Wie erklärt sich eine innere Verbundenheit?

vom 22.08.2010, 11:37 Uhr

Wahrscheinlich kennt jeder zumindest ein wenig das Phänomen, dass man instinktiv weiß, dass es einem anderen nahe gelegenen Menschen gerade nicht gut geht, ohne ihn gerade zu sehen und oft ist er sogar gerade sehr weit entfernt. Sehr häufig ist das ja vor allem zwischen Eltern und Kindern der Fall, aber es kann natürlich auch andere Personen betreffen.

Sicher haben es viele auch schon einmal erlebt, dass die eigene Mama gerade zu dem Zeitpunkt ohne Grund anruft, wenn es einem gerade schlecht geht. Natürlich ist es oft so, dass Mütter generell oft anrufen, deswegen kann man es vielleicht auch als Zufall abstempeln, aber trotzdem glaube ich, dass Mütter das oft instinktiv ein wenig merken.

Wenn ich ein paar Stunden arbeite passt zum Beispiel auch meine Mama auf meinen Sohn auf. Da er das schon lange gewöhnt ist, ist das generell auch kein großes Problem, zumindest eben wenn Oma und Opa auf ihn aufpassen. So war es auch vor einigen Wochen am Nachmittag. Meinem Sohn ging es an dem Tag eigentlich sehr gut und es war nichts Auffälliges. Auch als ich weggegangen bin, war nichts Besonderes. Trotzdem wurde ich nach einer halben Stunde plötzlich innerlich total unruhig. Das hat mir überhaupt keine Ruhe gelassen und ich habe mir immer nur gedacht, dass irgendwas ist. Als ich dann zu meinem Sohn zurück kam, erzählte mir meine Mama, dass er total viel geweint hat und es ihm offensichtlich nicht besonders gut ging. Irgendwie habe ich es gemerkt, ohne bei ihm zu sein.

Auch Schwangerschaften sind ja so ein Phänomen für sich. Mein Sohn war nicht geplant und eigentlich wäre die Chance, dass ich zu diesem Zeitpunkt schwanger wurde, sehr gering gewesen, deswegen habe ich auch überhaupt nicht darauf gewartet oder es gar erwartet. Trotzdem wusste ich eines nachts, dass ich schwanger bin. Das war jedoch noch weit vor dem Ausbleiben der Regel oder irgendwelchen Symptomen. Ich habe mir dann auch immer vorgehalten, dass es gar nicht wirklich sein kann. Trotzdem hat es mir keine Ruhe gelassen, ich habe dann einen Frühtest gemacht, der jedoch negativ war. Obwohl es theoretisch gesehen nur eine sehr geringe Möglichkeit einer Schwangerschaft gab, wusste ich, dass der Test falsch war. So war es dann auch.

Im Februar habe ich eines nachts von meiner Schwester geträumt. Ich habe geträumt, dass sie mit einem Mädchen schwanger ist und uns von der Schwangerschaft erst total spät berichtet hat. Ich war im Traum fast beleidigt. In der Früh danach hat sie mich zufällig angerufen. Nach ein wenig Plauderei habe ich ihr von dem Traum erzählt. Sie wurde ganz ruhig, bis sie nach ein wenig Nachfragen mir erzählt hat, dass sie am Vortag beim Frauenarzt war. Es passt soweit alles, aber sie hat ein schlechtes Gefühl dabei, obwohl sie sich das Kind von ganzem Herzen her gewünscht hat. Ihr Gefühl hat sie nicht getäuscht. Der Embryo hat sich nicht weiterentwickelt.

Von solchen oder solch ähnlichen Situationen gibt es ja unendlich viele. Bei Schwangerschaften kann man natürlich noch von Hormonen als Ursache sprechen, aber bei vielen anderen Phänomenen nicht. So bin ich vor einigen Jahren auch in der Nacht plötzlich aufgewacht, und war total fertig, weil ich mir große Sorgen über einen lieben Freund von mir gemacht habe, der gerade in Frankreich war. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass er in dieser Nacht einen sehr schweren Autounfall hatte. Da kann man dann wohl nicht mehr von Hormonen als Ursache sprechen.

Woher kommen diese inneren Verbindungen? Lassen sie sich irgendwie erklären oder bleiben sie ein rätselhaftes Phänomen? Wie entstehen sie? Wieso hat man sie nicht bei jeder nahestehenden Person? Ich habe zum Beispiel auch einen Bruder, den ich auch von ganzem Herzen her mag, und ich diesbezüglich auch keinen Unterschied zu meiner Schwester sehe, aber trotzdem hätte ich da noch keine instinktiven Vorahnungen oder dergleichen gehabt.

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es jetzt hier irgendeine Antwort gibt, die das tatsächlich richtig erklären könnte, was manche Menschen manchmal so wie du beschrieben hast erleben. Es ist und bleibt irgendwo ein Phänomen. Manches könnte man durch Zufall oder wie bei einer Schwangerschaft mit Hormonen erklären, aber anderes erscheint mir völlig unbegreiflich. Es gibt sicherlich immer mal wieder den ein oder anderen Wissenschaftler, der versucht, das mit Energie- und Magnetfeldern und Schwingungen und solchen Geschichten zu erklären, aber das tun sie ja immer, die Wissenschaftler. Letztendlich weiß es aber einfach niemand, man kann nur Theorien aufstellen und niemals so richtig herausfinden, ob sie auch nur im Entferntesten stimmen könnten.

