Jugend kann nicht kochen - Ist das wirklich so?

vom 13.10.2019, 11:23 Uhr

Verkocht, verbrannt und zum Großen teil ungenießbar... Chefkoch Achim Müller hat eine These: "Die Jugend kann nicht kochen". Dies hat er in seiner Sendung schon oft genug bestätigt bekommen. Viele dieser Jugendlichen - die dort gezeigt werden - kennen sich nicht einmal bei der Auswahl der korrekten Lebensmittel aus. Wenn es dann an die Töpfe und Pfannen geht, dann wird oft blind (ohne Wissen) drauf los gekocht. Es kommt dann natürlich nur selten das raus, was rauskommen soll.

Die Unwissenheit der Jugend erschreckt mich schon etwas. Werden hier die besonders "schwierigen" Fälle dargestellt oder repräsentieren diese Jugendlichen wirklich den Ist-Zustand des realen Lebens? Können Jugendliche in eurem Umfeld auch nicht kochen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was für ein Haufen gequirlter Bullshit! Ich habe schon lange keine Geduld mehr damit, wenn ständig auf die "heutige Jugend" eingedroschen wird. Ich meine, was will das Publikum im Deppen-TV denn sehen? Tiefenentspannte junge Menschen, die ohne Drama und Trara lecker Apfelpfannkuchen zubereiten und nett arrangiert servieren? Doch eher nicht. Muss ich das wirklich schon wieder erklären, dass das Fernsehen nicht die Aufgabe hat, die Realität abzubilden?

Und ganz davon abgesehen halte ich es auch für verlogen, so zu tun, als hätte die ältere Generation brav jeden Sonntag den Braten mit Beilagen serviert oder schon im Grundschulalter der Oma beim Formen von Kartoffelklößen geholfen. Ich könnte mittlerweile auch schon Teenager daheim haben, und in meiner "Jugend" konnten auch nur diejenigen meiner Freunde und Bekannten kochen, die entweder Spaß daran hatten oder mussten.

Aber viele Jugendliche von anno dazumal haben sich ebenso Fast Food ins Gesicht gestopft oder (wie ich) sich von Mama und Oma bekochen lassen und erst mit jenseits der 20 mal einen Kochlöffel geschwungen, als es partout nicht mehr anders ging. Ich kenne auch Leute, die erst kochen gelernt haben, als sie Kinder hatten und diese gesünder ernähren wollten als sich selber. Und Erwachsene um die 40, die die Fast Food-Phase nie hinter sich gelassen haben.

Wieso sollten sich die heutigen Jugendlichen bei derlei Vorbildern so viel besser anstellen als ihre Altvorderen damals? Kochen liegt zudem nicht in den Genen, sondern muss auch gelernt werden, und ich finde es billig, sich darüber zu erregen, dass sich Leute bei etwas blöd anstellen, mit dem sie keine Erfahrungen haben.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich schaue bis auf "Das perfekte Dinner" keine Sendungen des Privatfernsehens an. Wenn ich im Büro allerdings allein mein Mittagessen zu mir nehme, schaue ich mir auf YouTube allerlei übers Kochen und Essen an. Und irgendwann wurde mir auch die Sendung "Jugend kann nicht kochen" empfohlen. Und so schaute ich mir halt eine Sendung "Jugend kann nicht kochen" vom lahmen Anfang bis zum bitteren Ende an. Und ich nahm es hin, als das was es war, Fernsehunterhaltung halt.

Das auf die Realität umzumünzen käme für mich nie in Frage. Ich habe mir ein Bild gemacht und mehr von diesem Format brauche ich nicht. Mir diese Sendung daheim in meiner kostbaren Freizeit anzuschauen, käme für mich allerdings niemals in Frage. Wie schon erwähnt schaue ich sowieso nur eine einzige Sendung des Privatfernsehens. Und die halt auch nur, weil ich sie mit anderen Menschen zusammen im Internet auswerte.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wann konnte "die Jugend" denn bitte kochen? Wenn die Jugend "in der guten alten Zeit" früh flächendeckend im Haushalt hätte helfen müssen, dann hätte die SS -Verlobte im Dritten Reich wohl kaum in der Bräuteschule Kochen, Putzen, Wäschepflege, Betten beziehen oder Säuglingspflege üben müssen, um eine Heiratserlaubnis zu bekommen.

