Nicht ausgelastet mit den Aufgaben bei der Arbeit fühlen?

vom 08.02.2020, 16:26 Uhr

Ich hatte mal für kurze Zeit eine Arbeitsstelle gehabt, in der ich mich absolut nicht ausgelastet gefühlt habe. Die wenigen Aufgaben, die ich hatte, habe ich in sehr kurzer Zeit erledigt, so dass ich mich viel gelangweilt hatte. Auch Gespräche mit dem Chef brachten nichts, der meinte, dass es völlig normal sei, dass es immer mal wieder solche Phasen gäbe und man versuchen müsse, eben etwas langsamer an die Aufgaben heranzugehen.

Für mich war das letztendlich absolut nichts, so dass ich mehr als froh bin, jetzt sehr gut ausgelastet mit meinen Aufgaben zu sein, ohne eine richtige Überforderung zu spüren. Wenn ich dauerhaft zu wenig zu tun bei der Arbeit hätte, würde ich vermutlich durchdrehen. Das ist für mich deutlich schlimmer, als überfordert zu sein. Kennt ihr das Gefühl von euch und eurem Job und hattet ihr es schon damit zu tun gehabt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ja, ich kenne das Gefühl und bin gerade im Lernprozess. Bei meinen bisherigen Arbeitsstellen war es so dass immer genug Arbeit da war bzw. sogar zu viel. Da stand man ständig unter Druck und musste seine Höchstleistung abrufen.

Bei meinem Job als Schreibkraft läuft das anders. Meine Kolleginnen und ich sind lediglich für die Arbeit als Schreibkraft eingestellt - d.h. unsere Hauptaufgabe ist es die Phono-Diktate zu erfassen. Natürlich bekommen wir zwischendurch auch mal andere Aufgaben der Datenerfassung oder zur Unterstützung des Chefsekretariats aber dies hält sich in Grenzen. Wenn also in unserer Region keine Verbrechen passieren dann haben wir nichts zu tun. Es gab schon Tage da saßen wir zu fünft im Büro und hatten stundenlang keine Arbeit. Natürlich kann ein Teil von uns dann auch einfach früher nach Hause gehen aber 4,5 Std. am Tag haben wir Anwesenheitspflicht und eine muss mindestens die vollen 8 Stunden absitzen falls doch spontan ein Fall reinkommt.

Uns wurde dann auch gesagt, dass wir uns in solchen Fällen ruhig Zeit lassen können und das Diktat einfach in halber Geschwindigkeit schreiben. Aber eine gewisse Tippgeschwindigkeit hat man nun mal ganz automatisch drin. Ich lasse mir halt dann mehr Zeit mit dem Korrekturlesen.

Die restliche Zeit nutzen wir halt dann "erlaubt" anderweitig. Wir unterhalten uns, wir spielen teilweise auch Spiele wie Stadt/Land/Fluss oder lesen die Tageszeitung um über Vorkommnisse in der Region auf Stand zu sein. Ich bin jetzt fast ein halbes Jahr im neuen Job und komme inzwischen mit diesen Leerlaufphasen schon besser zu Recht. Anfangs ist es mir und auch meiner anderen neuen Kollegin sehr schwer gefallen in der Arbeit einfach mal nichts zu tun. In den ersten Wochen haben wir dann Dinge gemacht die eigentlich überhaupt nicht in unserem Aufgabengebiet angesiedelt sind. Zum Beispiel haben wir die Papiervorräte der Kommissariate aufgefüllt und die Aufenthaltsräume geputzt (Kaffeemaschinen entkalkt, Schränke ausgewischt usw. usf.)

