Partner bitten, wenn man sich selbst nicht durchsetzen kann?

Eine Bekannte von mir hatte neulich Probleme an der Uni, da man beim Prüfungsamt ein Attest von ihr nicht direkt anerkennen wollte. Sie war dann auch ziemlich sauer, konnte aber dennoch nichts machen. Am Ende kam ihr Freund und regelte die Sache für sie. Ich finde das eigentlich nicht so gut, wenn man jemanden anderen vorschickt, weil man sich selbst nicht durchsetzen kann, allerdings habe ich mich dabei auch schon erwischt.

Erst neulich hat mein Freund für mich einen Anruf bei meinem Internetanbieter gemacht, da ich dort offenbar nicht resistent genug herübergekommen bin. Am Ende habe ich 50 Euro erstattet bekommen und am nächsten Tag kam ein Router per Expresslieferung ins Haus. Das ganze auch nur, weil man Freund einfach weiß, auf welche Knöpfe er drücken muss und womit er den Unternehmen drohen kann. Als Laie kennt man sich damit mitunter einfach nicht aus.

Wie ist das bei euch, wendet ihr euch mitunter auch an euren Partner oder an andere, wenn ihr euch in einer bestimmten Sache nicht durchsetzen könnt? Sind dass dann Leute mit Fachwissen oder einfach jemand der etwas direkter ist, als ihr das seit? Findet ihr das peinlich oder ist das in manchen Situationen in Ordnung?

Ich finde es eigentlich legitim, wenn man jemanden das machen lässt, was er eben auch besser kann. Ich habe früher meinen Vater auch gern mit genommen, wenn es um Autos ging. Ich habe auch schon einen männlichen Kollegen gebeten mit der Werkstatt zu sprechen, weil ich mich da als Frau irgendwo veräppelt gefühlt habe. Und meine Freundin hat letztens ihren Mann in ihre Werkstatt geschickt. Sie hatte dort ihren Wagen bereits drei Mal mit einem unauffindbaren Problem vorgestellt, als ihr Mann dorthin fuhr, fand sich komischerweise die Lösung.

Meine Mutter lässt mich auch allen möglichen Kram regeln, weil ich einfach die Dinge schneller geregelt bekomme. Ich bin am Telefon halt aber auch nicht so nett, sondern vielmehr zielgerichteter.

Ich versuche eigentlich immer alles auf eigene Faust zu regeln, aber manchmal klappt es leider nicht. Wenn man sich im Recht fühlt, finde ich es aber durchaus legitim, jemanden vorzuschicken, der da etwas mehr Durchsetzungsvermögen hat.

Vor Kurzem habe ich beispielsweise einen Vertrag angefochten, weil ich völlig zu Unrecht über 40 Euro (bei einem Jahr Mindestvertragslaufzeit) bezahlen sollte. Zum Glück kenne ich mich dank einiger Module im Studium aus und wusste, wie eine Anfechtung funktioniert. Das Unternehmen hat das leider nicht interessiert und ich bin mit einem Inkasso Verfahren "bedroht" worden. Dann musste ich auch extra zum Anwalt, der dem Unternehmen exakt dasselbe in grün geschrieben hat, aber weil es vom Anwalt seriöser wirkt, setze dieser sich durch.

Ein anderes Mal wollte ich ein Kleid umtauschen. Die Verkäuferin behauptete kackfrech, man sähe dem Kleid an, dass es schon mehrmals getragen worden war (nach einmaligem Anprobieren, ist klar). Eine Woche später schickte ich auch meine Mutter vor in der Hoffnung, dass jemand Mitte 40 seriöser wirkt als eine 20-jährige. Und tatsächlich wurde das Kleid ohne Mucken umgetauscht.

Natürlich würde ich bei solchen Dingen lieber auf die Hilfe anderer verzichten, aber manchmal muss ich mir eingestehen, dass andere Leute vielleicht seriöser und selbstbewusster wirken.

Ich bin auch eher der Typ, der viele Sachen selbst machen will und machen muss und der nicht von anderen abhängig sein möchte. Jedoch klappt es leider nicht immer. So ist es auch schon das eine oder andere Mal vorgekommen, dass ich Rat und Tipps bei jemandem gesucht habe oder jemanden direkt um Hilfe bat, wenn ich nicht weiter wusste.

So bin ich aber auch schon für andere eingesprungen, wenn diese zu schüchtern waren. Eine meiner jüngeren Schwestern beispielsweise hatte sich mal extrem teure Winterstiefel gekauft, bei denen jedoch schon nach wenigen Wochen der Absatz kaputt ging und die Sohle abging, sodass diese Wasser undicht wurden.

Gerade bei Winterstiefeln sollte das wegen Schnee und so aber überhaupt nicht passieren, bei dem Preis schon gar nicht. Sie hatte zuvor noch nie so viel Geld ausgegeben und wollte die Schuhe dann umtauschen, war aber zu schüchtern und wusste nicht wie sie das am Besten anstellen sollte, dass die Schuhe auch angenommen werden. Also regelte ich das für sie und sie bekam ihr Geld zurück.

Ein anderes Mal hatte mein Cousin ein Videospiel gekauft, zu Hause jedoch festgestellt, dass der Online-Registrierungscode dem Spiel nicht beigelegen hatte, sodass das Spiel praktisch wertlos war. Da habe ich das auch für ihn geregelt und er bekam den Code nachträglich noch dazu. Ich finde es selbstverständlich zu helfen, wenn man um Hilfe gebeten wird.

