In welchem Bereich fällt euch Vorbildfunktion schwer?

vom 18.03.2020, 00:55 Uhr

Als Erwachsener, gerade als Elternteil oder als Person der Öffentlichkeit, hat man ja immer eine gewisse Vorbildfunktion und sollte sich über sein Tun und Handeln bewusst sein. Gerade wenn man als Elternteil ein gewisses Verhalten von seinen Kindern erwartet sollte man möglichst selbst auch mit gutem Beispiel voran gehen.

Eine Vorbildfunktion kann man ja in vielen Lebensbereichen und Lebenslagen haben, zum Beispiel im Konsum- und Genussverhalten aber auch in Bezug auf Gewisse Werte bzw. im Umgang mit der eigenen Gesundheit.

Ich selbst bin zum Beispiel jemand der nicht viel Wert auf die Nutzung des Smartphones legt, ich rauche nicht und Alkohol spielt in meinem Alltag auch keine Rolle. Mir ist allerdings bewusst, dass ich durchaus noch ein bisschen mehr auf mein Ernährungsverhalten achten könnte und mir auch ein bisschen mehr Zeit für Sport bzw. Bewegung in der Natur nehmen könnte.

Ich kann durchaus verstehen, wenn es Personen in gewissen Bereich nicht so einfach fällt eine Vorbildfunktion einzunehmen, auch wenn der grundsätzliche Wille dazu da ist.

Manches mal kann ich dennoch nur den Kopf schütteln, z.B. wenn erwachsene Passanten über rote Ampeln laufen und es ihnen offensichtlich egal ist, wenn Kinder dabei zu schauen. Außerdem habe ich vor Kurzem während einer Busfahrt mitbekommen, dass eine Mutter ihren Kindern kommuniziert hat, dass das Fahren ohne Ticket ja nicht schlimm wäre, weil sonntags eh niemand kontrolliert. Bei solchen Aktionen fehlt mir jegliches Verständnis für das Verhalten des vermeintlichen "Vorbildes".

In welchen Bereichen fällt es euch schwer eine Vorbildfunktion zu übernehmen? Versucht ihr euch Kindern zu erklären, wenn ihr merkt dass euer Verhalten nicht vorbildlich ist? Arbeitet ihr diesbezüglich an eurer "Schwäche"?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin generell ein sehr angepasster und spießbürgerlicher Mensch, der tatsächlich auch an der roten Ampel wartet, wenn ringsumher alles ausgestorben ist. Und selbstverständlich kaufe ich Tickets, drängle mich nicht vor, sage Bitte und Danke und halte alten Damen (und Herren) die Tür auf. Aber das mache ich eigentlich nicht, um eventuell anwesenden Kindern ein "Vorbild" zu sein. Und in Sachen Ernährung, Sport und dergleichen muss ich das glücklicherweise auch gar nicht.

Schließlich ist es im Zweifelsfall einzig und allein der Job der Eltern, den lieben Kleinen zu erklären: "Die Frau da geht bei Rot über die Ampel, aber wir tun das nicht, weil das gefährlich ist und wir nicht möchten, dass uns oder anderen ein Leid geschieht!" Es scheint ja Eltern zu geben, die quasi vom Rest der Welt erwarten, ein "Vorbild" zu sein, damit sie ihren Kindern ja nicht erklären müssen, dass für unterschiedliche Leute unterschiedliche Regeln gelten. Und dabei meine ich nicht die Alltagssünden wie besagte rote Ampel, sondern im Restaurant ein Glas Bier zu trinken oder als gleichgeschlechtliches Paar Händchen zu halten.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ganz ehrlich, ich habe null Interesse an einer Vorbildfunktion und finde Menschen, die sich gerne als Vorbild darstellen, in der Regel auch nicht sonderlich sympathisch. Dogmatische Veganer findest du in meinem Bekanntenkreis zum Beispiel gar keine mehr, obwohl ich es sehr sinnvoll finde den Konsum von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren und gerne vegetarisch und vegan koche.

