Empfängnistag statt Geburtstag feiern?

vom 14.03.2021, 11:37 Uhr

Der Sohn einer Freundin feiert demnächst statt seinem Geburtstag den Tag der Empfängnis, denn da begann ja eigentlich sein Leben. Er weiß diesen Tag genau, weil seine Mutter eine Temperaturtabelle geführt hat und in dem Zeitraum von nur wenigen Tagen, die infrage kommen, nur an einem Tag Verkehr hatte. Sie kennt also sowohl den Tag des Eisprungs als auch den Tag des Sameneindringens.

Ich finde die Idee eigentlich ganz gut. Nur kennen leider die wenigsten Menschen den Tag, an dem ihr Leben begann. Würdet ihr vielleicht auch statt oder zusätzlich zum Geburtstag den Tag den Tag der Empfängnis feiern, wenn ihr den wüsstet?

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Finde ich spontan irgendwie überspannt und eklig. Man soll also auf gut Deutsch gesagt, schlimmstenfalls Papas letzten erfolgreichen Abspritztag feiern, bevor die Befruchtung erfolgt ist und es erst mal vorbei war mit dem Sex, weil Schwangerschaft, Säugling, Kleinkind, Familienbett jegliche Libido und allen Spaß an körperlichen Freuden für ca. 10 Jahre getötet haben?

So gesehen ist zwar auch der Geburtstag irgendwie eklig, und ich stelle gerade fest, dass ich ein Fan des katholischen "Namenstag" geworden bin. Da sind noch die wenigsten Körperflüssigkeiten im Spiel. Und die katholische Kirche, für die Leben bei der Zeugung beginnt, würde diese Idee natürlich feiern, weil auf diese Art Sex auch konsequent auf das katholisch Wesentliche reduziert wird: der Übertragung von Sperma zum Zeitpunkt des "Eisprung" mit erfolgreichem "Sameneindringen". Ganz schön trist, wenn ihr mich fragt.

Ich kann mir auch vorstellen, dass der moderne Kontrollzwang und der neurotische Drang, alles planen und nach Termin durchziehen zu müssen, dazu führt, dass es immer mehr Menschen geben wird, die wissen: "Ich wurde am Mittwoch, 21.05.2015 gezeugt, fünfter Übungszyklus, dritter Akt, und Papas Sperma hat ca. 8 Stunden gebraucht, um die Strecke zurückzulegen. Einnistungsblutung war am 1.Juni."

Aber ob sich diese Tradition flächendeckend durchsetzt, weiß ich auch nicht. Was machen dann die Kinder, deren Eltern einfach nur gebumst haben, bei denen eine Verhütungspanne passiert ist oder die sonst wie eine mehr oder weniger "freudige Überraschung" sind und nicht mit Stoppuhr, Ovulationstest und "Bitte jetzt ejakulieren!" entstanden sind?

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Den Gedanken mit dem Kind über die Empfängnis den Tag selber und Berechnung des Ganzen zu reden finde ich eher komisch und weiß nicht warum man dann als Kind den Drang sieht die Empfängnis zu feiern statt dem Geburtstag wie jeder andere Mensch. Es ist einfach nicht normal, was an sich ja nicht schlecht sein muss, aber mir ist das irgendwie sehr fremd so detailliert mit den Eltern über so etwas zu sprechen. Mag sein, dass es bei dem Mann offener zuging und er es daher als normaler empfindet. Ich feiere auf jeden Fall nur meinen Geburtstag, auch keinen Namenstag oder so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Konsequenterweise müssten dann auch Personaldaten geändert werden. Hier aber bleibt es wohl vorerst bei der amtlichen Festlegung des Geburtstags. Eine Frage bleibt in diesem Zusammenhang nämlich offen: Wie soll dann laut beim Einwohnermeldeamt hinterlegten Daten und von diesem verschickten Gratulationsschreiben selbiges erfolgen? "Herzlichen Glückwunsch, wir gratulieren zum 100. Geburtstag". Und nicht zu irgendeinem anderen, völlig definitionsfreien Datum.

