Warum leiden heutzutage bereits Kinder an Burn-Out?

vom 02.11.2019, 20:05 Uhr

Ein Schulkamerad meiner Tochter ist langfristig krank geschrieben wegen Burn-Out. Als ich das erfahren habe, hab ich mich erstmal sehr gewundert und mich dann belesen. Über das Ergebnis meiner Recherche war ich anschließend doch überrascht. Fast jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter hohem Stress und ist Burn-Out gefährdet. Das ergab eine Studie der Universität Bielefeld. Sie haben dazu über 1.000 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahre und deren Eltern befragt.

Ich frage mich nun jedoch was heutzutage anders läuft als früher. Gab es diese Burn-Out-Kinder auch schon vor 20 Jahren? Wurde den Symptomen früher weniger Beachtung geschenkt oder ist das tatsächlich eine Erscheinung der heutigen Zeit? Haben sich die Anforderungen von der Schule bzw. der Eltern an die Kinder so entscheidend geändert, dass Kinder schneller in einen Erschöpfungszustand verfallen? Sind Kinder eventuell auch weniger belastbar als früher?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke schon, dass die allgemeine Belastung und die Anforderungen an die Jugend heutzutage gestiegen sind. Abitur in kürzerer Zeit, Nachmittagsunterricht ab Beginn der weiterführenden Schule, sozialer Druck zur Teilnahme an gewissen Freizeitangeboten und strengere Einstellungskriterien für viele Berufe machen den Kindern das Leben sicher nicht leichter. Noch dazu spielen Umwelteinflüsse wie Mobbing und Delinquenz in der Peer Group oder intrafamiliäre Konflikte mit Scheidungen und alleinerziehenden Eltern eine maßgebliche Rolle, wo man über die Jahre hinweg deutliche Aufwärtstrends beobachtet.

Sicherlich ist auch nicht völlig blauäugig anzunehmen, dass jedes ausgesprochene „Burnout“ auch eine fundierte und fachlich korrekt gestellte Diagnose ist. Der Begriff wird in meinen Augen in der Gesellschaft sehr inflationär verwendet und sich gerne mal eigenhändig auf die Stirn geschrieben. Daher gilt es meiner Meinung nach, im Kindes- und Jugendalter frühzeitig auf Überforderungssituationen und Verhaltensauffälligkeiten zu achten und diesen auch gewissenhaft nachzugehen, um die Ursache vielleicht verändern zu können und zu vermeiden, dass langfristige Folgen wie psychiatrische Erkrankungsbilder oder Leistungsschwächen daraus resultieren.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, warum Kinder ein Burn Out bekommen. Das geht doch im Kindergarten schon los. Die Kinder sollen danach sämtliche scheinbar wichtigen Kurse besuchen um ja etwas zu lernen und zu werden, da gibt es zig Sportangebote, dann auch noch Musik und Sprachen kann man ja auch noch lernen. In meinen Augen fängt es da doch schon an und man überfordert so einen kleinen Menschen leider viel zu schnell.

Das geht dann natürlich in der Schule weiter und diese selber geht ja auch schon ziemlich lange, weswegen man eh schon nicht so viel Freizeit hat. Dann sollte das Kind aber möglichst noch in Vereine, sich selber weiterbilden und natürlich auch noch Nachhilfe nehmen in Fächern, in denen es nicht gut ist. Das strengt an und das Kind kommt kaum noch zur Ruhe. Natürlich wird so eine Diagnose auch öfter mal zu schnell gestellt, aber dennoch sollte man schon aufpassen, was man einem Kind zumuten kann und was nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde das viel auch durch die Eltern gemacht wird. Oftmals ist es doch im Kindergarten schon so, dass die Eltern sich unterhalten was ihr eigenes Kind besser kann als andere. Das erschreckt mich immer wieder, wenn ich auf Elternabenden bin.

In der Schule geht es dann weiter. Die Kinder sollen ein Instrument lernen, in einen Sportverein gehen und noch viele andere Sachen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Nach der Schule geht der Stress weiter und wo bleibt die Erholung. Das ist ja als wenn man ständig unter Strom steht.

Ich finde das liegt viel an der heutigen Gesellschaft. Es macht den Anschein, man muss dies und das und muss zu den besten gehören. Die waren Werte viel unbeschwert groß werden, einfach nur Kind sein und das machen was man als Kind machen möchte, gehen immer mehr verloren.

Die "Neuen" Medien tragen ihr übriges dazu bei. Die Kinder bekommen so viel Input, wie sollen sie das auf Dauer kompensieren oder verarbeiten?

» timbo007 » Beiträge: 950 » Talkpoints: 1,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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