Bei öffentlichem Heiratsantrag von anderen beglotzt werden?

vom 20.11.2017, 09:01 Uhr

Eine Bekannte von mir hat neulich auf einem Spaziergang einen Heiratsantrag von ihrem Freund bekommen. Es war Wochenende und die beiden sind auf einen Hügel spaziert, auf dem es eine tolle Aussichtsplattform gibt. Vorher hat die Schwester meiner Bekannten eine Bank auf dieser Aussichtsplattform ein bisschen vorbereitet indem sie Rosen ausgelegt und einen Sekt kalt gestellt hatte.

Nun ist diese Aussichtsplattform nicht gerade ein Geheimnis in der Stadt und so waren an besagtem Abend noch einige andere Menschen dort anwesend. Meiner Bekannten war das ziemlich unangenehm. Sie hat sich über den Heiratsantrag gefreut, aber als sie davon erzählt hat, hat man gut hören können, dass ihr die Situation unangenehm war. Einige Menschen sind stehen geblieben und haben die ganze Zeit geguckt, darunter viele Rentner.

Habt ihr schon mal einen Heiratsantrag in der Öffentlichkeit beobachten können und macht ihr es dann auch so, dass ihr einfach stehen bleibt und hemmungslos glotzt? Natürlich kann man das nicht vermeiden, wenn man öffentlich um jemandes Hand bittet, aber unfreundlich finde ich so eine Glotzerei dennoch.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Du schreibst doch selbst, dass es sich um einen öffentlichen Heiratsantrag gehandelt hat. Was wundert man sich dann, wenn andere Menschen gucken? Das tun Menschen eben, wenn es etwas ungewöhnliches zu sehen gibt, das ist menschlich. Das sollte man sich halt vorher überlegen.

Dann muss man sich nicht über Rentner (Es haben sicher auch andere geschaut!) aufregen, die sich über Abwechslung freuen und zugucken, weil sie sich gerne an Ihre jungen Jahre und die romantische Liebe von damals erinnern. Das kann man schließlich ganz einfach vermeiden, indem am den Antrag eben nicht öffentlich macht. Schließlich sollte jedem klar sein, was öffentlich bedeutet.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich habe noch keinen Heiratsantrag in der Öffentlichkeit erlebt und würde mich wohl auch eher fremdschämen angesichts von so viel Sentimentalität in Kombination mit einem ausgeprägten Aufmerksamkeitsbedürfnis. Denn dass man damit Aufmerksamkeit erzeugt, wenn man an einem öffentlich zugänglichen Ort sich auffällig verhält, liegt ja in der Natur der Sache, und sollte niemanden überraschen.

Ein Heiratsantrag nach Hollywood-Vorbild ist ja zudem kein diskretes Ereignis, bei dem man hastig irgendwo unterschreibt, sondern es handelt sich um eine große, emotional aufgeladene Geste. Zumindest kenne ich es so aus Filmen. Und da schauen irgendwelche Passanten natürlich, was der ganze Zinnober soll und reagieren je nach Temperament gerührt oder angewidert. Ich bin mir auch sicher, dass es ebenfalls ganz und gar nicht recht gewesen wäre, wenn die versammelte Rentnerschaft nicht "geglotzt" hätte, sondern das ganze Theater einfach ignoriert oder sich gar peinlich berührt abgewandt hätte, um Diskretion zu wahren, so als hätte sich jemand übergeben oder ähnliches.

Ich sehe es daher wie cooper: Wenn man nicht möchte, dass der Pöbel "glotzt", muss man entweder das Gelände mieten und absperren lassen oder eben im heimatlichen Vorgarten die Rosen herumwerfen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Stehen bleiben und mir die ganze Show mit ansehen würde ich vielleicht nicht, aber möglicherweise durchaus gucken. Warum macht man den Antrag denn in der Öffentlichkeit, wenn man eigentlich lieber seine Ruhe und keine Aufmerksamkeit haben will? Dann gäbe es ja sicher besser geeignete Orte.

