Dem Partner seine Liebe nur vorspielen?

Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen, in welchem ein Mädel nach einigem Hin und Her mit einem jungen Mann zusammenkommt. Die Beziehung funktioniert gut, wobei das Mädel dann irgendwann zufällig herausfindet, dass ihr Partner nur aufgrund einer Wette mit ihr zusammengekommen ist und nicht, weil er wirkliches Interesse an ihr hatte. Es ging lediglich darum, sie zu entjungfern.

Letztendlich gestand der junge Mann dann auch, dass er ihr anfangs tatsächlich seine Liebe nur vorgespielt hatte, um die Wette zu gewinnen. Im Laufe der Zeit hatte er sich aber wirklich in sie verliebt. Genau aus diesem Grund sind die beiden dann auch zusammen geblieben. Habt ihr schon einmal jemandem eure Liebe nur vorgespielt oder hat das jemand mit euch gemacht? Wärt ihr dazu in der Lage?

Dazu in der Lage wäre ich sicherlich, wenn der andere nicht total widerlich ist. Wenn man jemanden nett findet, kann man doch sicherlich körperliche Nähe ertragen und Gefühle vorspielen. Die Frage ist, warum man das tun sollte. Eine Wette ist ein ziemlich grausamer Grund. Aber es gibt ja viele Situationen in Ländern, in denen Frauen weniger Rechte haben, in denen es notwendig sein kann, einen Mann zu akzeptieren, den man nicht liebt.

Mein Bruder hat eine Kambodschanerin geheiratet, der ich es auch nicht abnehme, dass sie sich auf den ersten Blick in ihn verliebt hat. Aber beide haben von Anfang an von Liebe gesprochen. Ich kann es aber verstehen. Er war ihr Ticket, um da raus zu kommen. Sie war für ihn sein Ticket, doch noch eine Familie zu bekommen. Aber ich denke, er hat sich auch selber belogen, während sie wirklich Gefühle vorgespielt hat. Aber wie gesagt, ich kann´s verstehen. Ich hätte es womöglich genauso gemacht.

Aber grundsätzlich bringt es natürlich gar nichts, eine Beziehung einzugehen, wenn die Gefühle nicht da sind. Da kann man ja nur unglücklich mit werden, weil man nie wieder man selbst sein kann.

Ich glaube nicht, dass ich das könnte. Ich hatte zwar auch eine erste Beziehung, in der ich meinen Partner nicht geliebt habe, aber ich habe ihm auch nicht die große Liebe vorgespielt, was ich aber auch nicht musste, weil er mich auch immer ignoriert hat. Ich finde, dass das nichts bringt und auch irgendwie Zeitverschwendung ist, wenn man so etwas macht. Immerhin beraubt man sich ja auch selber der Zeit, in der man eine gute Beziehung haben könnte.

Ich habe noch niemandem meine Liebe vorgespielt und würde das auch nicht machen. Für mich ist das sehr schäbig und ich würde auch keinen Grund dazu sehen. Mit Gefühlen spielt man nicht und ich wüsste auch nicht, ob ich so etwas wirklich verzeihen könnte.

In Filmen ist ja doch meist vieles überspitzt oder wird einfacher dargestellt. Aber ich glaube, dass ich an Stelle des Mädchens doch Probleme hätte, dem Typen nochmal zu vertrauen. Wenn es erst heißt, dass er ihr seine Liebe nur vorgespielt hat, um sie ins Bett zu bekommen.

Ramones hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass ich das könnte. Ich hatte zwar auch eine erste Beziehung, in der ich meinen Partner nicht geliebt habe, aber ich habe ihm auch nicht die große Liebe vorgespielt, was ich aber auch nicht musste, weil er mich auch immer ignoriert hat.

Mal ehrlich, so etwas merkt man doch, wenn die Liebe nicht echt ist. Ich habe tatsächlich mal ein Paar getroffen, wobei ich gleich den Verdacht hatte, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Es hat sich dann einige Wochen oder Monate später tatsächlich herausgestellt, dass er sie nicht wirklich geliebt hat und er hat sie dann wegen einer Kleinigkeit fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Sie war am Boden zerstört und völlig fertig, denn sie hat ihn tatsächlich geliebt.

Ich finde, wenn man aufmerksam ist und die Menschen beobachtet und dann die Worte mit dem Verhalten, der Mimik, Gestik und den Taten abgleicht, dann merkt man sehr schnell, ob ein Mensch aufrichtig ist und ehrliche Gefühle empfindet oder ob er nur etwas vorspielt. Nur nehmen sich die wenigsten Menschen die Zeit dazu, das eben herauszufinden.

Ich finde diese Schnulzenroman-Plots ja immer zum Erbrechen. Für mich ist so ein Szenario immer genauso abgeschmackt, wie wenn eine "hässliche" Filmfigur sich die Brille abnimmt und den Zopf aufdröselt und auf einmal sieht sie aus wie ein Pornostar.