Ich bin auch nicht der Meinung, dass ich an roten Ampeln warten muss wegen den Kindern von anderen Leuten. In der Regel macht das Warten natürlich Sinn, aber es gibt auch Situationen, in denen das anders ist. Bei uns gibt es eine Kreuzung, da kann gar kein Auto fahren wenn die Straßenbahn grün hat. Irgendwie haben sie das bei der Schaltung der Fußgängerampel aber nicht berücksichtigt. Natürlich warte ich da nicht, nur weil das Lichtchen rot anzeigt.

Auf der anderen Seite hast du Kreuzungen, da musst du trotz grünem Lichtchen als Fußgänger verdammt aufpassen, dass dich nicht ein Radfahrer über den Haufen fährt. Die haben nämlich oft keine Lust die lange Rotphase für die Autofahrer abzuwarten und starten gerne früher.

Selbst wenn man Vorbild für ein Kind spielen wollte, zum Beispiel weil es das eigene ist und man einen Erziehungsauftrag hat, würde es also überhaupt keinen Sinn machen die sture Einhaltung dieser speziellen Verkehrsregel vorzuleben.

Wenn ich irgendwas an meinem Verhalten als zu bearbeitende Schwäche erkennen würde und wenn mich das stören würde, dann würde ich das für mich ändern und nicht für irgendwelche anderen Leute.

Überleg doch mal - du änderst dein Ernährungsverhalten, weil Vorbildfunktion uns so. Was passiert dann wenn du alleine und unbeobachtet bist und kein Vorbild spielen musst? Da Gefahr eines Rückfalls in alte Verhaltensweisen ist sowieso bei jeder Verhaltensänderung gegeben und das wird ja nicht besser wenn du dein Verhalten gar nicht für dich selber änderst, wenn die Motivation und die Bestätigung nicht aus dir selber sondern von Außen kommen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde es ist nicht unbedingt eine Frage von Vorbild oder nicht, man sollte sich so verhalten wie man selber es für richtig hält und wenn man selber erkannt hat, dass man zu viel Süßes isst und das ungesund ist, dann braucht man kein Kind und keine Vorbildfunktion um zu wissen, dass das auf Dauer schlecht ist. Dann muss man für sich etwas ändern und nicht einen anderen Grund vorschieben.

Mit fällt es nicht schwer meinen Kindern zu zeigen, wie es richtig geht. Zwar esse ich ab und zu abends mal mein Chips, aber dafür zeige ich ihnen auch dass Sport wichtig ist und sonst ernähre ich mich auch gesund, da ist ab und zu etwas Ungesundes drin. Das finde ich nicht so schlecht, wenn man das so vorlebt, aber das schränkt mich auch nicht ein, weil ich das für mich auch nicht anders machen würde.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin bezüglich Ordnung halten kein besonders gutes Vorbild. Daher habe ich auch nie von den Kindern verlangt, dass ihre Zimmer immer aufgeräumt sind. Ansonsten möchte ich auch nicht unbedingt ein Vorbild sein. Ich habe einige Eigenschaften, wie etwa Inkonsequenz und Disziplinlosigkeit. Ich müsste mich stark verstellen, wenn das meine Kinder nicht merken sollten. Dann wäre ich nicht authentisch, was schlechter ist, als wenn meine Kinder meine schlechten Eigenschaften mitbekommen.

Ich rauche allerdings nicht und trinke wenig. Diese Vorbildfunktion fällt mir daher nicht schwer. Ich bin auch sehr flexibel, was meine Kinder sich durchaus bei mir abschauen können. Allerdings geht diese positive Flexibilität manchmal in die oben erwähnte negative Inkonsequenz und Disziplinlosigkeit über. Diesbezüglich möchte ich meinen Kindern kein Vorbild sein.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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