Ich glaube, dass das auch nur sehr sensiblen Menschen passiert, Menschen, die sich auch mal auf ihr Bauchgefühl verlassen, die in sich hineinhorchen können und man muss sicherlich auch ein bisschen offen sein für solche Dinge. Einer, der sich nur auf die Dinge verlässt, die er mit eigenen Augen sieht, der wird sowas wahrscheinlich nie erleben, weil er dicht macht vor diesen "Schwingungen". Vielleicht können wir das von Natur aus alle, aber nicht jeder ist bereit dafür. Ich weiß es nicht.

Mir ging das auch manchmal so mit einer Freundin, die ich mal hatte. Ich habe es immer Seelenverwandtschaft genannt und das war es glaube ich auch, aber sowas ist nicht immer gut. Naja, jedenfalls haben mich manchmal aus heiterem Himmel regelrechte Panikschübe heimgesucht. Meistens habe ich mich dann beruhigen können und mir gesagt, dass sie nicht so häufig was haben kann, wie ich es fühle und dann habe ich mich auch nicht weiter erkundigt. Sie hat es immer so mit dem Herzen gehabt, hatte schon einen sehr schweren Infarkt und ein Zweiter wäre tödlich, meinte ihr Arzt und so war ich oft besorgt.

Aber einmal was es anders, da konnte ich mich nicht einfach so wieder beruhigen. Da war dieses schreckliche Gefühl, dass wirklich etwas passiert ist, ich konnte es nicht abstellen. Stundenlang nicht, es hat mich wahnsinnig gemacht. Da habe ich bei ihr angerufen, ging keiner ran. Habe ich gesimst, gemailt, nichts. Den ganzen Tag nichts. Ich wäre fast ausgetickt. Erst am Ende des nächsten Tages hatte ich eine Mail von ihrem Mann im Postfach, dass sie wieder ins Krankenhaus musste, weil es ihr auf einmal so schlecht ging und man wieder einen Infarkt befürchtet hatte, weil sie die Symptome wieder hatte. Man hat ihr gleich irgendwelche Medikamente im Krankenhaus gespritzt und dann ging glücklicherweise nochmal gut.

Aber diese Verbindungen spürt man nicht nur, wenn man die Leute schon lange kennt. Ich glaube, dass diese unsichtbaren Bänder schon existieren, da hat man noch nicht einmal ein Wort miteinander gewechselt. Man könnte sagen, dass man sich auf den ersten Blick eben sympathisch ist, aber nicht immer ist das der Fall. Man kann auch irgendwie miteinander verbunden sein, obwohl man sich nicht leiden kann, obwohl der Knatsch eigentlich vorprogrammiert ist.

Mir ist das jetzt schon mindestens zwei Mal, vielleicht sogar drei Mal passiert, dass ich Menschen begegnet bin, wo ich einfach wusste, dass da in Zukunft nochwas kommt, dass da nochwas passiert, obwohl man eigentlich so unerreichbar fern voneinander war und ich mir gar nicht erklären konnte, wie das denn vonstatten gehen sollte. Wenn man alle Menschen, die man kennt, zusammenzählt, dann passiert einem das unwahrscheinlich selten. Aber es passiert und ich weiß nicht wieso. Du berichtest ja auch von Menschen mit denen hast du solche Erlebnisse gehabt und von welchen, da spürt man es eben nicht, obwohl man sich kennt, mag und sogar verwandt ist.

Mit vielen Menschen wächst man im Laufe der Zeit zusammen, aber bei anderen ist da ein gegenseitiger Blick notwendig und alles ist sofort klar. Person 1 in meinem Fall hat übrigens selbst nichts gemerkt, für sie war es eben einfach eine zufällige Sache, aber Person 2 - da bin ich noch dran, aber ich glaube, er hat es sogar eher gemerkt als ich. Und hier lässt sich auch erkennen, dass sowas an der Sensibilität der Menschen liegt: Person 1 ist zwar sensibel, aber nicht für andere. Sie ist rational im Bezug auf ihre Mitmenschen und sogar ziemlich egoistisch und selbstverliebt. Person 2 allerdings ist wahnsinnig sensibel für alles und sehr empfänglich für kleinste Momente und "Schwingungen". Mit Person 1 ging es auch nach 4 Jahren Himmel und Hölle auseinander, ich musste es beenden, weil es emotional zu brutal geworden ist für uns beide, aber bei Person 2 ist es im positiven Sinne "magisch", weil dieses Gespür füreinander eben auf Gegenseitigkeit beruht und weil es eben mal eine "Seelenverwandtschaft" zwischen zwei ähnlichen Charakteren ist.

Ich glaube aber dennoch, dass jede dieser Begegnungen wertvoll ist, auch wenn es manchmal nicht positiv ist. Und wenn man von sich selbst behaupten kann - wie du - dass man diese Fähigkeit besitzt, Dinge zu spüren, die man zwar nicht sieht, aber die dann zu Wahrheit werden und nicht ersponnen sind, ich denke, dann kann man sich darüber freuen, dass man selbst schon etwas recht Besonderes ist. :wink: Man lebt glaube ich auch ganz anders. Nicht immer ruhiger, aber interessanter. :wink:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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