Manche Leute träumen schließlich davon, den Antrag vor vielen Menschen zu erhalten, die dann vielleicht sogar johlen oder klatschen. Ich fände das süß, wenn ich zufällig einen Antrag in der Öffentlichkeit mitkriege und würde vielleicht sogar klatschen, wenn es alle tun. Ich würde mal davon ausgehen, dass es so oder so ähnlich auch gewünscht ist, wenn man es vor aller Augen tut.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich bin mir auch sicher, dass es ebenfalls ganz und gar nicht recht gewesen wäre, wenn die versammelte Rentnerschaft nicht "geglotzt" hätte, sondern das ganze Theater einfach ignoriert oder sich gar peinlich berührt abgewandt hätte, um Diskretion zu wahren, so als hätte sich jemand übergeben oder ähnliches.

Das sehe ich ehrlich gesagt genauso. Ich meine, warum zieht man denn so ein Tamtam in der Öffentlichkeit vor und nicht im heimatlichen Vorgarten? Eben weil man Aufmerksamkeit erregen möchte. Ansonsten würde man doch nicht zu Stoßzeiten öffentliche Plätze aufsuchen, sondern wenn es dort nahezu wie ausgestorben ist. Oder aber man macht den Kniefall auf dem eigenen Grundstück, fernab von neugierigen und fremden Augen.

Es ist für mich absolut logisch und nachvollziehbar, dass man gewisse Blicke mit so einem Theater in der Öffentlichkeit auf sich zieht. Das hätte man sich doch vorher überlegen und entsprechend handeln können. Für mich gehört das in die Kategorie "Luxusproblemchen", was man hätte vermeiden können, wenn man gewollt hätte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wenn man einen öffentlichen Heiratsantrag macht, muss man doch mit so etwas rechnen. Man ist eben in der Öffentlichkeit und wie der Name schon sagt, ist man dann in einem öffentlichen Raum, wo mehr oder weniger viele Menschen vorbeikommen. Wenn man nicht will, dass andere Menschen vorbeikommen und schauen, dann sollte man einen Heiratsantrag eben zu Hause oder woanders machen, wo man allein und ungestört ist.

Es ist doch ganz normal, dass man schaut und gegebenenfalls auch stehenbleibt, wenn man etwas Besonderes oder Auffälliges sieht, was andere Menschen machen. Solange es kein Unfall ist, sondern etwas Schönes, ist es ja auch nicht weiter schlimm, wenn man schaut. Natürlich sollte man Abstand halten und sich diskret im Hintergrund halten, aber wenn das der Fall ist, ist das ja in Ordnung.

Gerade Rentner fühlen sich vielleicht auch in der Zeit zurückversetzt und an ihre eigene Liebe oder an ihren eigenen Heiratsantrag erinnert. Und gerade dann, wenn Rentner allein leben und auch sonst nicht so viel Abwechslung im Alltag haben und nicht mehr so viel Schönes erleben, ist es doch schön, wenn sie sich an so etwas erfreuen können, auch wenn das nichts mit ihnen selbst zu tun hat.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Selber Schuld kann ich da nur sagen. Wer aus einem Vorgang, der eigentlich nur zwei Menschen betrifft, unbedingt ein öffentliches Spektakel machen muss, der muss sich doch nicht wundern wenn die Leute, vor denen man dieses Spektakel aufführt, auch zuschauen.

Wenn du nicht möchtest, dass du im öffentlichen Raum von bösen Rentnern "unfreundlich angeglotzt" musst du dich halt möglichst vom diesem öffentlichen Raum fern halten und wenn du dich dort doch mal aufhalten musst, dann musst du darauf achten, dass du dich möglichst unauffällig verhältst. Sentimentaler Heiratsantrag-Kitsch wie aus einem schlechten Liebesfilm ist so ziemlich das Gegenteil vom unauffällig.

