Heirat: Nur den bereits vorhandenen Kindern zuliebe?

vom 19.09.2014, 00:24 Uhr

Ich selber habe keine Kinder. Und das Heiraten hat bei mir derzeit auch keine große Priorität. Es kann durchaus sein, dass ich irgendwann mal heirate, aber an sich finde ich, dass man auch so gut zusammenleben kann, ohne Trauschein. Wenn überhaupt, dann werde ich mal anbetrachts der steuerlichen Vorteile darüber nachdenken.

Emotional hat eine Hochzeit für mich aber keinen großen Wert, denn ich finde, dass man einander auch Zusammenhalt, Treue und die Bereitschaft, sein Leben gemeinsam zu meistern, erklären kann, ohne, dass ein Pfarrer oder Standesbeamte dabei ist. Und tolle Feiern kann man ja auch so veranstalten, da muss es keine Hochzeit sein. ;) Aber das bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Es gibt ja auch Leute, die Hochzeiten strikt ablehnen und die Leuten, die heiraten, vorwerfen, sie seien altmodisch oder unemanzipiert. So sehe ich das nicht, ich vertrete die Meinung, dass jeder sich so binden oder auch nicht binden sollte, wie es ihm selbst gefällt.

Aber unabhängig von meiner eigenen Sicht der Dinge, bekomme ich natürlich immer wieder mit, wie Leute im Bekanntenkreis oder Freundeskreis heiraten. Mittlerweile kommt es oft vor, dass Leute erst nach vielen Jahren Beziehung, und wenn sie schon gemeinsame, uneheliche Kinder haben, heiraten. In vielen Fällen höre ich dabei, und das erstaunt mich ein bisschen, dass man den Kindern zuliebe heiratet. Teilweise kommt das auch noch vor, wenn das gemeinsame Kind schon in der Pubertät angelangt ist. Und in einem Fall haben die Eltern sogar erst geheiratet, nachdem ihr Kind geheiratet hat. Okay, das kann auch einen gewissen "Vorbildeffekt" haben, meine Mutter hat bald, nachdem ich mein Studium begann, auch ein Studium angefangen. Aber bisschen kurios finde ich das trotzdem.

Ich will niemanden dafür kritisieren, finde es auch keineswegs schlimm, aber ich frage mich einfach: Was ist der Gedanke dabei, den Kindern zuliebe zu heiraten? Uneheliche Kinder sind heute ja nicht mehr so ein schlimmes Stigma, wie noch in den 1950er Jahren oder früher. Abgesehen davon frage ich mich einfach, woher einem der Gedanke kommt, für das Kind oder die Kinder zu heiraten, wenn man vorher schon 8, 9 oder 10 Jahre unverheiratet gemeinsam mit dem Kind oder den Kindern gelebt hat. Sicher, dagegen, irgendwann zu heiraten, wenn man eben das Gefühl hat, dass man das möchte, spricht nichts. Aber die Beweggründe, es den Kindern zuliebe zu tun, würden mich einfach interessieren.

Oder anders gefragt: Was haben die Kinder davon? Möchte man eine schöne Feier veranstalten? Möchte man die romantischen Ideen der Tochter, dass eine Hochzeit "dazugehöre" zu einer langjährigen Liebe, erfüllen? Geht es vielleicht auch um eine Art Vorbildfunktion? Oder spielen ganz einfach rechtliche Gründe eine Rolle? Die Absicherung der Kinder im Unglückfall? Mich würde wirklich interessieren, welche Gründe es alles dafür gibt, nur den Kindern zuliebe zu heiraten. Gerade persönliche Erfahrungen sind auch willkommen! :)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bevor ich meine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten angefangen hatte und meinen Mann noch nicht kannte, wollte ich auch nie heiraten. Ich hatte es als Geldverschwendung angesehen, denn schließlich ändert sich ja nichts an den Gefühlen für den Partner, wenn man heiratet.

Dann lernte ich in der Ausbildung, wie gravierend eigentlich die rechtlichen Nachteile für die Ehepartner und die Beziehung zu den gemeinsamen Kinder ist, wenn man nicht heiratet (z. B. Erb- und Rentenrecht). Als ich danach noch meinen Mann kennenlernte und er mir den Antrag machte, war die Entscheidung in meinem Kopf dann sowieso schon endgültig getroffen.

Nur um den Kindern ein gutes Vorbild zu sein (warum ist das ein gutes Vorbild?) oder sie ehelich zu machen, würde ich allerdings nie heiraten. Mein Mann hat in seiner vorherigen Beziehung genau diesen Fehler gemacht und bereut ihn immer noch.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wieso das Verheiratetsein von einigen Menschen als vorbildhaft gesehen wird? Ich denke mal, das hängt mit konservativen Denkweisen und Wertvorstellungen zusammen. Es gibt sicherlich Menschen, die meinen, dass "man" eine richtige Bindung per Ehe besiegeln müsse. Vor nicht zu langer Zeit galten unverheiratete Paare ja generell noch als anstößig und unsittlich. Ich kann mir vorstellen, dass manche Menschen noch immer so denken. Oder dieses Denken eben erst mit dem Altwerden entwickeln.

