Wirklich niemals einfach faul sein?

vom 18.06.2018, 09:15 Uhr

Ein Bekannter ist der Ansicht, dass es egal wäre, was man tun oder arbeiten würde, so lange man eben nicht faul wäre. Er meint, dass Faulheit sehr negativ wäre und er sich nicht erlauben würde, einfach mal nur faul zu sein.

Ich denke, dass es auch darauf ankommt, was man eben als faul sein definiert. Für Manche mag Faulheit schon sein, wenn sie nur etwas Gartenarbeit betreiben oder eben mit einem Buch gemütlich auf dem Balkon sitzen. Aber es ist ja nicht so, als würde man dann eben gar nicht tun. Für mich ist es nicht so recht vorstellbar, dass jemand nie mal etwas faul ist und vielleicht eben nicht dauerhaft etwas zu tun hat. Aber es kommt sicherlich drauf an, was für einen schon faul ist.

Seid ihr niemals einfach mal faul? Findet ihr es auch wichtig, dass man immer irgendwas tut, egal um was es sich dabei handelt? Was ist für euch Faulheit? Zählt es für euch dazu, am Strand zu liegen oder ein Buch auf dem Balkon zu lesen? Findet ihr faul sein, als eher negativ belastet? Braucht es ein Mensch nicht auch, durchaus mal etwas faul zu sein?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich definiere "Faulheit" so, dass man genug (mehr oder weniger wichtige) Sachen zu tun hätte, aber sich nicht dazu aufrafft, das auch zu tun. Die Gründe für diese Handlungsdemotivation können total unterschiedlich sein.

Für mich ist das keine Faulheit, wenn ich zum Beispiel ein Buch lese, weil der Inhalt in der nächsten Deutschstunde dran kommt oder man daraus für seine Thesis zitieren muss. Das mögen manche Menschen aber anders sehen. Für mich ist es auch keine Faulheit, wenn man sehr gerne den Boden wischen würde, aber das Bein gebrochen ist und man sich nicht bewegen kann oder man vom Arzt Bettruhe verordnet bekommen hat. Ich definiere Faulheit so, dass man körperlich schon dazu in der Lage wäre, etwas (Nützliches) zu tun, aber man tut es nicht.

Es gibt Zeiten, da bin ich durchaus faul, das gebe ich zu. Man kann nicht nonstop auf Achse sein und immer produktiv sein, dann brennt man aus. Man braucht auch mal "faule" Phasen, wo man nichts tut, um die Akkus aufzuladen. So geht es mir immer nach sehr arbeitsintensiven Phasen, dass ich mich dann zu Hause zu nichts aufraffen kann, aber das sind nur Phasen. Nach spätestens zwei Tagen ist das eh erledigt und ich starte wieder durch als wäre nie was gewesen.

Es kommt auch schon vor, dass ich zu faul bin aufwendig zu kochen und dann lieber was zu Essen hole oder eine Pizza in den Ofen schiebe. Aber auch davon geht die Welt nicht unter. Man kann nicht immer Topleistung erbringen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Es gibt Zeiten, da bin ich durchaus faul, das gebe ich zu. Man kann nicht nonstop auf Achse sein und immer produktiv sein, dann brennt man aus. Man braucht auch mal "faule" Phasen, wo man nichts tut, um die Akkus aufzuladen.

Das sehe ich ebenfalls so. Mein Bekannter meint aber, dass man nie faul sein dürfte. Das wäre einfach eine schlechte Einstellung oder Angewohnheit. Ich denke aber auch, dass jeder mal etwas faul ist, weil man ansonsten irgendwann sicherlich zusammenklappt und dem Stress nicht mehr standhält. Ich glaube meinem Bekannten da auch nicht, dass er nicht wirklich mal faul ist. Faul sein, kann man doch auch abends vor dem Fernseher und dort sitzt er dann oft genug.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich würde auch sagen, dass es erst einmal darauf ankommt, wie man es definiert, dass man faul ist. Für mich ist es durchaus so, dass ich mich dann faul fühle, wenn ich nur mit einem Buch auf dem Balkon sitze, weil ich in der Zeit ja auch durchaus vielleicht etwas produktiveres machen könnte. Aber trotzdem würde ich nicht sagen, dass es grundsätzlich etwas negatives ist, wenn man faul ist. Ich sehe es auch so, dass man das mal zwischendurch braucht, damit man eben auch mal abschalten kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich finde es auch sehr schwer, das zu definieren, würde aber auch sagen, dass Faulheit nur dann auch wirklich Faulheit ist, wenn man eigentlich genug anderes zu tun hat, allerdings einfach keine Lust hat, irgendetwas zu machen und stattdessen nur auf dem Sofa herumlungert und Fernsehen schaut. Das würde ich dann tatsächlich auch als negativ ansehen, da es natürlich blöd ist, wenn man natürlich genug zu tun hat, die Zeit womöglich drängt, man sich aber einfach nicht dazu motivieren kann, etwas zu tun.