Ich frage mich allen Ernstes, auf welch eigenartige Ideen manche Leute kommen. Man könnte das noch weiter ausspinnen. Demnächst wird demzufolge ein Vodoo-Zauber als personenbezogener Feiertag eingeführt.

» Gorgen_ » Beiträge: 1045 » Talkpoints: 370,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ramones hat geschrieben:... ist das irgendwie sehr fremd so detailliert mit den Eltern über so etwas zu sprechen ...

Beim Feiern des Geburtstags spricht man ja auch nicht detailliert über die Körperflüssigkeiten beim Blasensprung, das Blut, das Nähen des Dammrisses und das Aussehen des Mutterkuchens, wenn er herausflutscht. :D Es ist einfach die Idee, den wirklichen Beginn des Lebens zu feiern und nicht den eher zufälligen Tag der Geburt, der schon mal vier Monate minus oder drei Wochen plus vom errechneten Geburtstermin abweichen kann.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Jetzt wird der Widerspruch der Humangenetiker aber sehr deutlich herausgefordert. Man möge die einmal danach fragen, wann nach national gültiger Gesetzeslage der Beginn des Lebens definiert wird. In der einen Extremposition bedeutete dies den Beginn des Lebens nach dem ersten Atemzug und Möglichkeit selbständigen Überlebens des Neonatus extrauteral. Diese Definition vertreten auch vehement die Abtreibungsbefürworter.

Die polnische katholische Kirche dagegen tendiert eher zu der hier implizit aufgestellten These, dass die erste Zellteilung der Beginn des Lebens darstellte, somit ein striktes Abtreibungsverbot legitimiert wird. Der Widerspruch in den Einschätzungen wird hier deutlich. Auf der einen Seite befürworten die meisten Leute eine Selbstbestimmung im Sinne der Abtreibungsmöglichkeit. Auf der anderen Seite wird genau das Gegenteil postuliert. Also, für irgendeine Position sollte man sich schon entscheiden, sonst tendiert die ganze Sache in ein chaotisch fatales Opportunitätsprinzip.

» Gorgen_ » Beiträge: 1045 » Talkpoints: 370,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Den Empfängnistag genau vorauszusagen, ist gar nicht so einfach. Mein Mann haben jeweils ein halbes und ein Jahr geübt, bis es mit der Schwangerschaft geklappt hat. Und obwohl ich mit Ovulationstests und anderen Verfahren der Zyklusbeobachtungen hantiert habe, ist es gar nicht so einfach als Laie, den genauen Tag des Eisprungs herauszufinden. Letztendlich sind auch Temperatur und positiver Ovulationstest kein hundertprozentig sicheres Zeichen. Ganz genau wissen, wann der Eisprung war, kann nur der Frauenarzt, der das durch Zufall herausfindet. Auch Paare, die sich in einer Kinderwunschbehandlung befinden, können den genauen Zeitpunkt des Eisprungs voraussagen, wenn sie entsprechend ärztlich beobachtet werden oder wenn der Eisprung durch Medikamente ausgelöst wird.

Auch wenn man nur einmal in einem Zyklus Verkehr miteinander hatte, muss man damit ja nicht zwangsläufig den Tag des Eisprungs abgedeckt haben. Spermien können bekanntlich einige Tage im weiblichen Körper überleben und auch einen Tag nach dem Eisprung soll eine Frau noch fruchtbar sein. Von daher ist die Chance schon recht hoch, dass man sich da selbst vertut, was den genaue Tag der Empfängnis voraussagen will.

Unabhängig davon, finde ich das Ganze ohnehin unsinnig. Man kann es auch übertreiben. Immerhin könnte man sich dann ja auch wahllos irgendwelche Daten heraussuchen, die man feiert, wie etwa den ersten Tag der Periodenblutung des Glückszyklus, der Tag, an dem das Herzchen zu schlagen begonnen hat oder als das Geschlecht klar ersichtlich war. Ich kenne aber niemanden, der solche Termine feiert und finde das auch gut so. Alles andere fände ich doch extrem befremdlich.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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