Für mich sind öffentliche Heiratsanträge ja der klassische Autounfall. So schrecklich, dass man eigentlich nicht hinschauen möchte, aber irgendwie ist es halt doch faszinierend. Vor allem natürlich die Reaktion der Person, die da in eine Lage gebracht wird, in der jede Antwort außer "Ja" überhaupt keine Option mehr ist, weil diese private Angelegenheit in die Öffentlichkeit gezerrt wurde und das unfreiwillige Publikum ein Happy Ending erwartet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Dazu fällt mir folgendes ein. Ich habe auf einer Burg geheiratet, die dann auch öffentlich zugänglich ist. Beim Standesamt selber kommt kein anderer Mensch rein, aber die Burg selber hat ja durchaus Besucher. Deswegen hatten wir dann nach der Trauung durchaus Leute, die uns dann gratuliert haben, die uns angestarrt haben, aber ganz ehrlich, das wusste man doch vorher. Genauso wie in deinem beschriebenen Fall weiß man dass man sich in der Öffentlichkeit bewegt und muss daher damit rechnen, dass einen die Leute sehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe nun noch keinen Antrag in der Öffentlichkeit beobachtet, aber ich denke auch, dass es einem einfach klar sein muss, dass dann auch Leute schauen, wenn sie bei ihrem Spaziergang so etwas geboten bekommen. Wie ich reagieren würde, weiß ich gar nicht. Sicher würde ich aber auch mal in die Richtung schauen, wenn da so etwas passiert. Länger stehen bleiben und zusehen würde ich aber auf keinen Fall.

Das stimmt schon, dass das nicht wirklich angebracht ist, sich daneben zu stellen und es eben zu beobachten, ob sie nun ja sagt oder nicht. Aber ich denke auch, dass man mit genau solchen Menschen einfach rechnen muss, wenn man einen Antrag in der Öffentlichkeit plant. Wenn man weiß, dass es dem Partner nichts ausmacht, dann ist das ja auch in Ordnung.

Im Falle deiner Bekannten hätte ich mich also nicht über die Beobachter in dem Park geärgert, sondern eher über den Partner, der einen doch kennen sollte und dann eben wissen müsste, dass es der Partnerin eben nicht angenehm ist, den Antrag in der Öffentlichkeit zu bekommen. So etwas liegt einfach nicht jedem.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich kann es nicht leiden, wenn Leute öffentlich einen Heiratsantrag machen. Ich finde, dass dies ein persönlicher Moment ist, der dadurch für mich auch nicht mehr oder weniger wertvoller wird, weil man mich öffentlich vor allen da zur Show stellt. Ich empfinde das nämlich wirklich als zur Show stellen und es würde mich fast schon nerven.

Kennt Ihr vielleicht die Frau, die das nicht wollte und der Freund sich öffentlich daraus überall einen Scherz erlaubt hat? Er hat sie immer und immer wieder öffentlich gefragt, sie ging dann weg. Das wäre in der Tat ich. Ich würde genau so reagieren und gehen. Ich weiß, dass das sicherlich nicht so nett ist, aber ich wäre in jedem Fall weg.

Ich bin also auch niemand, der sich gerne einen solchen Antrag öffentlich anschaut und stehen bleiben würde. Das ist nicht mein Moment und ich würde das auch nicht wollen. Das kann man im engsten Freundeskreis machen, das geht für mich auch klar, aber nicht vor vollkommen fremde Menschen. Das mag ich nicht.

Da beglückwünschen einen andere, klatschen herum und die Aufmerksamkeit wäre auf mich gelenkt. Ich würde verrückt werden und wirklich gehen. Das ist so wie die Leute, die einen Antrag im Stadion machen, muss das denn wirklich sein? Ja, man erinnert sich daran, aber das ist doch wirklich nicht die Hauptsache.

Also gucke ich mir weder öffentliche Heiratsanträge an, noch möchte ich jemals selbst in dieser Situation sein, dass ich öffentlich einen Heiratsantrag aufgedrückt kriege. Ich würde mich auf alle Fälle beiden Situationen sofort entziehen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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