Erwarten, dass Braut Bräutigam das Make-up vorher zeigt?

Ein Bekannter hat im letzten Jahr geheiratet. Seine Freundin trägt selten Make-up und ihm selbst gefällt Make-up auch nicht besonders. Für die Hochzeit wollte sie aber auf jeden Fall einen Stylisten engagieren. Das hat ihm scheinbar richtig Sorge bereitet.

Er hatte wohl Angst, dass sie im Gegensatz zu sonst total stark geschminkt sein würde und am Hochzeitstag überhaupt nicht wie die Frau aussieht, die er kennt und liebt. Er hat sie dann geben, ihm das Probe-Make-up des Stylisten vorzuführen, damit er dazu auch seine Meinung abgeben kann, er wird sie ja schließlich den ganzen Tag lang damit ansehen.

Ich weiß nicht, ob sie seiner Bitte stattgegeben hat, aber sie war wohl doch etwas gekränkt. Es war zwar nicht das Brautkleid, aber ihr wäre es wohl doch lieber gewesen, wenn er vor der Hochzeit nicht weiß wie sie aussehen wird, wobei sie auch nicht vorhatte, sich völlig unkenntlich schminken zu lassen, eher dezent.

Findet ihr, dass der Bräutigam durchaus das Probe-Make-up vor der Hochzeit sehen sollte? Denkt ihr, dass das vielen Männern wichtig ist oder ist das eher die Ausnahme?

Ich finde es ehrlich gesagt nicht schlimm, wenn man so Sachen wie das Make Up vorher bespricht oder auch zeigt. Man hat ja meistens einen Probetermin zum Schminken und da bietet es sich doch einfach an es dem Partner mal zu zeigen, so habe ich das auch gemacht, wobei mein Mann auch den Rest sehen durfte. Wenn es für sie nicht in Ordnung ist, dann sollte man es aber sein lassen und dann vielleicht nur grob miteinander besprechen, was geht und was nicht. Vertrauen spielt hier sicherlich auch eine Rolle.

Es ist schwierig zu sagen, aber ich finde es nun auch nicht schlimm, dass der Bräutigam das Make-up vorher sehen wollte. Gerade dann, wenn die Frau sich sonst nicht wirklich schminkt, kann ich es mir auch vorstellen, dass es dann auch schnell zu viel ist, wenn man dann einen Stylisten engagiert. Ich denke schon, dass es eine Ausnahme ist, aber ich verstehe ihre Kränkung hier nicht so wirklich, denn ihr zukünftiger Mann wollte ja nur, dass sie auch bei der Hochzeit so aussieht, wie er sie kennt und liebt.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man wegen so einer Kleinigkeit direkt gekränkt sein kann. Entweder ich bin ein gefühlskalter Klotz oder andere Menschen sind viel zu sensibel. Nachvollziehen kann ich das jedenfalls nicht und finde es total übertrieben, wegen so einer Bitte direkt gekränkt zu sein. Leider gibt es Menschen, denen man eh nichts recht machen kann. Die Frau sollte froh sein, dass ihr Partner sich überhaupt für das Make-Up interessiert und das auch offen zeigt und ihm keinen Strick draus drehen.

Ich durfte vom Braut-Styling meiner Frau damals vorher nix sehen, weder Kleid, noch Frisur oder Make-up. Sorge hatte ich da Null, dass plötzlich jemand vor mir steht, der gar nicht so aussieht wie sonst, ich habe auch eher wenig Sinn für feine Unterschiede was Make-up betrifft. Ich weiß, dass mir diese stark angemalten Augenbrauen und Wimpern, bei denen ein ganzer Strang auf einmal getuscht wurde, nicht gefallen, ansonsten schenke ich Make-up selten einen zweiten Blick.

Soweit ich das beurteilen kann, hat meine Frau ein gutes Händchen für Make-up und ihren eigenen Stil. Sie hatte zuvor zumindest mal gesagt, dass ihr Braut-Make-up zwar toll, aber nicht fremd ausfallen sollte und hat wohl auch mehrere Stylings mit ihrer Stylisten probiert. Ich wäre nicht im Traum darauf gekommen, von ihr vor der Hochzeit zu erwarten, dass sie es mir zeigt. Ich mag Überraschungen.

Ich bin wohl auch ein gefühlskalter Klotz. Wenn das Make-up schon derartige Dramen auslöst, weil mein Zukünftiger sich Sorgen macht, mich am Altar/Schreibtisch des Standesamts nicht wiederzuerkennen, würde ich mir die ganze Heiraterei noch mal überlegen. "Oh mein Gott, sie trägt Lippenstift in Malve, nicht in Burgunder - ist das noch die Frau, die ich kenne und liebe?!" Gut, wenn man keine größeren Sorgen hat. Ich kenne zudem auch etliche klassisch erzogene Männer, die von Make-up derart wenig Ahnung haben, dass sie den "Natural Look" gar nicht als geschminkt erkennen und glauben, Frauen haben von Natur aus abgedeckte Pickel, geformte Augenbrauen und so ein bisschen dunkles Zeug um die Augen. Die sollten sich da wahrhaftig nicht einmischen.

Ich möchte bei meiner Hochzeit natürlich auch nicht aussehen wie vom Heuwagen geplumpst und notdürftig aufgefrischt. Wahrscheinlich werde ich mich also auch etwas zurechtmachen lassen, damit ich auf den Fotos nicht so ausgewaschen aussehe, wie es ungeschminkt bei mir der Fall ist.

Aber ich wäre schon gekränkt, wenn mein Zukünftiger mir nicht genügend Hirn und Geschmack zutrauen würde, dass ich ein gelungenes Braut-Make-up aussuchen und mir aufpinseln lassen würde. Ich bin auch kein zwanzigjähriges Jüngferchen mehr und traue mir durchaus zu, auch der stylischsten Stylistin zu vermitteln, dass ich den "ungeschminkt, aber nicht tot"-Look möchte und sonst nichts.

Hier kommt noch so ein gefühlskalter Klotz. Ich käme nicht auf die Idee einen Partner langfristig an mich zu binden, der mir nicht zutraut, eine vernünftige Wahl zu treffen. Und dann kommen da gleich noch ein paar Punkte. Was möchte ich mit einem Partner, der glaubt, dass ich keinen Geschmack in seinem Sinne beweise und erwartet, dass ich zuerst einmal seine Wünsche erfülle? Dem offensichtlich wichtiger ist, dass er sich wohlfühlt, obwohl man die bunte Spachtelmasse am Abend abwäscht?

Was passiert, wenn ich in langen Ehejahren meinen Stil ändere? Dicker werde oder, ob Graus, schlichtweg älter? Ich meine, da geht es dann um dauerhafte Veränderungen und nicht nur einen Tag. Muss ich jede Änderung vermeiden, ständig zum Sport rennen und den Schönheitschirurgen besuchen, weil er sonst unglücklich wird?