch die Auswirkungen der in diesen Jahren herrschenden Weltwirtschaftskrise kam man zu der Erkenntnis das Deutschland nicht in der Lage sein kann diese Forderungen zu erfüllen und man beschloss 1932 eine einmalige Abfindung in Höhe von drei Milliarden RM. Damit sollte das Thema Reparation beendet werden. Tatsächlich bestanden aber noch Forderungen aus Anleihen (130 Milliarden Goldmark) die auf Grundlage des Dawesplanes und des Youngplanes als Entschädigung aufgenommen wurden. Hitlerdeutschland hatte diese Zahlungen eingestellt und damit diese Forderungen nicht bedient. Nach Beendigung des 2. Weltkrieges wurde durch die BRD 1953 diese Forderungen übernommen und mit 14 Milliarden DM berechnet und bis 1988 auch getilgt. Die Rückstände aus den Zinszahlungen sollten dann nach der Wiedervereinigung innerhalb von zwanzig Jahren gezahlt werden was auch fristgemäß geschah. Die letzte Rate wird zum 3. Oktober überwiesen und damit endlich ein Schlussstrich unter diesen unseligen Reparationszahlungen gezogen.

Nun ist aber überraschend in den USA noch ein ganzes Paket von Schuldscheinen aufgetaucht wo deren Besitzer Deutschland immer noch in der Zahlungspflicht sieht. Ich meine dass der Fall und die Zahlungspflicht durch die ehemals abgeschlossen Verträge endgültig abgegolten sind, bin mir aber nicht sicher ob unsere Regierung das auch so sieht oder ob sie aus politischen Gründen oder der drohenden Faschismuskeule wieder einmal das Scheckheft zücken wird. Warten wir es ab.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



hooker hat geschrieben:ob unsere Regierung das auch so sieht oder ob sie aus politischen Gründen

"Unsere" Regierung hat noch nie aus politischen Gründen Forderungen aus der Zeit des "tausendjährigen Reichs" nachgegeben. Dazu kann man gerne die Griechen befragen, welche vergeblich auf eine Entschädigung warten. Noch dazu, weil ein unbefangenes Gericht den Klägern gegen die BRD Recht gegeben hat!

Daher wird in dem von Dir geschilderten Fall ein Erfolg der Forderungen allein davon abhängen, ob diese Schuldscheine echt sind oder nicht. Das ist aber dann kein Ergebnis von Zugeständnissen oder Erpressungen, sondern eines einfachen Rechtsakts.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das mit dem Griechengold sehe ich auch etwas anders, aber ich dachte ich hätte in diesem Beitrag zum Ausdruck gebracht dass nach meiner Auffassung die Reparationszahlungen auf Grund der abgeschlossenen Verträge und der vollständig geleisteten Zahlungen für immer und ewig abgegolten sind. Dabei ist es doch eigentlich nach meinem Rechtsverständnis völlig unerheblich was noch an Schuldscheinen auftaucht oder auftauchen wird, so dubiös die Quellen auch sein mögen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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