Vater räumt Sachen toter Ehefrau nicht weg

vom 27.06.2017, 18:01 Uhr

Ein Bekannter von mir musste letztes Jahr seine Mutter beerdigen. Dessen Vater lebt nun alleine im gemeinsamen Haus und lässt alles so stehen, wie es vorher war. So stehen zum Beispiel noch deren Schminke und deren Schmuck im Bad herum. Dies ist nun länger als ein halbes Jahr her und mein Bekannter macht sich so langsam Sorgen. Findet ihr es nicht auch angemessen, wenn man dessen Vater auffordert, die Dinge wegzuräumen? Wie würdet ihr dabei vorgehen?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde das eigentlich gar nicht so ungewöhnlich. Die Sachen werden wegkommen, wenn der Trauernde genug Kraft hat und bereit ist, die Sachen wegzuräumen. Irgendwann wird aussortiert und Erinnerungsstücke werden behalten und Alltagsgegenstände werden verkauft, verschenkt oder weggeworfen. Je nachdem, was im Sinne des Toten gewesen wäre.

Die Vorstellung, dass man seine Trauer nach einem halben Jahr bewältigt hat, ist einfach übertrieben. Das ist nicht so. Außerdem ist seine Ehefrau gestorben und nicht irgendein Großvater, den er zweimal im Jahr gesehen hat. Der Mensch, mit dem er sein ganzes Leben lang verbringen wollte und den er sich ausgesucht hat, ist nun fort. Eine einjährige Trauerphase ist da gar nicht besonders lang, wie ich finde.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge

Zuletzt geändert von soulofsorrow am 27.06.2017, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.

Ich finde es unangemessen, sich da einzumischen. Die Trauer um einen geliebten Menschen dauert nun einmal ein bis zwei Jahre. Und während der eine sofort alles wegräumen oder gar umziehen und sich neu einrichten muss, um nicht bei jedem Blick den Verlust zu spüren, braucht der andere den Halt des gewohnten Umfeldes mit den Erinnerungen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Wer sagt, wie lange man trauern muss? Ich kann heute noch nicht alle Sachen meiner Schwiegermutter einfach weg schmeißen. Ich habe noch einige Sachen von ihr und ich kann sie weder weg geben noch entsorgen. Das geht einfach nicht. Es gibt Leute, die ihr Kind verloren haben, die Jahrzehnte lang das Kinderzimmer unberührt lassen und manchmal dort hin gehen um zu trauern. Man darf sich nicht einmischen und jeder muss selber wissen, wie lange man trauert. Es gibt da keine Vorschriften.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Was für Probleme man haben muss, dass man sich in anderer Leute ihrer Dinge einmischt. Was ist denn daran so schlimm wenn die Sachen noch ein Jahr später da stehen? Jeder braucht unterschiedlich lange, bis er das ganze verräumt oder auch nie macht. Die Vermieterin von meinem Ex Partner vorher, hatte die Sachen von ihrem Mann 40 Jahre lang so gelassen wie es war. Erst als sie gestorben ist und die Kinder das Haus leer geräumt haben, sind die Sachen auch verschwunden und niemand hat sich daran gestört.

Ich finde es extrem unangemessen, wenn sich da jemand anderes mit einmischt den das gar nichts angeht, der dort nicht einmal wohnt und meint damit sich direkt als Fürsorgliche Person aufzuführen und nur Helfen will. Helfen kann man indem, dass man die Menschen einfach sein lässt und sie fangen damit schon selbst an, wenn sie den richtigen Zeitpunkt für sich gefunden haben das zu machen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde es richtig schlimm, wenn andere Menschen sich anmaßen zu sagen, dass man nach einem halben Jahr mit der Liebe durch sein muss. Ich meine vielleicht war sie die Liebe seines Lebens und der darf man dann kein halbes Jahr hinterher trauern? Das ist doch bescheuert. Auch zu alten Zeiten gab es das Trauerjahr und nicht das Trauerhalbjahr.

Jeder Mensch sollte seine Zeit zum Trauern bekommen. Ich kann absolut nachvollziehen, dass man diese Dinge noch nicht wegwerfen kann, nicht wegwerfen möchte. Man hat nach einem halben Jahr vielleicht noch nicht die Kraft dazu. Statt über ihn zu meckern, sollte man ihn unterstützen, ihn versuchen aufzufangen und nicht noch zu beleidigen und anzugehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man hier nicht pauschal sagen wann die Sachen weggeräumt werden sollten. Ich finde ein halbes Jahr auch nicht wirklich lang. Klar mag es Leute geben die damit anders umgehen und schnell wieder ins Leben zurück finden und die Sachen wegräumen. Aber ich glaube jeder muss selbst entscheiden wann der Punkt kommt und wie man dann damit umgeht. Ich würde mir wirklich keine Sorgen machen. Das gehört alles zum Abschiedsprozess dazu. Eines Tages wird der Punkt kommen wo er bereit ist sich endgültig zu verabschieden.

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde ein halbes Jahr da vergleichsweise sehr kurz und würde nicht erwarten, dass die Sachen da schon alle weggeräumt sind. Generell muss ja nicht gesagt sein, dass die Sachen überhaupt alle weggeräumt werden müssen. Jeder geht eben anders mit seiner Trauer um und vielen Leuten hilft es, die Sachen von Verstorbenen aufzubewahren.

Es gibt ja viele Eltern, die die Kinderzimmer ihrer Kinder über Jahre und Jahrzehnte vollkommen unberührt lassen, wenn die Kinder sterben. Und auch wenn man nun ausmistet, dann heißt es ja nicht, dass man wirklich gleich alles weggeben muss. Solange man den Platz dafür hat und es einem selbst gut tut, ist es ja auch ganz schön, sehr persönliche Sachen aufzubewahren und nicht einfach wegzuschmeißen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Warum stört sich der Sohn an den Sachen? Es ist doch egal, ob der Partner verstorben ist oder man sich getrennt hat. Die Person, die zurück bleibt entscheidet, ob und wann sie Veränderungen vornimmt. Da hat der Herr Sohn überhaupt kein Mitspracherecht, sofern er nicht dort wohnt. Und selbst dann sollte er es einfach so hinnehmen. Denn der Platz wird ja nun nicht dringend benötigt, den die verstorbene Mutter im Bad mit ihren Sachen belegt hat.

Man kann da doch auch nicht pauschal sagen, dass man sich nach Zeitraum X von den Dingen trennen soll. Die einen machen das sobald der Verstorbene beigesetzt wurde, andere Menschen brauchen Jahre dafür. Ist halt so und sollte einfach so akzeptiert werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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