Und warum gab es dann nach dem Krieg Jahrzehnte lang weiter Hauswirtschaftsschulen, wo die weibliche Jugend weiter diese Fähigkeiten der perfekten Hausfrau trainierten? Die männliche Jugend war außen vor und konnte bestimmt nicht kochen, wenn nicht zufällig Interesse bestanden hat. Was ja auch deutlich unser Nachkriegskoch Clemens Wilmenrod zeigt, der erst seine Kochsendung erfand und danach erste Grundbegriffe erlernte. :lol:

Ich bin glücklicherweise den nationalsozialistischen und nachfolgenden Bräuteschulen generationsmäßig entkommen und habe, genau wie der ganze Bekanntenkreis, kochen gelernt, als es sein musste. Ich kenne nur die vermeintlich unbegabte Tochter von Nachbarn, die angeblich nur zum Heiraten taugte und deshalb daheim durch die Hauswirtschaftshölle ging. Das hat sie definitiv geprägt. Mit fast 50 Jahren ist sie Dauersingle und hat sich vom Hauptschulabschluss zur Finanzwirtin hochgearbeitet. :D

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kenne diesen Koch nicht und weiß nicht, was er für eine Sendung hat, aber natürlich wäre es langweilig Jugendliche zu zeigen, die etwas Essbares produzieren. Und genauso langweilig wäre es wenn man die Jugendlichen mit Rezepten konfrontiert, bei denen man wenig falsch machen kann. Da wird bestimmt niemand gefüllte Paprika mit Reis kochen müssen sondern eher so etwas wie Semmelknödel, die selbst Leuten, die Erfahrung haben, beim ersten Probeknödel schon mal auseinander fallen können.

Als Kochanfänger hat man natürlich keine Erfahrung und keine Routine, also muss man sich die Informationen suchen. Und das kann doch gerade "die Jugend" wesentlich besser als frühere Generationen. Man findet im Netz nicht nur Rezepte sondern auch Videotutorials von "wie koche ich Spaghetti" bis "wie schneidet man Zwiebeln richtig".

Die Frage ist auch, warum man überhaupt davon ausgeht, dass Jugendliche schon eine gewisse Routine beim Kochen haben könnten. In der Regel kochen die Eltern und die Schulkantine und in ihrer Freizeit haben die meisten Jugendlichen andere Interessen als in der Küche zu stehen und herauszufinden was die richtige Konsistenz für Semmelknödel ist. Das ist doch völlig normal. War bei dem Chefkoch bestimmt auch nicht anders.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde die Formulierung "nicht kochen können" meistens viel zu schwammig. Sicherlich werden die meisten Menschen nicht wie Gordon Ramsay kochen, aber jeder kann sich Nudeln mit Tomatensoße, Rühr- oder Spiegelei, Reis mit Bohnen oder ähnliche Rezepte kochen, so dass auch keine besonders nennenswerten Kochkenntnisse nötig sind.

Mit einer Anleitung wird jeder auch einen Bauerntopf, Chili con Carne oder eine Kartoffelsuppe mit Würstchen zaubern können. So etwas darf einfach länger im Kochtopf stehen und man kann davon tagelang essen. Als Beilage reicht oftmals ein Brötchen oder ein paar Scheiben Brot, wovon auch jeder satt wird, da es eben eine vollwertige Mahlzeit ist.

Es mag natürlich Leute geben, die kein Bock zum Kochen haben, weil es eben viele schnelle und leckere Alternativen gibt, bei denen man im Anschluss auch kein Geschirr spülen muss. Das hat aber nichts mit fehlenden Fähigkeiten und Wissen zum Thema "Kochen auf Studenten- und Hausfrauenniveau" zu tun.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bei dieser Jugend die dort gezeigt wird handelt es sich meiner Meinung nach auch meist schon um junge Erwachsene zwischen 18-27 Jahre. Viele sind schon Studenten und aus dem "Hotel Mama" raus. Es geht geht dort natürlich nicht um einfache Nudeln mit Tomatensauce. Es geht meistens um "klassische" deutsche Küche wie Käsespätzle, Hühnerfrikassee, Zwiebelkuchen, Kartoffelpuffer, Königsberger Klopse,... .

