Habt Ihr schon einmal eine Herausnahme eines Kindes erlebt?

vom 21.09.2014, 07:25 Uhr

Scheinbar werden immer mehr Kinder und Jugendliche aus Familien herausgenommen. Ob es sich um eine kurzfristige Herausnahme handelt, oder um eine langfristige Fremdunterbringung bei einer Pflegefamilie, in einer Wohngruppe oder sonstiges, ist erst einmal egal.

Was mich interessiert, ist, ob Ihr vielleicht schon einmal eine Herausnahme eines Kindes oder eines Jugendlichen aus der Familie mit erlebt habt, zum Beispiel als Nachbar. Wie ist es abgelaufen? Wie sind die Eltern damit umgegangen? Wurde das Kind oder der Jugendliche später wieder zur Familie zurückgeführt?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich habe das bei einer Freundin erlebt. Ihre Mutter war und ist immer noch eine Vollkatastrophe. Sie ist irgendwie in einer ganz blumigen Vergangenheit hängen geblieben, hat überzogene Idealvorstellungen und ihrer Tochter immer nur geschadet. Wir haben die Tochter dann irgendwann so weit gehabt, dass sie ins Heim gehen wollte.

Mit Absprache mit dem Jugendamt hat sie ein Teil der Sachen gepackt und ist als die Mutter arbeiten war einfach gegangen. Die Mutter bekam dies wohl erst mit als ihre Tochter nicht wiederkam. Das Jugendamt hat sich dann auch noch bei ihr gemeldet und die restlichen Sachen dann einige Tage später geholt. Die Mutter hatte einen Riesen Aufstand gemacht, ist wild durch die Gegend gelaufen und wollte uns, ihren Mitschülern nur Vorwürfe machen und ist uns verbal hart angegangen. Verständlich, aber dann hätte sie anders sein müssen zu ihrer Tochter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe so einen Fall noch nie mitbekommen, was ich auch gut finde. Ich stelle mir das für die Beteiligten alles andere als leicht vor, egal ob die Herausnahme gerechtfertigt war oder eben nicht. Das ist ein Erlebnis, was man definitiv verarbeiten muss und was ja nicht jeden Tag vorkommt. Vieles wird leider als viel zu selbstverständlich wahrgenommen und dann ist das Geschrei groß, wenn es dann doch nicht so selbstverständlich ist wie angenommen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich war vor einigen Jahren dabei, als man die Kinder der Sekte "Zwölf Stämme" holte. Zufällig hatte ich an dem Tag Krabbelgruppe mit meinem Sohn im Gebäude nebenan. Die komplette Wand bestand quasi nur aus Glas und wir hatten somit Plätze in der ersten Reihe, alles spielte sich direkt vor uns ab. Ich war zutiefst erschrocken, als es losging. Mehrere Polizeiautos und auch Zivilfahrzeuge fuhren plötzlich auf den Parkplatz. Es war eine richtige Razzia und ich hatte Angst es könnte eskalieren und wir sind mittendrin.

Wir konnten das Gebäude jedoch nicht mehr verlassen, die Fahrzeuge blockierten alles, auch unsere geparkten Autos. Wir wussten damals nichts von Gewalttätigkeiten, uns war nur bekannt, dass sie eben sehr zurückgezogen lebten, dem weltlichen größtenteils entsagten und in komischen Klamotten herumliefen. Wir wussten aber auch, dass die Kinder nicht in die Schule gingen, worüber sich einige von uns damals auch besorgt zeigten. Daher war uns dann schon klar was vorgeht, aber es war trotzdem hart mitanzusehen.

Die Kinder wurden einzeln aus dem Gebäude geführt und jeweils einer anderen Person zugeteilt. Alles lief unglaublich ruhig aber, es war unheimlich. Die Kinder waren teilnahmslos, schauten vielleicht mal fragend, gingen aber mit. Von den Eltern sah man nur ein einziges Paar, das ebenfalls teilnahmslos zusah. Wir sahen keine Verabschiedungsszenen, es gab kein Geschrei, keiner weinte. Als die Krabbel Stunde vorbei war, waren auch die Polizeiautos weg und nichts schien, als seien hier gerade mehrere Eltern von ihren geliebten Kindern getrennt worden.

Nur vereinzelt standen einige andere Bürger in der Gegend rum und waren schockiert, weil nun klar war, das hier mit den Kindern wohl etwas Schlimmes passiert war. Ich war den ganzen Tag zu nichts zu gebrauchen und klammerte mich an meinen Sohn. Als frisch gebackene Mutter geht einem das tierisch ans Herz. Am meisten hat mich die Gefühlskälte der ganzen Szene geschockt, das war für mich völlig unverständlich. Würde man versuchen mir mein Kind wegzunehmen, ich wäre am Boden zerstört. Ob die Kinder letztendlich wieder zu ihren Eltern zurück mussten, weiß ich leider nicht. Kurz nach dem ersten Urteil machte sich der ganze Clan auf nach Tschechien.

