Kinder und der Umgang mit Corona-bedingten Schulschließungen

vom 28.03.2020, 12:52 Uhr

Wie haben eure Kinder auf die Corona-Schulschließungen reagiert? Mein älterer Sohn (13) nimmt es relativ gelassen, er hat viele Kumpels, mit denen er online spielt und vermisst den direkten Kontakt zu Mitschülern und Lehrern bisher nicht wirklich, da er sich mit seinen Onlinespielen gut ablenken kann und die Lehrer die Kinder täglich mit neuem Lernstoff versorgen.

Bei meinem 9-jährigen ist das anders. Er fand es zwar in der ersten Woche noch ganz entspannend, nicht mehr früh aufstehen zu müssen und nicht mehr für Proben wegen des Übertritts (4. Klasse in Bayern) lernen zu müssen. Gestern hat er aber zum ersten Mal deutlich verlauten lassen, dass ihn die derzeitige Situation psychisch belastet. Es ist nun zu ihm durchgesickert bzw. er hat realisiert, dass es nicht unbedingt danach aussieht, dass die Schulen am 20.4. sicher wieder öffnen. Er meinte nun unter Tränen, dass er seine Freunde in der Schule vermisse und er gerne wieder mit ihnen herumtoben würde und dass wir als Familie die nächsten Wochen auch keine Ausflüge unternehmen könnten.

Wie ist das bei euren Kindern? Wie kann man die Kinder hier am Besten trösten? Ich meinte zu ihm, dass er zumindest noch seinen Bruder und Stiefbruder habe und dass es auch Einzelkinder in seiner Klasse gäbe, die gar keinen Spielkameraden hätten und auch weniger Beschäftigungsmöglichkeiten. Etwas Besseres ist mir leider nicht eingefallen in dem Moment. Ich verstehe aber natürlich, was er meint, ihm fehlen die gleichaltrigen Kinder, vor allem diejenigen, mit denen er nicht online spielen kann. Vor allem die Bewegung, sprich das Toben im Freien im Hof der Schule fehlt ihm und mit der Familie mit dem Roller in der Wohngegend herumzufahren, ist natürlich nicht dasselbe. Leider kann ich ihm ja aber auch keinen Zeitpunkt sagen, ab dem dies wieder möglich ist.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Meine Tochter ist auch 13 und nimmt es sehr gelassen. Sie hält ihre eigene freiwillige Quarantäne ab und verlässt das Zimmer nur zum Essen und für Toilettengänge. Ansonsten telefoniert sie sehr viel mit ihren Freundinnen bzw. unterhält sich per Videokonferenz bzw. spielt irgendwelche Online-Spiele. Wir haben in dieser die Medienzeit natürlich gelockert. Sie beschäftigt sich aber auch mit ihren Hobbies wie Zeichnen und schläft ein bisschen mehr als sonst.

Das Einzige was ihr keinen großen Spaß macht und womit sie auch noch etwas Probleme hat ist das Homeschooling. Sie macht momentan nur das worauf sie gerade Lust hat. Ich halte sie dazu an ihre Hausaufgaben zu machen aber zwingen werde ich sie nicht. Mit den Konsequenzen muss sie klar kommen. Wenn es nach ihr geht könnte die "Schulschließung" noch für das komplette restliche Schuljahr so anhalten. Sie kommt zumindest bis jetzt damit gut klar.

Vielleicht kannst du für deinen 9-jährigen Sohn ja zumindest ein Telefonat oder ein Skype-Date mit seinen besten Freunden organisieren. Das ist natürlich nicht das Selbe wie ein echtes Treffen aber reduziert vielleicht ein wenig das Vermissen. Bezüglich Ausflüge könntet ihr ja vielleicht einfach eine anderen Spazierweg suchen? Statt einer Spazierrunde durch die Wohngegend vielleicht einfach eine im nächstgelegenen Wald. Vielleicht findet ihr ja auch neue Ideen sich auszupowern. Bastelt zum Beispiel aus einem alten Bettlaken einen "Boxsack".

Das Argument "Anderen Kindern geht es noch schlechter als dir" war von deiner Seite sicher nicht bös gemeint, halte ich aber für ungeschickt formuliert. Das kommt so ein bisschen rüber wie "Stell dich nicht so an und jammer nicht so viel". Besser fände ich es, wenn du ihm dein vollstes Verständnis (was du ja auch hast) zeigst und ihm das Gefühl gibst ernst genommen zu werden. Es gibt auch von der Sendung mit der Maus wirklich gute kindgerechte Erklärvideos zum Thema Corona. Warum es sinnvoll ist die Schule zu schließen, warum Händewaschen jetzt wichtiger denn je ist usw usf.. Vielleicht hilft es ihm, wenn er die anschauen kann und ein bisschen mehr zum Thema erfährt.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Als ich deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich zuerst, dass es doch vielleicht eine gute Idee wäre, wenn ihr mit seinen Freunden einen Skype Anruf machen würdet. Dann könnte er seine Freunde sehen und die können alle mal miteinander reden. Ansonsten bringt es sicherlich etwas, wenn man die Wichtigkeit des Ganzen erklärt. Früher gab es mal beim Kinderkanal extra Kindernachrichten, ob es das noch gibt weiß ich nicht, aber die erklären ja sicherlich einiges ganz gut.

