Wie sinnvoll ist eine Bluecard für Flüchtlinge?

vom 21.07.2015, 07:36 Uhr

Gestern auf Arbeit lief im Hintergrund das Radio, sodass ich die einen oder anderen Nachrichten mitbekommen habe. Dort wurde dann auch gesagt, dass einige Politiker den Vorschlag geäußert haben, die so genannte "Bluecard" einzuführen, die die Flüchtlinge berechtigen würde, hier zu arbeiten und sich hier besser zu integrieren.

Das Problem ist aber, dass diese Bluecard nur im jeweiligen Heimatland beantragt werden kann. Außerdem werden nur Akademiker berücksichtigt, die ein bestimmtes Mindestjahreseinkommen nachweisen können. Alle anderen, beispielsweise Wirtschaftsflüchtlinge, die wegen den schlechten Arbeitsbedingungen fliehen möchten oder die durch Krisen oder Naturkatastrophen vertrieben werden, haben da überhaupt keine Chance.

Außerdem bezweifle ich, dass die Flüchtlinge, die die ganzen Strapazen des Hinwegs auf sich genommen haben, jetzt noch freiwillig zurückgehen, sich dort die "richtigen" Jobs suchen und dann warten bis sie so eine Bluecard bekommen.

Wie denkt ihr darüber? Findet ihr so eine Bluecard für Flüchtlinge sinnvoll? Warum? Warum nicht?

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Finde ich ehrlich gesagt nicht gut, die meisten Flüchtlinge sind ja wohl normale Arbeiter oder Menschen ohne Bildung, Akademiker haben in diesen Ländern meistens ein gutes Leben und müssen nicht flüchten. Daher finde ich diese Idee falsch. Viel eher sollte man jedem, der bereit ist eine Grundausbildung zu machen, dies ermöglichen und bei der Arbeitssuche helfen.

» Bascolo » Beiträge: 3578 » Talkpoints: 33,15 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Inzwischen dürfte wohl klar sein, dass wir ordentlich gefoppt wurden. Versprochen wurden lauter Akademiker, die uns den demographischen Wandel erleichtern würden. Gekommen sind fast nur Personen, die sich kaum in den Arbeitsmarkt integrieren können und bis an ihr Lebensende auf Hilfe angewiesen sind. Dazu kommen noch Gefährder und Kriminelle. Früher müsste man noch in die Fremdenlegion, wenn man einen neuen Pass wollte. Heute beantragt man einfach Asyl in Deutschland. Ich bewundere diejenigen, die glauben, dass 70 Prozent der Flüchtlinge ohne Pass hierher unterwegs waren und diese Leute einfach so hier einen Job finden. Die Bluecard war mit Sicherheit das Problem.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Juri1877 hat geschrieben:Die Bluecard war mit Sicherheit das Problem.

Wie kommst du denn darauf? Die Bluecard ist für Akademiker gedacht, die Mindestverdienstgrenzen liegen selbst bei Mangelberufen bei über 40.000 Euro im Jahr, in anderen Berufen bei über 50.000 Euro. Das sind doch Kriterien, die nur wenige Flüchtlinge, die in den letzten Jahren wirklich her geflüchtet sind erfüllen dürften. Es würde mich wundern, wenn überhaupt eine zweistellige Prozentzahl irgendetwas von dieser Bluecard gehört haben von den seit 2015 her gekommenen Flüchtlingen.

Ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster zu lehnen, die Bluecard dürfte recht wenig mit der Flüchltingskrise zu tun haben. Die Menschen kamen, weil es ihnen in ihren Heimatländern und ihren Flüchtlingslagern schlecht ging und nicht weil sie schon in ihren Heimatländern zu den Topverdienern gehört haben.

Zumal ja auch nicht einfach so in Deutschland einen neuen Pass bekommt nur weil man seinen alten Pass verloren hat und sich nicht mehr erinnern kann aus welchem Land man herkommt. Man mag dann einen Aufenthaltstitel bekommen, weil man nicht weiß wohin man solche Leute abschieben kann, was ja irgendwie auch logisch ist. Aber Deutscher wird man deswegen ja trotzdem nicht automatisch.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



2015 gab es eine Studie der UN, wonach 86 Prozent der Flüchtlinge einen höheren Bildungsabschluss hätten. Da wurden ganz andere Erwartungen geschürt. Jetzt sind die Leute da und niemand bekommt sie mehr weg. Darauf habe ich angespielt.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Naja die Zeiten ändern sich eben. Wenn man Flüchtlinge in der Nähe ihrer Heimatländer immer schlechter versorgt und dem UNHCR das Geld kürzt, dann brechen eben irgendwann auch die auf, die eigentlich schon wissen, dass sie keine Perspektive haben. Und wenn jemand weiß, dass er unter legalen Umständen keine Perspektive hat, dann wird er womöglich alles tun um das irgendwie zu ändern.

Schlussendlich bringst du aber genau wie die Afd keine Lösung des globalen Problems der Flüchtlinge. Das ist ganz einfach Fakt. Die einzige Lösung die du genau wie die Afd immer bringt ist das Abwälzen des Problems auf andere. Lasst die Flüchtling doch in Österreich an der Grenze stehen oder in Griechenland oder der Türkei, Hauptsache nicht bei uns. Aber was bringt das am Ende? Die Flüchtlinge bleiben deswegen ja doch nicht in Syrien oder Afghanistan oder Nordafrika oder sonst wo. Flüchtlingsströme sind ja kein Merkelexklusives Thema. Auch Trump hat damit ja zu tun und hat trotz aggressiver Rhetorik und zum Beispiel Familientrennung Stand heute gar nichts erreicht, was illegale Einwanderung in die USA angeht.

