Diskriminierungserfahrung bei umgekehrter Rollenverteilung?

vom 23.01.2022, 23:21 Uhr

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) hat sich dafür ausgesprochen, Väter stärker in Haushalt und Erziehung eingebunden werden. Bei ihr zuhause sei die Umverteilung der Aufgaben allerdings überdurchschnittlich viel, denn ihr Mann habe bei Geburt der ersten Tochter seinen Job aufgegeben, um sich um Familie und Haushalt zu kümmern. Das Ehepaar hat insgesamt vier Kinder im Kita- und Grundschulalter.

Sie selbst unterstütze diese umgekehrte Rollenverteilung sehr, habe jedoch leider feststellen müssen, dass dies auch in der modernen Gesellschaft noch zu blöden Kommentaren bzw. Diskriminierung führt. Den Vätern werde oft nicht zugetraut, diesen "Job" genauso gut zu machen, wie dem weiblichen Elternteil.

Ich persönlich kann da auch aus eigener Erfahrung sprechen. Ich habe meine Ausbildung angefangen, als meine Tochter 10 Monate alt war. Während dieser Ausbildungszeit und auch danach bin ich Vollzeit arbeiten gegangen, während mein Partner in Elternzeit war und sich um den Haushalt gekümmert hat. Für diese Entscheidung haben wir einige blöde Kommentare und Verwunderung geerntet, sowohl im eigenen Familienumfeld als auch im Bekanntenkreis. Den wenigsten ging es dabei nur um den finanziellen Aspekt, es war tatsächlich auch für viele unvorstellbar, dass die Mama ihr Kind so früh "alleine" lässt.

Habt ihr auch eine andere als die "altmodische" Rollenverteilung in der Familie? Könnt ihr ebenfalls von diskriminierenden Erfahrungen berichten? Woran liegt das, dass sich die Gesellschaft in der "modernen Zeit" trotzdem noch so schwer tut damit, dass z.B. die Väter als Hausmann zuhause bleiben?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube nicht einmal, dass es damit zu tun hat, dass man dem Mann weniger diese Aufgaben zutraut als das man ihn einfach ungern in dieser Rolle sehen möchte. Dieses gesellschaftliche Umdenken, dass Männer das auch können, ist da! Darüber gab es noch nie wirklich eine Debatte in dem Sinne, wie ich finde. Es ging eher darum, den Mann aus der Affäre dieser Tätigkeitsfelder zu nehmen, weil das ja per se eine Arbeit für Frauen sei. Und da hängt für mich bis heute auch der Knackpunkt.

Aus mir noch unbekannten Gründen versuchen genug Frauen den Männern die Paraderolle des nicht führenden Hausmannes weiter zu zusprechen. Nach dem Motto:“Das ist nichts für den Mann“. Auch muss ich häufig hören:“Ich kann das schneller als er“. Das mag alles stimmen und mir ist sicherlich auch mal bewusst, dass gewisse Dinge noch nicht so erprobt und schnell ablaufen wie bei einer geübten Dame, aber das läuft so eben nicht. Aktuell kommen auch immer mehr junge Burschen wieder aus der Generation:“Ich Mann und Du nichts...“, was mir tierisch auf die Nerven geht.

Wenn die Single sind, kommt dann die Mama oder Schwester zum putzen? Ne komisch, das kriegen die meisten allein geschissen, sodass man doch wirklich fragen muss, wollt ihr uns eigentlich verarschen? Leider ist es aber eben auch so, dass viele das noch immer im Kopf haben, dass es Männerarbeiten gibt und Frauenarbeiten. Dann wiederum gibt es Frauen, die das auch so begünstigen und andere, die es nicht tun.

Sicherlich gibt es hier auch schon viele Ausnahmen, aber trotzdem gibt es bei einigen noch so ein denken. Auch in meinem Umfeld habe ich viele, die der Ansicht sind, dass sie ein Mann seien, das Geld nach Hause bringen ( was teils nicht einmal zutrifft ) und die Frau den Haushalt und ein eventuell vorhandenes Kind eben besser managen kann. Dann wird sich auch bewusst noch dümmer angestellt, sodass die Frau es lieber dummerweise selbst tut. Ich würde denen den Vogel zeigen und auf wiedersehen.

Für mich ist es vollkommen in Ordnung und vor allem sogar wichtig, wenn mein Freund ebenso im Haushalt mit hilft. Wir haben keine Kinder, aber dennoch erwarte ich von ihm, dass er die Rolle gerecht ebenso erfüllt. Unabhängig dessen würde ich hier auch das „Ich bringe das Geld nach Hause Argument“ nicht zählen, weil ich deutlich mehr verdiene, auch wenn er einen schwereren Job hat. Nur mal so nebenbei, dass ich dieses Argument durch meinen Ex häufig hören musste, aber nicht gelten lasse.

Der Haushalt ist Aufgabe beider Parteien. Ich rücke da auch keineswegs von ab und dasselbe würde für ein Kind gelten. Immerhin haben dies ja auch zwei Parteien gemacht und es ist immer schön anzusehen, wie einige gesellschaftliche Teile noch immer so tun wollen, als wenn das alles die Aufgabe der Frau ist. Wenn Frau sich das gefallen lassen möchte, dann bitte, aber nicht mit mir!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich habe in meinem Umfeld, privat wie beruflich, einige Männer, die den Job Hausmann recht gut erledigen. Aber die nehmen halt auch nur für eine recht kurze Zeit die Elternzeit mit. Das ist aber meist dem Umstand geschuldet, dass es finanzielle Gründe hat, weil der Verdienst des Mannes einfach höher ist.

Ich selbst bin zwar aus dem Alter raus, wo ich mir darüber Gedanken machen müsste, aber unsere Kinder kommen irgendwann dahin. Zwei der Söhne meines Mannes sind in festen Beziehungen, wo eventuell auch mal Kinder ein Thema werden. Bei beiden Beziehungen ist es aber so, dass die Männer wesentlich mehr verdienen, als die Partnerinnen. Ergo würde da auch die meiste Elternzeit bei den Müttern liegen.

Aber komische Reaktionen gibt es da bei uns kaum, wenn die Männer den Haushalt machen und sich um das Kind kümmern. Liegt aber vielleicht daran, dass bei uns sehr oft die Männer mit den Kindern zumindest draußen unterwegs sind und somit schon mal die Partnerinnen entlasten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



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