Gerade in Berufen in denen man auf andere Menschen angewiesen ist, muss man einfach damit lernen umzugehen und auf "Standby" runterzufahren. Meiner Schwägerin geht es da als angestellte Hebamme im Krankenhaus ähnlich. Sie hat dort ja auch ihre festen Arbeitszeiten und kann nicht wie Freiberufler einfach auf Abruf kommen und gehen. Sie nutzt die Zeit dann halt zum Instandhalten der Kreißsäle und dann sitzt sie halt auch da und liest Fachliteratur oder sucht sich Gesprächspartner. Ähnlich geht es auch befreundeten Rettungssanitätern.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


In meinem beschaulichen Bürojob gibt es auch gelegentlich Leerlauf, womit ich allerdings recht gut zurechtkomme. Wenn mein Vorgesetzter der Meinung ist, dass meine Arbeitsleistung passt, muss ich mir ja nicht krampfhaft noch mehr Arbeit und Stress suchen. Statt dessen handelt es sich eher um ein "offenes Geheimnis", dass die Frau Gerbera zwar immer auf dem Laufenden ist, aber bei wenig Betrieb auch mal neben zu etwas liest oder den Wetterbericht checkt.


Ich halte auch nichts davon, Leerläufe im Job mit "Beschäftigungstherapien" wie Kaffeemaschine Entkalken oder ähnlichen Hilfsdiensten zu füllen. Wenn man die werte Kollegenschaft in dieser Hinsicht zu sehr verwöhnt, juckt es sehr schnell keinen Menschen mehr, ob du gerade viel oder wenig zu tun hast. Die Kaffeemaschine oder der Kopierer sind dir fürderhin mit allen damit verbundenen Aufgaben zu Erb und Eigen. Ausnahme sind natürlich direkte Dienstanweisungen von oben, wenn es dem Chef nicht gefällt, dass die Belegschaft unterbeschäftigt wirkt.

Aber nur sinnlos vor mich hin zu pusseln, damit ich beschäftigt wirke, finde ich anstrengender als meine Aufgaben in normalem Tempo zu erledigen und mich dann semi-privat zu beschäftigen, solange nichts Neues ansteht. Irgendwo finde ich auch, dass es die Aufgabe der Vorgesetzten ist, die Auslastung der Belegschaft zu regulieren, zumindest in einer konservativen und immer noch stark hierarchischen Branche wie der meinen. Nicht gerade in einem hippen jungen Start-Up.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Man hat ja nicht immer 8 Stunden Dauerstress, wenn man irgendwo arbeitet, daher finde ich es normal, dass man sich auch mal andere Beschäftigungen sucht. Ich habe beispielsweise mal im Altenheim in der Küche auf der Station gearbeitet und habe da auch durchaus in meinem Rahmen etwas in der Pflege geholfen, wenn einfach zu wenig Leute da waren. Da ich eh einen gewissen Leerlauf hatte fand ich das für mich normal. Ansonsten würde ich nun aber auch nicht nach Arbeit schreien, wenn keine da ist. Nachfragen ja, aber nicht darum betteln, denn beschäftigt bekommt man sich ja immer und nicht in jedem Bereich kann man dagegen wirklich etwas machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich war eigentlich immer eher über- als unterfordert. Ich hätte mir in meinen unterschiedlichen Arbeitsstellen eher weniger Auslastung gewünscht. Meine schönste Arbeit war einmal eine Studententätigkeit in einer Brauerei, bei der auf einem Band Flaschen an mir vorbei liefen. Dei kaputten oder solche, die etwas Undefinierbares enthielten, musste ich aussortieren. Seitdem trinke ich nichts mehr aus einer Flasche. Die Arbeit hat mich nicht ausgelastet, aber ich habe mich dabei wohl gefühlt. Das habe ich drei Monate lang gemacht und war es am Schluss auch noch nicht Leid.

Ich mag stupide Arbeiten, die mich nicht fordern, hatte aber leider immer Tätigkeiten, die sehr stressig waren. Pförtnerin wäre wahrscheinlich für mich der richtige Beruf gewesen. Ich habe als Studentin auch einmal in einer Kartonagenfabrik gearbeitet. Die Kartons wurden noch mit der Hand zusammengefaltet. Das hat mich auch nicht sehr gefordert, aber ich fand das angenehm, weil ich dort in Ruhe meinen Gedanken nachgehen konnte.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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