Ab welchem Alter Nachhilfe?

vom 10.01.2020, 13:38 Uhr

Viele Kinder benötigen während ihrer Schullaufbahn irgendwann einmal eine Nachhilfe. Die einen mehr, die anderen weniger. Mir fällt dabei auf, dass der Bedarf einer Nachhilfe oft immer früher kommt.

Wenn ich da an meine Kindheit denke, könnte ich mich nicht daran erinnern, dass jemand bereits in der Volksschulzeit / Grundschulzeit eine Nachhilfe benötigt hätte. Klar, haben sich auch da einige Kinder schwerer getan, aber da wurde eben von den Eltern unterstützt und geholfen.

Heute höre ich immer wieder, dass es selbst Erstklässer gibt, die bereits regelmäßig private Nachhilfe nehmen oder in eine Nachhilfeinstitut gehen. Das erstaunt mich ehrlich gesagt schon ein wenig. Welchen Eindruck habt ihr da? Haben eure Kinder schon einmal eine Nachhilfe benötigt und in welcher Schulstufe war das?

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» tournesol » Beiträge: 7749 » Talkpoints: 66,19 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Meine Tochter bekommt über eine "Schüler-helfen-Schüler" - Aktion in Mathematik Nachhilfe seit der 6. Klasse Realschule. Eigentlich wäre selbst jetzt die Nachhilfe als solche nicht notwendig da ich noch ganz gut mit dem Stoff klar komme und ihr auch helfen könnte. Allerdings lässt sich meine Tochter nicht so gut von mir helfen sodass für uns die Nachhilfe die bessere Alternative war.

In der Grundschule habe ich meiner Tochter bei Unklarheiten geholfen und auch zusammen mit ihr gelernt. Mein Vorteil dabei war allerdings dass ich einen relativ hohen Bildungsabschluss habe und mir eben auch die Zeit für meine Tochter nehmen konnte zu lernen.

Ich kann mir schon vorstellen, dass das die Hauptgründe dafür sind, weshalb inzwischen auch Grundschüler professionelle Nachhilfe bekommen. Teilweise sind die Themen in der 4. Klasse - gerade in Mathematik - schon sehr komplex und zum anderen fehlt einigen Eltern sicher auch schlichtweg die Zeit sich intensiv mit ihren Kindern hinzusetzen und zu lernen. Zudem ist zumindest bei uns in den Schülern der Ausländeranteil schon sehr hoch (bestimmt bei 50 %), sodass es da auch einige Kinder gibt die auch für Fächer wie Deutsch Nachhilfe benötigen.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es traurig, dass heutzutage so viele Kinder Nachhilfeunterricht nehmen. Das bedeutet doch entweder, dass die Lehrer auf die einzelnen Schüler nicht mehr eingehen (können) oder dass die Eltern für ihre Kinder Ziele haben, die den Kindern nicht gerecht werden.

Teilweise haben die Kinder ganztags Schule und danach oder am Wochenende noch Nachhilfe. Die Kinder verlernen das selbstständige Arbeiten und verlassen sich zu sehr auf ihren Privatlehrer. Die Eltern sind nicht mehr damit zufrieden, dass das Kind versetzt wird, sondern wollen unbedingt statt dem Vierer einen Zweier in Mathe oder Englisch. Für Hobbys bleibt da keine Zeit mehr.

Zu meiner Schulzeit war Nachhilfe die absolute Ausnahme und wurde nur dann in Anspruch genommen, wenn das Kind krank oder im Ausland war.

Mit Belustigung habe ich neulich gelesen, dass ein Informatikstudent Nachhilfe wollte. Früher haben wir während des Studiums in privaten Arbeitsgruppen gelernt. Wahrscheinlich hat dieser Student seit der ersten Klasse Nachhilfe gehabt. Wie soll er denn im Beruf zurechtkommen?

Also meiner Meinung nach, Nachhilfe möglichst nie, nur wenn man aus irgendwelchen Gründen viel Unterricht versäumt hat. Ich gebe aber zu, dass ich selber Nachhilfe gebe, aber nur für die höheren Klassen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde es auch traurig, dass so viele Schüler Nachhilfe nehmen. Früher hatte ich eine Zeit lang als Nebenjob selbst Nachhilfe gegeben, für eines der großen Institute, aber ich habe dann irgendwann am Sinn gezweifelt. Es war bei ganz vielen Schülern so, dass das einfach nur Druck der Eltern war, die unbedingt wollten, dass der Spross auf ein Gymnasium geht. Dass nicht jedes Kind die Fähigkeiten dazu besitzt, wird gar nicht gesehen. Es muss ja Abitur werden. Und wenn das bedeutet, dass das Kind jede Woche Nachhilfe in mehreren Fächern erhalten muss, um auf dem Gymnasium nicht ganz abzurutschen, dann wird das Kind dazu genötigt. Ganz traurig sowas.

Wenn ein Kind eine bestimmte Sache nicht verstanden hat und das nochmal erklärt haben will oder nach einem Wechsel auf eine höhere Schule kurzfristig Hilfe braucht, ist das ja ok. Aber die Eltern haben das als Dauerlösung gesehen. Die armen Kinder hatten dadurch weniger Freizeit und manche der Kinder waren auch in andere organisierte Aktivitäten wie irgendwelche Vereine so eingespannt, dass die eigentlich nie mal freie Zeit hatten. Die taten mir richtig leid, so hätte ich als Kind nicht leben wollen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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