Ansonsten bringt es natürlich etwas, wenn man spannende Sachen macht. So fallen mir da für das Alter auch Experimente ein, einfach mal Höhlen bauen, wenn er das noch mag und vielleicht einfach mal nicht ganz so streng sein, was die sonstigen Regeln angeht. Rausgehen darf man als Familie ja für einen kurzen Spaziergang, da kann man doch auch mal was machen, ein bisschen auspowern. Das haben wir auch schon gemacht und das bringt auch etwas, wenn man lange drinnen war. Da kann man sich dann ja auch Sachen suchen, mit denen man sich zu Hause beschäftigen kann oder in dem Alter bestimmt auch noch spannend, man macht mal einen Nachtspaziergang. Da läuft man auch nicht Gefahr, dass einem andere Menschen begegnen.

Mein Sohn geht nur in den Kindergarten, aber da merkt man auch schon, dass ihm die Struktur des Kindergarten schon fehlt, weil da immer der Ablauf gleich ist und er das ja auch so gewöhnt war. Nun haben wir aber den ganzen Tag das Bespaßungsprogramm laufen und versuchen das so auszugleichen, was aber auch nicht so leicht ist, da die Kinder sich gerne mal streiten, weil sie ja doch nicht richtig ausgelastet werden. Wir sind aber auch beide gerade zu Hause, da geht das auch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In meiner Nachbarschaft die Kids, die ich so kenne, sind nicht mehr so begeistert wie zu Beginn. Erst war es so „Coronaferien“ super. Dann aber „bohr, nichts dürfen wir“. Das hat sich dann schnell abgeflacht und es fällt eben bei denen auf, dass die Apps zum Lernen wirklich gefüllt sind, mehr als im Unterricht oder daheim sonst gemacht worden wäre. Schon hart.

Eine Bekannte macht eben ihr Abitur nach und auch sie kann ein Lied davon singen, dass sie derzeit mehr auf hat, als im Unterricht stattfindet (20 Stunden die Woche und keine Hausaufgaben) und jetzt hat sie teilweise für 1 Fach so viel auf, dass sie 4 Stunden pro Tag nur an einem Fach steht. Das ist schon krass, wenn man bedenkt, dass dies weder im Unterricht sonst so ausgefallen wäre.

Meine Patenkinder beziehungsweise auch die Kids aus meiner Familie sind derzeit auch auf diesen Zockertrip und gerne vor dem PC. Das heißt, dass sie damit natürlich gut leben können. Mir wäre das ehrlich gesagt wirklich zu doof gewesen, wenn das nicht möglich ist.

Aber die Telefonleitungen glühen mal wieder. Jetzt wird wieder häufiger telefoniert, was vorher nicht der Fall war. Letztens habe ich per Videoanruf erst einmal dem Nachbarskind, welches bei uns in der Einrichtung öfters mit dem Jugendamt zu tun hat, Mathe gemacht - auch mal was anderes.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Also die Schulschließung an sich ist jetzt für meine Kinder nicht so das Problem. Die wissen sich schon den ganzen Tag zu beschäftigen. Obwohl die beiden Großen im Grundschulalter sind, wird jetzt auch wieder viel Playmobil und Lego Duplo heraus gekramt und dann sitzen die eben mit dem Tablet da, suchen sich die Bauanleitungen raus und dann wird gebaut. Ansonsten sind sie auch viel draußen. Das ist ja an sich nicht verboten. Da wird jetzt viel Fahrradgefahren oder Inliner gelaufen. Am Wochenende haben wir unsere Tischtennisplatte in der Garage aufgebaut und jetzt sind sie total heiß darauf jeden Tag zu spielen.

Außerdem haben sie beide einen gemeinsamen guten Freund, der direkt schräg gegenüber wohnt. Mit dem spielen sie noch zusammen und dabei bleibt es dann aber auch. Da unsere Kinder und dieses Nachbarskind eh das gleiche Infektionsrisiko haben, mache ich mir da wenig Sorgen und bei uns ist der Kontakt mit einer anderen Person ja auch erlaubt.