Im "wirklichen Leben" kenne ich solche Dramen nur aus meinen Teenagerjahren, als Themen wie die Entjungferung noch aktuell waren. Ab dem dritten Kind und der Scheidung stresst man sich da auch nicht mehr, da sind die Genitalien sowieso schon reichlich gebraucht. Generell bin ich der Meinung, dass man Liebe nicht erzwingen kann und dass es sehr wohl möglich ist, jemanden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zumindest ins Bett zu bekommen.

Und es gibt sicher viele Beziehungen, in denen die Liebe nie groß war und in denen die Partner aus finanziellen oder Fortpflanzungsgründen zusammenbleiben. Hier wird sicher oft Liebe vorgespielt, und nach außen hin die heile Welt vorgegaukelt, während sich innerlich schon lange nichts mehr rührt. Ich würde hier auch nicht zwangsläufig mit dem Finger auf arrangierte Verbindungen zeigen - auch die westliche "Liebesheirat" ist kein Patentrezept dafür, dass tatsächlich Gefühle im Spiel sind, die über Paarung oder Versorgung hinausgehen.

Das ist ja mal ein Plot, klingt schon sehr nach Young Adult Genre. Was in einem Buch noch funktionieren mag, kann ich mir in der Realität schwer vorstellen. Warum sollte man eine sympathische junge Frau so verarschen, wenn man ein halbwegs anständiger Kerl ist? Genau. Passt nicht. Das ist wieder so ein Ding, wo jungen Frauen suggeriert wird, aus dem Bad Boy könne irgendwann noch mal ernsthaftes Beziehungsmaterial werden. Motto: Liebe macht alles heile.

Über diesen furchtbaren Themenkomplex, der sich gefühlt durch die halbe, für weibliche Schmacht-Herzen gedachte Fiktion zieht, könnte ich mich immer wieder aufregen. Dass jemand auf gespielte Liebe hereinfällt, kann vermutlich nur passieren, wenn man sehr naiv oder verzweifelt ist. Bei einem durchschnittlich erfahrenen Menschen dürfte es mittelfristig nicht zu einfach werden.

Zum Glück bin ich aber auch noch nie in der Position gewesen, jemanden eine heiße Liebe vorgaukeln zu müssen. Ich wüsste auch gar nicht, ob ich das könnte, mein Gewissen würde mir vermutlich einen Streich durch die Rechnung machen. Aber ich war auch nie in der hier genannten Situation, in einem Schwellenland zu leben, aus dem ich unbedingt weg möchte und für das ich alles zu tun bereit bin, sogar eine Liebschaft vorspielen.

Verbena hat geschrieben:Aber ich war auch nie in der hier genannten Situation, in einem Schwellenland zu leben, aus dem ich unbedingt weg möchte und für das ich alles zu tun bereit bin, sogar eine Liebschaft vorspielen.

Ich frage mich immer, wie das gehen soll. Ich würde jetzt nicht komplett ausschließen, dass jemand nicht manipulativ genug sein kann, um Menschen sich gefügig zu machen. Da gibt es etliche Straftäter-Profile, wo das zutreffen würde, dass sie einem Partner wirklich genau das sagen, was er hören will und genau wissen, was man wie und wann in Situationen sagen muss. Das wissen die ganz einfach. Doch das trifft ja nicht auf alle zu.

Ich bin aber der Meinung, dass dies ohnehin ein ausgesprochen schäbiges Verhalten darstellt, wenn man jemanden seine Liebe nur vorspielt. Unabhängig dessen, wieso jemand nicht merkt, dass man verarscht wird. Ich finde, dass man hier eben mit Gefühlen spielt und einem Vertrauensverhältnis. Das hat oftmals auch nachhaltige Folgen bei manchen Persönlichkeiten, die dann dem neuen Partner automatisch misstrauen und das selbst nicht richtig mehr gefestigt unterbinden können.

Ich hatte auch den einen oder anderen Ex-Freund, der mir gerne mal sagte: ich wurde betrogen, sorry, dass ich nicht vertrauen kann. Einige ruhen sich darauf auf, aber man merkt auch wirklich, was vorausgegangene Geschichten mit einem tun können, sodass ich das sehr schäbig finde, wenn jemand Gefühle vorgaukelt, die nicht da sind. Einfach dreckig ist das in meinen Augen.

Für mich gibt es keinen Grund, wieso ich dies jemals tun sollte. Auch nicht aufgrund von Geldgeschichten. Das liegt mir nicht, einem Menschen dafür etwas vorzuspielen, um an etwas beispielsweise zu kommen, was er hat. Auch nicht, wenn ich nicht alleine sein könnte, würde ich jemanden Liebe vorspielen.

Jemand, der einem anderen Gefühle vorspielt und damit wissentlich den Gegenüber belügt und natürlich im Nachhinein auch wissentlich verletzt, dem wünsche ich mal Karma. So, dass ich die Person wirklich verliebt, aber selbst bis aufs Übelste verarscht wird. Mal gucken, ob man es erneut wiederholen würde.