Austauschschüler ist unglücklich - was kann man tun?

vom 26.12.2012, 22:10 Uhr

Heute habe ich wie jedes Weihnachten meine Tante, meinen Onkel und meine beiden Cousinen besucht. Ich wusste bereits vorher, dass sie gerade eine Austauschschülerin aus Neuseeland zu Besuch haben und habe mich sehr darauf gefreut, dass ich mich mit ihr ein wenig auf Englisch unterhalten kann, da ich diese Sprache sehr mag und leider viel zu selten die Gelegenheit bekomme, mein vorhandenes Sprachwissen zu nutzen.

Was ich dann aber zu Gesicht bekam, war ein Trauerspiel. Das Mädchen ist sechszehn Jahr alt und schien furchtbares Heimweh zu haben. Sie schien immer kurz vor einem Tränenausbruch und sie tat mir wirklich unglaublich leid. Mit ihr sprechen half leider nichts, denn man musste ihr jede Information aus der Nase ziehen. Was ich erfahren habe, war lediglich, dass sie momentan in Neuseeland Sommer haben und das Wetter hier in Deutschland daher eine große Umstellung für sie ist. Insgesamt ist sie sechs Wochen hier, also ihre kompletten Sommerferien über. Nun ist sie genau bei der Hälfte.

Meine Tante ist auch schon ganz verzweifelt und weiß nicht, was sie noch machen soll. Immerhin stehen noch drei Wochen bevor. Sie tut wirklich alles, um das Mädchen glücklich zu machen, aber jetzt im Winter sind die Möglichkeiten natürlich auch beschränkt. Wenn eine meiner Cousinen mit ihr etwas unternehmen wollen, lehnt sie auch meistens ab, da sie nachmittags die Möglichkeit hat, mit ihrer Mutter zu skypen. Das macht sie dann auch solange es eben aufgrund der Zeitverschiebung möglich ist. Nachts schläft sie kaum, sondern wandert ihr der Wohnung herum und tagsüber ist sie dann übermüdet und hat auf nichts Lust. Es gibt noch zwei andere Austauschschüler aus Neuseeland, aber mit denen will sie auch nichts unternehmen.

Meine Tante vermutet, dass sie von ihrer Mutter gezwungen wurde, den Schüleraustausch zu machen, denn als meine Cousine in Neuseeland in der Familie gelebt hat, schien es immer so, als wäre die Mutter besonders begeistert von Deutschland, aber die Tochter eher weniger.

Was würdet ihr an der Stelle meiner Tante nun machen? Sie früher zurück schicken ist kaum möglich, da der Rückflug bereits gebucht ist. Irgendwie müssen die restlichen drei Wochen also noch herum gehen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Auch ich hatte vor einiger Zeit einen Schüleraustausch mit einer Partnerstadt in Frankreich. Ich hatte anfänglich auch nicht besonders viel Lust, war aber glücklich, dass ich es letztendlich gemacht habe, weil es doch eine Erfahrung war, die ich ungern vermissen würde. Man hat wirklich sehr viel daraus gelernt, deshalb find ich schon einmal gut, dass man so welche Schüleraustausche unternimmt. So kann man wenigstens Kulturen auch vereinen.

Zumindest war ich anfänglich auch nicht sehr begeistert, weil ich nicht viel von Franzosen hielt. Ich habe es trotzdem gemacht, weil meine Französischlehrerin mich drum gebeten hat. Letztendlich habe ich es gemacht und habe mir 2 schreckliche Wochen vorgestellt. Die Reise habe ich schon geflucht, dass ich gern zurück möchte, da ich mich auf irgendeiner Art und Weise gezwungen gefühlt habe.

Angekommen, fingen schon die ersten Probleme an. Die Franzosen haben so schnell gesprochen, dass ich erst einmal gar nichts verstanden habe. Angekommen bei der Gastfamilie sah es auch nicht besonders toll aus. Meine Laune war unten und das hat die Familie wohl auch gemerkt, aber ich muss sagen, dass ich mich von Tag zu Tag mehr an die Familie gewöhnt habe und auch mehr verstanden habe. Dann gab es natürlich tolle Ausflüge. Mal an den Strand, mal nach Paris, sodass ich mich immer mehr an das Leben gewöhnt habe und auch mehr Spaß hatte.

Zu deinen Fall kann ich sagen, dass du versuchen solltest das Beste daraus zu machen. Anfänglich ist es sehr schwer und die Austauschschüler sehen gelangweilt aus und zeigen Desinteresse. Was wirklich hilft, ist den Schülern viel Aufmerksamkeit zu geben aber sie gleichzeitig nicht überfordern. Immer daran denken, dass ihre Sprache nicht perfekt ist. Ansonsten kann ich viele Ausflüge empfehlen. Zeig dem Austauschschüler viele Städte und etwas Besonderes, was diese nicht alle Tage haben. Zur Zeit wären Weihnachtsmärkte ja sehr gut, weil diese es nicht überall so extrem gibt. Einfach viel machen und du wirst sehen, dass sich die Person immer mehr an Deutschland gewöhnt und es besser wird. Am Ende wird der Schüler sogar traurig sein gehen zu müssen, wie ich es dann letztendlich in Frankreich auch war.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das klingt natürlich nicht so gut. Ich kann sehr gut nachvollziehen wie man sich fühlt, wenn man auf Austausch ist und unbedingt wieder zurück nach Hause möchte. Das habe ich selber mal erlebt.

Wäre es vielleicht mal möglich, mit ihr zusammen mit der Mutter zu skypen und sich dann ggf. gemeinsam zu überlegen, wie man die 3 Wochen noch am besten verbringen kann? Wer weiß, wenn man sich mit Mutter und Tochter zusammen eine Art Plan überlegt, der einiges in Aussicht stellt, wird das Mädchen vielleicht doch noch glücklich. Man könnte sie ja auch selbst fragen, was sie gerne so machen würde. Kann natürlich sein, dass ihr das schon gemacht habt, aber ein vertrauliches Gespräch mit ihr ist sicherlich irgendwie notwendig.

Man kann ja schlecht in sie hinein gucken. Wenn man sich mal zu ihr setzt und wirklich auf sie eingeht ("Wir sehen ja, dass es dir hier nicht so gut geht. Wir würden gerne wissen, wie wir es dir hier schöner machen können. Hast du bestimmte Vorstellungen, was wir mal hier unternehmen können? Und so weiter...) öffnet sie sich ja eventuell doch ein wenig. Es ist ja schließlich auch schwer für Austauschschüler einen guten Anschluss zu finden, wenn sie nicht besonders extrovertiert sind. Da kann es dann schonmal eine Weile dauern, bis sich der ein oder andere in der fremden Familie wohlfühlt.

» Suzuki1990 » Beiträge: 150 » Talkpoints: 10,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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