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» Pikalina » Beiträge: 790 » Talkpoints: 6,08 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe so eine Herausnahme bisher noch nie persönlich miterleben müssen. Und darüber bin ich auch mehr als glücklich. Ich stelle mir diese Situation wirklich schrecklich vor. Nicht nur für die Eltern und das Kind um das es sich handelt, sondern für alle beteiligten. Denn auch wenn Sie oft von vielen sehr abschätzig behandelt werden ist es sicherlich auch für die Mitarbeiter des Jugendamts nicht leicht so eine Maßnahme durchführen bzw. anordnen zu müssen.

Ich glaube das viele Kinder tatsächlich wieder zu ihren Eltern zurück dürfen, ob das aber immer so gut ist wage ich zu bezweifeln. Wenn sich Eltern schon vorher so wenig um das Kind gekümmert haben sodass es Ihnen sogar weggenommen werden musste, glaube ich einfach nicht das diese Eltern verantwortungsbewusst genug sind sich zu ändern um sich nach der Maßnahme gut um das Kind zu kümmern. Klar mag es Ausnahmen geben. Aber meistens gibt es einen guten Grund warum die Kinder ihren Eltern genommen werden. Mir tun diese Kinder einfach nur unendlich Leid. Sie haben weder daheim noch in einem Heim ein schönes Leben.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Häufiger als mir lieb ist. Auch aus beruflichen Gründen schon häufiger. Doch in allen Fällen stehe ich da auch komplett hinter und muss sogar noch schlimmerweise sagen, traurig dass Jugendämter so lange dafür brauchen.

Beispiel 1: Stiefvater verprügelt regelmäßig Mama. Kinder schreien, Polizei kommt und Jugendamt kam auch schon. Immer wieder neue Chancen bekommen. Jetzt vor wenigen Wochen dann erneut der Hilferuf, wo die Mama des bereits 3-jährigen Kindes die Polizei gerufen hat, weil Stiefvater des Kindes sie wieder geschlagen hat. Dieses mal kam am nächsten Tag dann endlich das Jugendamt, nahm das Kind weg. Das ging aber schon einige Jahre zuvor so, denn zwei weitere Kinder der Dame sind ja auch aufgrund des Verhaltens dort schon in Obhut.

Anderes Beispiel: Jugendamt bekommt einen Anruf von der Lehrerin, dass der Junge ein blaues Auge hat. Der erste Verdacht, der allein erziehende Vater, aber der Sohn sagt etwas ganz anderes. Er wirkt auch auf die Jugendamtmitarbeiter nicht ängstlich gar nichts. Alleinerziehend und Witwer ist der Papa erst seit Kurzem. Nimmt soweit jede Hilfe von den Ämtern an, fragt nach, schickt die Kinder auf Klassenfahrt, gewaschen etc zur Schule. Nichts wirkt gefährlich, aber die Aussage der Lehrerin hieß, der schlägt das Kind, blaues Auge und Nachweise? Keine gesehen, aber alle Kinder sind jetzt weg und das seit geraumer Zeit und er kriegt sie trotz gutes Gerichtsurteil derzeit noch immer nicht wieder.

Es gibt bei einigen solche Seiten und bei anderen solchen Seiten. Ich weiß aus Erfahrung auch, wie überfordert die Jugendämter sind, wie hoch die Hürden sind, aber es passiert auch oftmals nichts, wo was passieren soll und wo nichts passieren kann, weil die Faktenlage unsachgemäß wankt, passiert mehr, als erst einmal sollte.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das schrecklichste was ich einmal erleben musste, in fünfzehn Jahren Jugendamt, war als einer Mutter fast nach der Geburt das Kind weg genommen wurde. Alle anderen Kinder, und das waren viele, waren bereits in der Obhut des Jugendamtes. In solchen Situationen ist es üblich, dass die Sozialarbeiterin in Begleitung der Polizei auftritt und die Mutter bittet, das Kind auszuhändigen.

Die Polizisten sind zur Überwachung der Situation vor Ort und zum Schutz der Amtsperson anwesend. Berühren darf das Kind aber nur die Sozialarbeiterin. Die Sozialarbeiterin bekam das Kind nur leicht bekleidet in die Hände. Es war aber Winter. Die Mutter hatte keine warme Babybekleidung daheim oder wollte sie nicht herausgeben. Nicht einmal zum Schutz des kleinen unschuldigen Wesens wollte sie warme Sachen hergeben. Welch ein Drama!

Die Sozialarbeiterin zog darauf hin ihre Jacke aus und packte den Säugling darin warm ein. Dann brachte sie das Kind in eine Pflegefamilie. Alles schien den Umständen nach nun in Ordnung zu sein. Doch plötzlich nach einigen Stunden erschien die Mutter schreiend und tobend im Amt und griff spontan den Amtsleiter an, kratzte, schlug und biss ihn. Es war einfach nur schrecklich.

Irgendwie kam der Mann dann von der wilden Furie los und die Frau verschwand endlich. Aber alle Kollegen waren dermaßen geschockt und betroffen, dass niemand mehr an diesem Tag sprach. Es war totenstill auf den Fluren, niemand verließ mehr sein Zimmer. Das war das schlimmste, was ich bisher in meiner gesamten Zeit im Jugendamt erleben musste.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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