Crispin hat geschrieben:Das ganze auch nur, weil man Freund einfach weiß, auf welche Knöpfe er drücken muss und womit er den Unternehmen drohen kann. Als Laie kennt man sich damit mitunter einfach nicht aus.

Ich finde man muss Dinge selber angehen. Natürlich kann man vielleicht mal einen Anruf weitergeben, wenn man selber keine Zeit hat und das Problem beide angeht, aber wenn es mein Problem ist, dann löse ich das selber und muss niemanden vorschicken. Das macht auch einen total bescheuerten Eindruck. Ein bisschen so als würde man den großen Bruder holen, damit er mit den Kindern, die einen ärgern, alles ausfechtet. Das ist lächerlich und kindliches Verhalten.

Als erwachsene Person sollte man Dinge selber klären können. Wenn dein Freund einen guten Trick hat, damit er Dinge schneller bekommt, dann frag ihn doch einfach danach. Letztendlich muss man sich im Leben aber immer selber durchsetzen und dies ist auch wichtig zu lernen, da man sonst an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein einbüßt.

Es kommt darauf an, um was es sich handelt. Normalerweise kannte man es ja nur, dass die Eltern sich um gewisse Dinge kümmern, wenn man selbst noch jung und vielleicht gerade in der Grundschule ist. Ansonsten nimmt man doch immer mehr seine Angelegenheiten selbst in Angriff.

Ich habe mir nur bei einer bestimmten Situation von jemand anderem helfen lassen. Damals habe ich in einem Betrieb gearbeitet, in dem ich sehr gemobbt wurde und wirklich mies behandelt. Ich hatte noch ein paar Sachen dort, die abgeholt werden mussten. Dies hat dann aber jemand anderes für mich gemacht. Ich muss aber auch sagen, dass ich zu der Zeit wirklich mit den Nerven runter war und dann auch froh gewesen bin, dass mir dieser Gang abgenommen wurde. Im Nachhinein denke ich heute, dass ich meine Sachen einfach hätte selbst abholen sollen und erhobenen Hauptes dort wieder herausgehen sollen. Immerhin hatte ich mir da nichts vorzuwerfen.

Ansonsten denke ich aber auch, dass man selbst seine Angelegenheiten regeln sollte. Es macht auch immer einen komischen Eindruck, wenn der Partner oder ein Elternteil oder sonst jemand für einen etwas macht. Bei einer Nachbarin habe ich auch erlebt, wie unselbstständig sie dadurch war, dass ihr Mann zu Lebzeiten immer alles geregelt hat. Sie selbst war nach seinem Tod erst einmal total überfordert und kam alleine damit nicht zurecht.

Klar, wozu ist man denn ein Team? Ich bin weder schüchtern noch auf den Mund gefallen, aber manchmal erstens etwas zu brüsk und direkt, wenn ich versuche mich durchzusetzen, und zweitens eine harmlos aussehende Frau mit einer leider ziemlich brüchigen Stimme.

Und Tatsache ist eben, dass mein Partner im "Charmant bezirzen" erheblich besser ist, wenn es um Sonderwünsche oder Reklamationen geht, und wenn bezirzen nichts bringt, hilft es auch eher, wenn ein stattlicher Typ mit einer befehlsgewohnten Stimme mitteilt, dass es so nicht geht, als wenn ich das Fiepsen und Meckern anfange.

Umgekehrt können wir auch mittlerweile gut einschätzen, wenn die europäisch aussehende Frau besser ankommt als der braun aussehende Typ mit der Türsteherfigur. Auf diese Art ("Lass mich reden und mach dein deutschestes Gesicht!") habe ich beispielsweise einem älteren ländlich-sittlichen Ehepaar die Wohnung abgeluchst, die sie verkaufen wollten. Wenn man die Leute ein bisschen manipulieren kann, hat das durchaus Vorteile.

Mein Partner hat einen bestimmten Beruf, der im Alltag wirklich sehr hilfreich sein kann. Er kennt sich damit in verschiedenen Bereichen sehr gut aus und weiß, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte. Wenn ich also irgendwelchen Papierkram habe, den ich nicht ganz verstehe, schaut er dann gerne mal drüber. Genauso hilft er mir auch immer, wenn es darum geht, irgendetwas zu managen, wie in deinem Beispiel mit dem Router.

Es geht bei mir aber nicht in erster Linie darum, dass mein Freund durchsetzungsfähiger ist. Das stimmt gar nicht unbedingt. Mein Freund ist zwar deutlich extrovertierter als ich und hat kein Problem mit fremden Menschen zu reden, allerdings ist er eben auch sehr ruhig, harmoniebedürftig und eben auch bedächtig bei Gesprächen, bei denen es um etwas geht. Da lenkt er dann auch eher mal ein als ich. Wenn ich schon mit anderen rede, dann habe ich auch kein Problem, mal auf den Tisch zu hauen. Das macht dann für mich auch keinen Unterschied mehr.

Bei mir geht es aber einfach darum, dass mein Freund sich mit vielem, was seinen Beruf angeht eben besser auskennt als ich. Da ist es absolut sinnvoll, dass er einfach bestimmte Dinge für mich übernimmt. So sind wir beide auf der sicheren Seite und die Erfolgschancen sind größer, wenn er seine Meinung dann auch noch klar und richtig begründen kann. Er macht das aber auch gerne und für meinen Freund ist es absolut selbstverständlich, dass er mir dann auch unter die Arme greift. Das macht er ja nicht nur bei mir, sondern auch bei Freunden und er macht es eben gerne.

Gerbera hat geschrieben:Klar, wozu ist man denn ein Team?