Problematisch ist da schon eher das Homeschooling. In den ersten Tagen ging das noch so leidlich. Da war auch noch etwas Motivation bei den Kindern. Das hat jetzt doch arg nachgelassen. Wir schaffen kaum noch eine Stunde am Tag, teilweise passiert auch mal ein oder zwei Tage gar nichts. Schon die eine Stunde läuft dann gegen Ende oft nur noch unter Meckern und Bocken und der Fortschritt ist überschaubar. Jede kleine Gelegenheit wird dann genutzt um über irgendeine Ablenkung zu meckern und warum sie sich jetzt nicht mehr konzentrieren könnten. Naja wir müssen mal schauen. Wir werden wohl eher nicht alles perfekt durchgearbeitet haben, wenn die Schule irgendwann wieder losgeht. Aber das ist dann halt so. Meine Kinder werden das dann wohl auch wieder aufholen, da bin ich mir sicher.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Klehmchen hat geschrieben:Wir schaffen kaum noch eine Stunde am Tag, teilweise passiert auch mal ein oder zwei Tage gar nichts. Schon die eine Stunde läuft dann gegen Ende oft nur noch unter Meckern und Bocken und der Fortschritt ist überschaubar. Jede kleine Gelegenheit wird dann genutzt um über irgendeine Ablenkung zu meckern und warum sie sich jetzt nicht mehr konzentrieren könnten. Naja wir müssen mal schauen. Wir werden wohl eher nicht alles perfekt durchgearbeitet haben, wenn die Schule irgendwann wieder losgeht.

Irgendwie denkt man oft, dass es nur einem selbst so geht, finde es toll, dass du und die Vorposterinnen damit so offen umgehen. Bei uns ist das leider auch nicht besser, meine Mutter ist zwar Lateinlehrerin, daher macht der Große (7. Klasse) regelmäßig über das Internet Latein mit ihr, aber die sonstigen Fächer leiden ziemlich aber das scheint ja kein Einzelfall zu sein.

Ich finde, die Lehrer sollten, da es ja absehbar ist, dass die Schulen nicht gleich am 20.4. wieder öffnen, dazu verpflichtet werden, in ihrem Fach zumindest eine oder auch zwei Stunden wöchentlich (ich würde sagen, hier kann man zwischen Haupt- und Nebenfächern unterschieden) online zu halten. Es gibt hierbei ja Möglichkeiten, solche Konferenzen abzuhalten, großartiges technischen Wissen benötigt man hierfür nicht. So sind die Kinder zumindest dazu verpflichtet, sich kurzzeitig mit dem Stoff auseinanderzusetzen und können auch Fragen stellen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Der Onlineunterricht ist eine gute Idee, allerdings sind die Voraussetzungen dafür leider nicht überall gleich gut. An sich muss man dafür ja nichts erfinden. Ob nun als Skypekonferenz oder eine der diverse Apps wo sich lauter Leute zuschalten lassen können würde ja schon reichen und man könnte den Unterricht einfach von zu Hause aus abhalten.

Aber hier bei uns gibt es Gegenden da kannst du froh sein, wenn der Schüler mit einem alten Modem ins Internet kommt. Da braucht man keine großen Videoschalten zu versuchen. Das wird da einfach nichts und manche bleiben dann auf der Strecke, obwohl sie nichts dafür können.

Meine Frau ist ja selber Lehrerin. Da wird viel versucht über Googleprogramme zu machen. Die Schüler kriegen da jede Woche Aufgaben zugeschickt, können jeden Tag Kontakt aufnehmen und ihre Lösungen hochladen und kriegen dann Korrekturen zurück. Das ist schon nicht so schlecht. Aber auch da gibt es dann Experten, die wenig machen oder erst am Abgabetag dann schreiben, dass sie die Aufgabe nicht verstanden haben und ähnliche Probleme.

Ich denke einfach, auch die Lehrer müssen sich darauf einstellen, dass an dem Tag, wo die Schule wieder losgeht einfach große Niveauunterschiede herrschen werden. Die einen Schüler werden eben mehr gemacht haben und die anderen eben weniger. Es macht ja schon alleine einen riesigen Unterschied, wenn beide Eltern in Berufen arbeiten, die weder von Schließungen, noch Home-Office betroffen sind und einfach regulär weiterarbeiten gehen. Selbst in der Notbetreuung passiert ja nicht viel. Das ist ja eher Beaufsichtigen als wirklich mit den Schülern arbeiten. Und andere sind eben jetzt den ganzen Tag zu Hause und haben dann auch richtig viel Zeit und mit unter auch einfach die Nerven sich jeden Tag durch ein oder zwei Stunden Bocken durchzuquälen.

Also da werden sicherlich erst einmal einige Wochen dafür drauf gehen alle Schüler wieder halbwegs auf Stand zu bringen. Da wird es dann auch mit der Benotung schwer. Die Hausarbeiten können ja eh nicht benotet werden und gleich nach Beginn der Schule Tests schreiben würde ich dann eben auch unfair finden. Wir sollten vielleicht einfach alle als Eltern und Lehrer akzeptieren, dass dieses Schulhalbjahr etwas Besonderes ist und für die Leistungen unserer Kinder nicht exemplarisch stehen wird. Und wenn man ehrlich ist, ist das ja bis auf Abschlussjahrgänge ja auch eigentlich völlig egal.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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