Oder sie empfinden die Ehe vielleicht als besondere Bezeugung von Vertrauen und Zusammenhalt und finden es wichtig, diese Werte irgendwie ihren Kindern gegenüber besonders zu betonen. Vielleicht entsteht dadurch dann eben irgendwann der Wunsch, trotz langer eheloser Partnerschaft doch noch zu heiraten. Manche entwickeln dieses Denken erst mit dem Alter, von daher kann ich mir vorstellen, dass einige vielleicht erst zu diesem Schluss kommen, wenn schon Kinder da sind.

Aber generell gesprochen: Was einzelne Leute an der Ehe gut und für ihre Kinder vorbildhaft finden, musst Du sie wohl selbst fragen. Da dürfte jeder auch eine unterschiedliche Begründung für haben. Ich gehöre, wie ich ja auch schon schrieb, nicht zu den Leuten, die eine Ehe für zwingend notwendig halten.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Den einzigen Nachteil hat doch nur ein Partner im Fall, dass der andere Partner verstirbt. Denn die Steuervorteile sind nicht so gravierend aus meiner Sicht. Im Erbrecht liegen einige Dinge, die mit einer Ehe also einfacher geregelt werden können. Aber für die Kinder ist es egal, ob die Eltern verheiratet waren oder nicht, wenn ein Elternteil verstirbt. Deswegen kann es doch nur emotionale Gründe haben, wenn man den Kindern zuliebe heiratet.

Wobei es doch meist eher der gemeinsame Nachname ist, damit die Kinder in der Schule keine Fragen bekommen, warum denn der Vater oder die Mutter anders heißen als das Kind selbst. Ich selbst habe ja im letzten Jahr ein zweites Mal geheiratet, habe den Namen meines Mannes angenommen und die Kinder heißen weiterhin nach ihrem Vater.

Das gibt manchmal Verwechslungen in der Anrede durch die Lehrer, aber damit kann ich leben. Vor allem in der ehemaligen Grundschule war das so, weil man mich eben mehrere Jahre mit dem Namen meines Ex-Mannes kannte. Ich muss dann immer lächeln, aber bin niemanden deswegen böse. Meinen Kindern macht es übrigens nichts aus, dass ich nun einen anderen Nachnamen trage als sie.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich frage mich, ob das nicht eher ein vorgeschobener Grund ist. Denn seien wir ehrlich: mittlerweile sind uneheliche Kinder so dermaßen normal, dass keiner deswegen gemobbt oder schief angeschaut wird. Also nur wegen der Kinder zu heiraten finde ich irgendwie daneben und weltfremd. Wenn man schon heiratet, sollte man es selbst wollen und auch mit den Konsequenzen einer Heirat oder Nicht-Heirat leben können. Wenn man die Verantwortung auf andere schiebt ist das nicht besonders erwachsen oder reif.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich hätte mir als Kind auch eine Heirat meiner Eltern gewünscht. Das lag daran, dass meine Mutter vorher einen Mann geheiratet hatte, der dann verstorben ist. Mit ihm zusammen hat sie meine beiden Brüder gemacht. Nun hatte ich dann also einen Nachnamen, mit dem ich nichts anfangen konnte, also so gar nicht und der auch gar nicht so wohlklingend war wie der Nachname meines Vaters, mit dessen Nachnamen ich mich auch eher identifiziert habe.

Letztendlich ist es irgendwie auch schön, wenn alle den selben Nachnamen haben und dennoch finde ich auch, wie du, dass man das immer selber entscheiden sollte und jeder das so machen kann wie er will. Ich denke, dass viele nach vielen Jahren heiraten, weil auch immer noch der Druck von außen hoch ist. So wird dann in der Schule gefragt oder im Kindergarten, die Schüler selber fragen. Das kenne ich von mir auch, wobei das ja auch etliche Jahre her ist. In den Köpfen scheint so etwas immer noch wichtig zu sein, warum auch immer.

Wobei ich mich da gar nicht ausschließen will. Meine Kinder wurden beide innerhalb meiner Ehe geboren, wobei das für mich aber immer auch wichtig war, zu heiraten. Hätte ich eher ein Kind bekommen, hätte es den Nachnamen des Papas bekommen, da eine Heirat für mich immer im Raum stand und für meinen Mann auch. Ich hänge nicht so an den alten Werten, aber ich finde es einfach schöner und auch sicherlich etwas vorteilhafter was Behördengänge angeht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke auch, dass es für Kinder schon schwierig sein kann, wenn sie eben nicht den gleichen Nachnamen tragen. Eine Freundin hat zwei Kinder mit ihrem Partnern und diese haben beide den Nachnamen des Mannes, da meine Freundin meint, dass sie ja vielleicht doch mal heiraten würde. Sicherlich bekommen Kinder dann mit, dass in anderen Familien alle den gleichen Nachname tragen. Gewisse andere Vorteile hat eine Ehe ja natürlich auch noch, wie eben steuerliche Aspekte und auch was Erbe und Absicherung im Todesfall angeht.

Ich denke nicht, dass die Kinder immer ein vorgeschobener Grund sind, wenn ein Paar dann nach Jahren noch heiratet. Bei manchen passt es ja oftmals früher nicht oder es steht immer etwas anderes an, so dass die Hochzeit aufgeschoben wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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