Wie Kindern Angst vor Demos nehmen?

vom 13.04.2021, 11:03 Uhr

Ich war mit meinen Kindern neulich in der Stadt. Wir hatten einen Termin beim Arzt und da mussten wir eben in die Stadt. Dort fand eine sehr kleine Demonstration mit Masken und Musik aus dem Lautsprecher statt. Forderung der Demonstranten war, dass die Impfstoffe für alle zugänglich gemacht werden sollen und man die Bürokratie und die Gewinnsucht diesbezüglich aufgeben muss. Sie waren letztendlich super laut und für mich war das normal, ich kannte schon immer Demos, da die dort in der Stadt auch jede Woche stattfinden.

An der Hand hatte ich dann aber schon ein kleines verschüchtertes Kind, an der Hand meines Mannes sah es nicht besser aus. Die beiden kannten das einfach nicht. Obwohl wir uns eigentlich hätten beeilen müssen, wollte ich das so nicht stehen lassen, bin in die Knie und habe die Plakate vorgelesen, erklärt, was die wollen und warum sie dafür auf die Straße gehen. Sicherlich muss man das nicht jedem Stadtkind erklären, aber bei uns gibt es das ja nicht jede Woche. Wie habt ihr euern Kindern Demos erklärt? Hatten eure Kinder auch Angst davor?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wir sind, soweit ich mich erinnere, mit den Kindern nie in eine Demo geraten. Wenn doch, dann hätte ich das zum Anlass genommen, ihnen altersgerecht unsere Grundrechte zu erklären, aber ansonsten geschaut, schnell von der Demo weg zu kommen. Ich weiß nicht, ob meine Kinder Angst bekommen hätten. Sie waren von früh auf Karnevalsumzüge gewohnt und hätten wahrscheinlich eher interessiert geschaut und die Polizistenausrüstung bewundert.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe von Kindern nicht viel Ahnung, würde mich aber wohl schwertun, einige der manchmal sehr komplexen Forderungen, deren Differenziertheit ja schon manchen Erwachsenen überfordert, kindgerecht erklären zu können. Wie erklärt man eine Forderung nach der Aufhebung behördlicher Einschränkungen Kindergartenkindern? Mir würde das sehr schwerfallen, aber ich habe auch keine Kinder, vielleicht ist das der Grund. Und ein Satz wie "die wollen, dass alle Menschen gute Medizin bekommen" hört sich an, als müsste man sich in diesem Land Sorgen machen, nicht adäquat medizinisch behandelt zu werden. Es ist kompliziert.

Von daher finde ich es verdammt schwierig, die Inhalte einer Demonstration kindgerecht an kleinere Kinder zu vermitteln. Ich bin übrigens ein waschechtes Stadtkind, unser Haus lag inmitten der Zone, durch welche sich in meiner Prä-Kindergartenära in den Siebziger Jahren die Demonstrationszüge vorbeischoben. Damals gab es gefühlt noch wesentlich mehr und größere Demonstrationen als heute. Meine Familie nahm das manchmal zum Anlass von oben aus dem Fenster die Demonstranten anzusehen, natürlich mit mir im Schlepptau.

Und ganz ehrlich, ich war drei oder vier und trotzdem ich in der Stadt geboren war, kann ich mich heute noch an das Gefühl von latenter Bedrohung und Unwohlsein erinnern, als die Massen sich laut Parolen skandierend an unserem Fenster vorbeigeschoben haben. Ich glaube, es liegt in der Natur vieler Kinder, dass sie solche manchmal ja auch fast schon wütend wirkenden Mengen von Erwachsenen als gefährlich wahrnehmen. Ich war jedenfalls froh, wenn die vorbeigezogen waren.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Da ich keine eigenen Kinder habe, ist es schwierig darauf richtig antworten zu können. Zumal immer klar sein dürfte, dass Kinder ganz unterschiedlich auf diese Menschenmasse, den Lärm und die derzeitige Corona Situation mit Masken reagieren werden. Doch leider muss man da augenblicklich häufiger durch als es einem als Mutter wohl lieb sein kann.

Es kommt sicherlich auch direkt darauf an, wie ein Kind reagiert. Es gibt ja tatsächlich Kinder, die sehr offen je nach Alter sind und Menschen fragen, wieso sie eine Maske tragen, wieso sie hier sind und wieso es vielleicht auch so laut ist. Als Eltern kann man ja da mit gehen und sagen, kommen wir fragen mal, was die Menschen machen, wenn das Kind sich interessiert zeigt.

Klar ist aber auch, wenn ein Kind wirklich Angst hat, sollte man vielleicht versuchen, dem Kind Mut zu zusprechen, die Situation kindgerecht erklären und trotzdem irgendwie aus dieser Situation kommen. Wenn mir etwas zu doof war als Kind kann ich mich noch gut daran erinnern, dass ich immer gefragt wurde, sollen wir hier weg?

Ich finde es immer sehr gut, wenn Eltern auf Augenhöhe kindgerecht und altersgerecht versuchen, ihrem Nachwuchs etwas beizubringen und ihnen die Situationen, die gerade zutreffend sind, erklären. Ich glaube, dass man damit als Eltern gar nicht so viel falsch machen kann und man merkt ja auch die Reaktion der Kinder, wie sie es aufnehmen.

Laute Musik ist ja wirklich ein anderes Thema. Manche Kinder mögen das überhaupt nicht und ich habe es geliebt. Kirmes, Demos und anderes Gedöns, wo die Musik geschallt hat, hat mich schon damals magisch angezogen. Vielleicht erklärt das heute einiges, aber andere Kinder tragen auch Ohrenschutz, weil sie es nicht abkönnen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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