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Jugend keine kompletten Rezepte im Kopf hat. Aber ich persönlich finde, dass diese jungen Menschen da schon als "sehr unwissend" dargestellt werden. Als Beispiel machen sie jede Menge Zucker in einen eigentlich herzhaften Zwiebelkuchen, wissen nicht welches Fleisch man für Hühnerfrikassee nimmt oder wie Blumenkohl frisch aussieht usw.. Mag sein, dass ich und auch meine Tochter da anders erzogen wurden, aber eine gewisses Grundwissen in Lebensmittelkunde haben wir doch mit 20 schon erfahren.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Erstmal vorneweg: Solche Unterhaltungsshows überspitzen ihre Darstellungen doch immer, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen und den Zuschauern Drama, Spaß und Sensation zu bieten. Die Menschen, die also in derartigen Pseudo-Dokus gezeigt werden, sind kaum repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung und stellen eher Karikaturen von ein paar Extremen dar.

Zum anderen tue ich mich mit der Weitschweifigkeit einer Aussage wie „Die Jugend heutzutage kann nicht kochen“ in vielerlei Hinsicht schwer. Wie definiert man zunächst einmal das Altersspektrum der „Jugend“? Welchen Maßstab setzt man, was die Küchenfertigkeiten anbelangt, und mit welcher Generation wird die heutige denn verglichen? Ich finde, dass man eine so große Gruppe an Individuen wie „alle Jugendlichen Deutschlands“ gar nicht über einen Kamm scheren kann, zumal es außerdem um eine völlig subjektive Zielvariable handelt.

Natürlich wird ein 13-Jähriger, der bei einer alleinerziehenden Mutter mit Teilzeitjob aufwächst und sich mittags völlig selbstständig versorgen muss, höchstwahrscheinlich mehr Kochkünste besitzen als ein fast 18-jähriges Mädchen aus einem gut situierten Elternhaus, wo die Mutter es sich leisten kann, zuhause zu bleiben und das Kind zu verwöhnen. Aber es wird sowohl für den einen als auch für den anderen Pol genug Beispiele geben.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich kenne diese Sendung gar nicht und habe sie noch nie gesehen. Ich denke aber auch, dass es langweilig wäre und dem Konzept widersprechen würde, wenn da Jugendliche gezeigt werden würden, die kochen können. Immerhin heißt die Sendung ja anders und da ist es ja klar, dass Jugendliche gezeigt werden, die es eben nicht können.

Das muss man ja aber nicht direkt auf das reale Leben projizieren. Es gibt doch auch genügend Erwachsene, die nicht kochen können. Außerdem hat das auch nicht mit der "heutigen Generation" zu tun. Mag sein, dass die Mädels früher früher kochen konnten. Allerdings konnten Jungs und Männer damals eben meistens gar nicht kochen, da das Frauensache war. Und von gesunder Ernährung wollte früher auch niemand etwas wissen. Damit setzt man sich ja auch erst seit kurzem richtig auseinander.

Ich halte es also für schwachsinnig, das so zu verallgemeinern. Es gibt eben immer Jugendliche, die nicht kochen können oder wollen und welche, bei denen das anders ist. Das wird immer so bleiben und ist auch gut so. Das ist ja nichts, was man zwangsläufig und um jeden Preis können muss und auch nichts, was man nicht jederzeit ändern könnte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich liebe diese Sendung und kringel mich da immer vor lachen, was die Jugend da so produziert. Und ich denke, dass das alles echt ist und die sich nicht nur so blöd anstellen. Aber was will man auch groß erwarten, wenn einige nur im Hotel Mama wohnen und sich bekochen lassen, während andere nur den Lieferdienst kennen?

Und zur Frage, ob das wirklich echt sein kann, vielleicht eine Anekdote eines meiner Mitstudenten. Jan war gerade 19 und zum Studium gezwungenermaßen von zu Hause ausgezogen. Zu Hause war er von vorne bis hinten verhätschelt worden. Er erzählte dann, dass er ja nun auch für sich kochen müsste. Die ersten Tage hatte er immer Spiegelei gemacht, das einzige, was er konnte. Dann wollte er mal etwas anderes und entschied sich für Rührei.

Er schlug die Eier in die Pfanne - und war baff erstaunt, dass es wieder Spiegelei wurde! Er hat dann noch ein bisschen in der Pfanne gerührt, aber richtiges Rührei sei es nicht geworden. Wir haben Tränen gelacht und ihn dann gefragt, was er meint, warum es denn Rührei heiße. Und wenn er alles genauso wie bei einem Spiegelei mache, dann komme natürlich auch wieder Spiegelei als Ergebnis heraus.

Seitdem halte ich in Bezug auf Kochen fast alles für möglich. Mein Bruder ist auch nicht viel besser. Und selbst in Kochshows werden von den Kandidaten immer wieder Fehler gemacht, die sonst nur absoluten Anfängern unterlaufen.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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