Kommt die Vorschulbildung in der Kita zu kurz?

vom 28.10.2019, 01:54 Uhr

Im Rahmen der Studie "Starting strong" wurden Erzieher und Kita-Leitungen befragt. Ziel hierbei war es, die Qualitätsentwicklung in der frühkindlichen Bildung zu fördern. In 9 OECD-Ländern wurden 2018 jeweils eine repräsentative Anzahl an Kitakräften befragt. Für Deutschland nahmen rund 2.500 Erzieher sowie gut 500 Kita-Leitungen teil.

Aus dieser internationalen Befragung von Fachkräften in der frühkindlichen Erziehung geht hervor, dass Kita-Erzieherinnen - besonders in Deutschland - die Spiele und Übungen, die den Kindern die schulischen Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens nahe bringen, nicht als Priorität sehen. Besonders wichtig ist ihnen, dass Kinder ein gutes Sozialverhalten entwickeln und sich ausdrücken können.

Die Bildungsexpertin Josefine Koebe vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin erklärt dazu, dass vor Allem sozial-emotionale Kompetenzen wichtig für den späteren Bildungserfolg seien und für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder.

In der Kita meiner Tochter wurde damals die Vorschule auch nur sehr sporadisch abgehalten. Oft vielen die geplanten "Unterrichtseinheiten" sogar ganz aus. Im Endeffekt habe ich letztendlich meine Tochter zu Hause selbst spielerisch an die Buchstaben und Zahlen herangeführt, weil ich sie nicht ganz unvorbereitet in die 1. Klasse schicken wollte. Im Nachhinein gesehen war es eine gute Entscheidung, da offensichtlich andere Kindergärten ihren "Vorschul-Lehrauftrag" ernster genommen haben.

Wie ist oder war das bei euch? Gab es bei euch ein gutes Vorschulprogramm? Haben eure Kinder den ersten Umgang mit Zahlen und Buchstaben tatsächlich in der Kita gelernt, zu Hause oder erst in der Schule?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde Vorschulbildung ist Sache der Eltern. Man kann nicht Kinder in die Welt setzen und dann erwarten, dass sich andere um deren Erziehung und Bildung kümmern. Dann kann man sich auch gleich zwei Meerschweinchen zulegen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke auch, dass man nicht immer alles auf die Kita schieben kann. Zählen beispielsweise kann man doch bei jeder Gelegenheit üben. Wir üben das beispielsweise schon mit unserem Sohn beim Essen, da zählen wir erst wie viel er hat und dann machen wir uns einen Spaß daraus immer einen weniger zu haben und dann nochmal zu zählen. Davon abgesehen hat ein Kind doch auch Interesse daran mal den eigenen Namen schreiben zu können und man kann doch zu Hause eine Menge gemeinsam machen in der Richtung, dem Kindergarten würde ich da auch nur die soziale Komponente zuschreiben, auch wenn gerade kleine Kinder da noch viele andere Sachen lernen.

Bei uns im Kindergarten läuft das eigentlich ganz gut und es gibt richtig gute Angebote für die Großen. Da gibt es dann spezielle Lernstunden und Ausflüge, auch Ausflüge in die Schule mit den zukünftigen Lehrern um ihnen die Angst zu nehmen und es wird auch so gelernt, dass die Kleinen daneben zuschauen können und auch. mitmachen wollen. So hat mein Sohn vor einer Weile angefangen und will Mama schreiben, weil er die Großen beim Schreiben üben beobachtet hat.

Zudem gibt es dann noch Englisch für diejenigen, die das üben wollen in einem speziellen Raum, mit einer CD und mit viel Spaß und Spiel. Dafür wird dann extra jemand abgestellt, der das zu einer festen Zeit macht mit den Kindern die wollen. Das ist für die Vorschulübung keine Pflicht in dem Sinne, aber man kann es eben machen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Als sich meine Tochter vor vielen Jahren im letzten Kindergartenjahr befand, gab es ein sehr gutes Angebot ihrer künftigen Grundschule. Die Kinder hatten die Möglichkeit einmal in der Woche diese Schule zu besuchen und eine Unterrichtsstunde zu absolvieren. Dieser Vorschulunterricht wurde von der künftigen Lehrerin und der zuständigen pädagogischen Hilfskraft abgehalten.