Es kann ja aber sein, dass eine Person mehrere Wochen am Stück eine 80 Stunden Woche hatte, extrem wichtige Projekte leisten musste und sich danach den Luxus gönnt, sich ein paar Tage frei zu nehmen, nur den Haushalt zu machen und Bücher zu lesen und Sport. Das hat für mich wiederum einfach nichts mit Faulheit zu tun, auch wenn das Pensum natürlich ein ganz anderes ist.

Ich würde mich grundsätzlich absolut nicht als faul bezeichnen, sondern viel eher als Workaholic. Ich gebe aber gerne zu, dass auch ich mal faule Zeiten habe, in denen ich mich nicht wirklich motivieren kann. Aber so etwas gehört doch auch zum Leben dazu und solange man seinen Haushalt aus Faulheit nicht verwahrlosen lässt und die Arbeit schwänzt, ist das doch auch in Ordnung.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich dachte auch viele Jahre lang, faul zu sein sei etwas Schlimmes, wofür man sich schämen müsse. Aber irgendwann habe ich mich gefragt, woher diese Auffassung denn kommt, und bin auf eine Mischung aus preußischen Tugenden und den Anforderungen des modernen Kapitalismus gestoßen, die mir zu denken gegeben hat. Natürlich ist die breite Masse sowohl nützlicher als auch leichter zu lenken, wenn man ihr vorgibt, man müsse immer beschäftigt sein und entweder arbeiten oder konsumieren, damit die Wirtschaft gut läuft und die Oberschicht den Profit aus dem emsigen Wirbeln der Mehrheit abschöpfen kann. Aber will ich das wirklich?

Und seitdem bin ich tatsächlich erheblich "fauler" geworden und schäme mich auch nicht dafür. Ich mache meinen Job gut genug, um keinen Ärger zu bekommen und meinen Haushalt gut genug, um mich daheim wohlzufühlen. Außerdem gibt es ja immer etwas zu tun, sodass ich mir wohl erst eine Krankheit zulegen müsste, um endlich auf dem Sofa liegen zu "dürfen", obwohl der Balkon nicht gewischt ist und die Pfandflaschen herumstehen. Ich nehme mir einfach die Freiheit, auch ohne eine Entschuldigung vom Arzt mal fünfe gerade sein zu lassen.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Irgendwas tue ich eigentlich immer. Wenn ich ein Buch lese lese ich ein Buch und liege nicht im Koma. Und schlafen ist bekanntlich wichtig um die Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, also hat das auch nichts mit Faulheit zu tun.

Ich würde es auch nicht als Faulheit bezeichnen wenn ich zum Beispiel keine Lust habe irgendwelche langweiligen Hausarbeiten zu erledigen und statt dessen lieber etwas unternehme weil das Wetter so schön ist. Freizeitaktivitäten erfüllen doch einen wichtigen Zweck und ohne wirkliche Freizeit, in der man auch mal nichts produktives tut, würde man früher oder später an Burnout leiden.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich kann durchaus auch mal faul sein. Natürlich gibt es Dinge, die erledigt werden müssen, aber es gibt auch Zeiten, in denen ich einfach nur abschalten möchte und nichts tun will. Für mich bedeutet Faulheit nicht unbedingt, dass ich gar nichts tue, sondern eher dass ich mich auf etwas beschränke, das ich gerne tue und was mir Entspannung bringt. Zum Beispiel ein Buch lesen oder einen Film schauen.

Ich denke, dass es wichtig ist, dass man sich auch mal Zeit zum Faulenzen nimmt, um sich zu erholen und zu regenerieren. Wenn man immer nur arbeitet und keine Zeit für sich selbst hat, kann das auf Dauer sehr belastend sein und sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Natürlich sollte man darauf achten, dass man nicht zu viel Zeit mit Faulsein verbringt und wichtige Aufgaben vernachlässigt. Aber ab und zu mal die Seele baumeln zu lassen, tut gut und ist meiner Meinung nach auch wichtig.

Für mich ist Faulheit nicht unbedingt negativ belastet, sondern kommt auf den Kontext an. Wenn ich zum Beispiel wichtige Dinge zu erledigen habe und mich stattdessen einfach nur hinlege und nichts tue, dann würde ich das definitiv als negativ empfinden. Aber wenn ich einfach mal Zeit für mich brauche und mich entspanne, dann ist das für mich okay.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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