Wenn man schon der Meinung ist, man will sich in unserem Land nicht um Flüchtlinge kümmern müssen, dann muss man nicht versuchen, sie in andere Länder abzuschieben, sondern muss dafür sorgen, dass sie gar nicht erst loslaufen. Und das geht nicht mit Verboten oder Androhungen von Abschiebungen. Das sieht man doch. Einfach Pass wegwerfen und schon gibt es kein Land mehr, was die Flüchtlinge aufnehmen muss. Und nach Deutschland oder jedes andere EU-Land kommt man doch problemlos sofern du nicht die ganze EU einmauern willst und Selbstschussanlagen aufbaust.

Man muss dafür sorgen, dass die Not der Menschen nicht so groß wird, dass sie in Kauf nehmen, dass ihre Familie auf dem Weg in die EU sterben könnte. Und dafür reicht womöglich schon eine etwas bessere Versorgung in den Flüchtlingslagern um ihre Heimatländer herum. Die Flüchtlinge sind ja nicht alle plötzlich 2015 aufgetaucht. Die waren schon vorher da und waren Flüchtlinge. Aber sie haben zum Teil schon Jahre lang in Flüchtlingslagern um ihre Heimatländer gelebt. Würde die EU-Staaten nur einen Bruchteil von ihren jetzigen Ausgaben in das UNHCR und den Wiederaufbau der Länder stecken und sich von Demagogen wie Assad oder den Saudis lossagen, auch wenn das Geld kostet, dann könnte man sich höchstwahrscheinlich viele Probleme hier ersparen und viele Lebensbedingungen nachhaltig verbessern.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Das Thema heißt immer noch Bluecard. Und es scheint Einigkeit darüber zu bestehen, dass Flüchtlinge zu unqualifiziert dafür sind. Und genau dies wurde von Merkel anders kommuniziert. Statt Fachkräften haben wir nun eine Horde von Unqualifizierten, die unser Sozialsystem massiv belasten. Ich gehe davon aus, dass die Allermeisten noch 40 Jahre lang Sozialhilfe kassieren und somit Billionenkosten verursachen. Sinnloser konnte Geld nicht ausgegeben werden.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 12.04.2019, 17:11, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich denke die Diskussion ist eher müßig, denn die Anzahl der Akademiker, die in unser Land wollen, liegt bestenfalls im Promillebereich. Deutschland ist ja mittlerweile doch eher ein Land, das von gut ausgebildeten Menschen verlassen wird, mit zunehmender Tendenz, allein schon aufgrund der horrenden Steuersätze. Und selbst die Akademiker unter den Flüchtlingen erweisen sich in aller Regel als fachliche Totalkatastrophen.

Wenn das eingeführt wird, wird der Effekt wohl eher nicht sein, dass wir plötzlich massenhaft Fachkräfte anziehen. Wahrscheinlicher ist, dass der Handel mit gefälschten Universitätsabschlüssen in den typischen Herkunftsländern explodiert. Das ist doch absolut absehbar.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Juri1877 hat geschrieben:Das Thema heißt immer noch Bluecard. Und es scheint Einigkeit darüber zu bestehen, dass Flüchtlinge zu unqualifiziert dafür sind.

Nein Einigkeit besteht darin, dass du scheinbar gar nicht weißt worüber du hier schreibst. Es geht hier um die Bluecard, bei der du versuchst hast wieder einen unsinnigen Bogen zur Flüchtlingskrise zu spannen. Es mag sein, dass man bei der Flüchtlingskrise von mehr Akademikern ausgegangen ist als nachher gekommen sind. Aber was hat das mit der Bluecard zu tun?

Korrekterweise heißt die Antwort darauf gar nichts. Die Bluecard beantragt man nicht in Deutschland, sondern schon vor der Einreise. Dafür braucht man einen Hochschulabschluss und muss Einkommensuntergrenzen vorweisen. Wer also tatsächlich eine Bluecard bekommt, ist erstens wirklich Akademiker und zweitens gar kein Flüchtling, sondern mit einem rechtmäßigen Aufenthaltstitel hier bei uns.

Das mit Flüchtlingen zu vermischen, die ungebildet sein, bringt gar nichts, da es einfach falsch ist. Bluecardinhaber können schon per definitionem nicht ungebildet sein und vor allem finanzieren sie ihren Lebensunterhalt selber bei einer Mindestgrenze von 41.800 Euro in Mangelberufen (in anderen Berufen liegt die Grenze sogar noch höher).

Die Bluecard dürfte also eigentlich für keinen von uns ein Problem darstellen. Sie führt nur zu qualifiziertem Zuzug. Sowas kann nur Leute stören, die sich zum Beispiel im Krankenhaus dann lieber vom Pflegepersonal behandeln lassen würden als vom ausländischen Arzt, wenn es keinen deutschen Arzt mehr gibt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Vielleicht sollte sich da noch mal jemand die Überschrift durchlesen? Es geht eindeutig um die Bluecard und Flüchtlinge. 2015 gab es diese tolle UN-Studie, wonach 86 Prozent der Flüchtlinge eine höhere Schulbildung hätten. Damals war auch immer die Rede vom demographischen Wandel, der ohne diese Flüchtlinge angeblich nicht zu bewältigen wäre. Davon hört man heute nichts mehr. Ich sehe übrigens kein Problem mit qualifizierten UND anpassungswilligen Kandidaten. Wie hoch ist denn der aktuelle Bedarf?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^