Es wurde ein schöner Hefter angelegt und von den Eltern Material in Form eines Stiftemäppchens samt Inhalt bereit gestellt. Die Kinder freuten sich stets sehr auf diese Vorschulstunde und konnten auch schon nachempfinden, wie das in einigen Monaten für sie ablaufen wird. Das hatte den großen Vorteil, dass sie die Schule und die Lehrerin und sonstiges Personal schon kannten, als der sogenannte Ernst des Lebens begann.

Ich war sehr glücklich über dieses Angebot und machte es immer möglich, dass meine Kind diese tolle Chance stets wahrnehmen konnte. Das alles war freiwillig, wurde aber von allen Eltern unterstützt und wahrgenommen. Weiterhin hat der Kindergarten sehr viel für seine künftigen Schulkinder veranstaltet. Und wir als Eltern, besonders ich, haben unser Kind auch gut auf die Schule vorbereitet.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Nun ja was heißt denn Vorschulauftrag nicht ernst genommen? Es kommt ja darauf, auf was denn nun wirklich Wert gelegt wird. Wenn da jetzt gesagt wird, man solle vor allem auf soziale und emotionale Kompetenzen Wert legen, dann wirst du das nun einmal nur sehr schwer in Formen von Buchstaben und Zahlen messen können, ob der Auftrag erfüllt wurde oder nicht.

Gleichzeitig kann eben ein Kind, was perfekt das ABC kann und bis 1000 zählt, sozial völlig untauglich sein und damit in seinem späteren Leben an viele Grenzen stoßen. Und so ganz verkehrt finde ich den Ansatz jetzt nicht. Ich glaube es ist wesentlich einfacher einem Kind später das ABC und Rechnen beizubringen, als erst irgendwann in der Grundschule damit zu beginnen Sozialkompetenzen zu unterrichten.

Natürlich sollte deswegen jetzt nicht irgendetwas gänzlich vernachlässigt werden. Und den Eindruck hatte ich in unserer Kita eigentlich nie. So kam es mir zwar irgendwie immer so vor, wenn ich mit Kollegen oder Freunden sprach, dass unsere Kita scheinbar nicht so viel mit den Kindern macht und unternimmt. Aber zu Beginn der Grundschule bei meinen beiden großen Kindern, waren sie dann doch schon zur Leistungsspitze zu zählen. Irgendwas muss dann also doch richtig laufen. Aber natürlich machen wir eben auch zu Hause viel mit den Kindern und lassen die immer schreiben, wenn sich die Gelegenheit ergibt oder schnell mal etwas ausrechnen. Aber genau das sind ja auch irgendwo Dinge, die man nicht gänzlich auf die Kita oder die Vorschule auslagern kann.

Ich habe generell sowieso das Gefühl, dass heutzutage viele Eltern ihren eigenen Bildungsauftrag ablegen und das vollständig auf die Kita oder die Schule abwälzen wollen und sich dann wundern, wenn das nicht funktioniert.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Als ich im Kindergarten war, habe ich dort nichts Schulvorbereitendes gemacht. Ich hab da gemalt und gespielt und getobt und ich finde das rückblickend gut so. Warum muss man denn im Kindergarten schon irgendwas für die Schule machen? Es gibt ja auch Kinder, die gar keinen Kindergarten besuchen, sondern die bis zum Schulbeginn zu Hause bei den Eltern bleiben.

In einer Studie habe ich mal gelesen, dass es gar nichts bringt, wenn Kinder schon vor dem Schulbeginn Lesen und Schreiben lernen. Das können die dann zwar schon in der ersten Klasse, wo die anderen Kinder das gerade erst noch lernen. Aber nach dem ersten Schuljahr, wenn die anderen auch Lesen und Schreiben in den Grundzügen gelernt haben, sind diese Vorteile wieder weg und das gleicht sich an.

Daher bin ich dafür, auch weil ich das aus meiner eigenen Kindheit so kenne, dass man die Kinder im Kindergarten mit Bildung in Ruhe lässt und Schreiben, Lesen, Rechnen der späteren Schule überlässt.

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